Autonomes Fahren

Bei Springer ist im Frühjahr 2015 der Herausgeberband „Autonomes Fahren: Technische, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte“ erschienen. Folgende Fragen werden aufgeworfen: „Ist das voll automatisierte, autonom fahrende Auto zum Greifen nah? … Wie werden autonome Fahrzeuge in das aktuelle Verkehrssystem integriert? Wie erfolgt ihre rechtliche Einbettung? Welche Risiken bestehen und wie wird mit diesen umgegangen? Und welche Akzeptanz seitens der Gesellschaft sowie des Marktes kann hinsichtlich dieser Entwicklungen überhaupt erwartet werden?“ (Info auf springer.com) Experten aus Deutschland und den USA „beschreiben aus ingenieur- und gesellschaftswissenschaftlicher Sicht zentrale Themen im Zusammenhang mit der Automatisierung von Fahrzeugen im öffentlichen Straßenverkehr“ und versuchen aufzuzeigen, welche Entscheidungen einem autonomen Fahrzeug abverlangt werden bzw. welche Moral programmiert werden muss. Gefördert wurde die Publikation durch die Daimler und Benz Stiftung. Das breite Themenspektrum gefällt. Es fällt auf, dass in den Beiträgen zentrale Begriffe wie „Maschinenethik“ und „Moralische Maschinen“ fehlen (die in den Literaturangaben vorkommen) und dass man auf diesen Gebieten tätige Wissenschaftler aus der Schweiz und aus Österreich nicht einbezogen hat; zudem sind führende Experten aus Informatik, Robotik und Rechtswissenschaft nicht dabei, etwa Raúl Rojas (Berlin) und Eric Hilgendorf (Würzburg), die sich seit Jahren mit dem autonomen Fahren beschäftigen. Das Buch kann über http://www.springer.com/de/book/9783662458532 heruntergeladen werden.

Smart Cars made in Switzerland

„Die Schweiz kann wieder eine bedeutende Rolle im Automobilbau und in der Zulieferindustrie spielen. Es braucht nur die richtigen Weichenstellungen. Die Bahn wird nicht aufs Abstellgleis geraten, sondern kann sogar Synergien schaffen.“ Um diese scheinbar gewagte These zu begründen, holt Oliver Bendel in seinem Artikel „Made in Switzerland: Smart Cars“ ein bisschen aus. Er erzählt die Geschichte des Automobils in der Eidgenossenschaft, erklärt im Detail, was autonome Autos sind, und kommt dann zur Sache. „Was spricht dafür, dass die Schweiz in diesem boomenden Markt der Car IT, der Assistenzsysteme und der autonomen Autos eine Chance hat? Dass sie mitspielt, sozusagen mitfährt, im Mittelfeld oder an der Spitze?“ Mehrere Argumente werden genannt, und am Ende wird klar, dass es wirklich sein könnte, wenn man nur wollte, wenn Einrichtungen und Personen einmal über den Tellerrand hinausschauen würden, wenn sie einmal visionär wären, dann … Der Beitrag ist im Mai 2015 in der UnternehmerZeitung erschienen und kann hier als PDF heruntergeladen werden.

Messer

Abb.: Made in Switzerland

IT 2020

Das Swiss ICT Symposium ist laut eigenen Angaben seit „35 Jahren der Treff von IT-Entscheidern und Managern mit persönlichem Austausch im exklusiven Kreise“ (Website swissict.ch). Weiter heißt es: „Ein einzigartiger Mix von Referenten aus Wirtschaft, Forschung, Politik und Gesellschaft bietet Inspiration und Know-how.“ Bei der aktuellen Durchführung geht es um technische und wirtschaftliche Innovationen, u.a. um den digitalisierten Kunden, das Internet der Dinge, die Maschine-Maschine-Kommunikation, um Cloud Computing und Big Data. Keynote-Speaker sind Sascha Lobo und Sven Gabor Janszky. Eines der 12 Kurzreferate wird Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) halten, zu sozialer Robotik und Maschinenethik. Die Veranstaltung findet am 11. und 12. November 2015 im Kultur- und Kongresszentrum Luzern statt. Die Anmeldung ist über www.swissict.ch möglich.

Abb.: Eine digitalisierte Kundin?

Autonome Autos und Ethik

Im Folgenden eine Zusammenstellung von Beiträgen zu Fahrerassistenzsystemen und autonomen Autos aus Sicht der Maschinenethik und der Ethik im Allgemeinen. Die meisten sind online verfügbar. Ein Schwerpunkt sind automatische Bremsungen für Tiere und Menschen.

Bendel, Oliver. Die Parkbucht des Karneades: Viereinhalb Dilemmata der Robotik. In: inside-it.ch, 17. März 2015. Über http://www.inside-it.ch/articles/39531.

Bendel, Oliver. Die Maschinenstürmer des Informationszeitalters. In: ICTkommunikation (Online-Ausgabe), 5. März 2015. Über https://ictk.ch/inhalt/die-maschinenst%C3%BCrmer-des-informationszeitalters.

Bendel, Oliver. Überlegungen zur Disziplin der Tier-Maschine-Interaktion. In: gbs-schweiz.org, 14. Februar 2015. Über http://gbs-schweiz.org/blog/ueberlegungen-zur-disziplin-der-tier-maschine-interaktion/.

Bendel, Oliver. Neun Thesen zu autonomen Autos. In: ICTkommunikation (Online-Ausgabe), 6. Februar 2015. Über https://ictk.ch/inhalt/neun-thesen-zu-autonomen-autos.

Bendel, Oliver. Selbstständig fahrende Autos. Beitrag für das Gabler Wirtschaftslexikon. Gabler/Springer, Wiesbaden 2015. Über http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/selbststaendig-fahrende-autos.html.

Bendel, Oliver. Advanced Driver Assistance Systems and Animals. In: Künstliche Intelligenz, Volume 28, Issue 4 (2014). S. 263 – 269.

Bendel, Oliver. Wirtschaftliche und technische Implikationen der Maschinenethik. In: Die Betriebswirtschaft, 4/2014. S. 237 – 248.

Bendel, Oliver. Towards Machine Ethics. In: Technology Assessment and Policy Areas of Great Transitions. 1st PACITA Project Conference, March 13 – 15, 2013. Prague, Czech Republic. S. 321 – 326. Auch als PDF erhältlich.

Bendel, Oliver. Für wen bremst das Roboterauto? In: Computerworld.ch, 16. Mai 2014. Über http://www.computerworld.ch/marktanalysen/studien-analysen/artikel/.

Bendel, Oliver. Fahrerassistenzsysteme aus ethischer Sicht. In: Zeitschrift für Verkehrssicherheit, 2/2014. S. 108 – 110.

Bendel, Oliver. Fahrerassistenzsystem. Beitrag für das Gabler Wirtschaftslexikon. Gabler/Springer, Wiesbaden 2014. Über http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/fahrerassistenzsystem.html.

Bendel, Oliver. Das Tier als Objekt der Moral der Maschine: Zum Verhältnis von Tier- und Maschinenethik. In: Telepolis, 2. Januar 2014. Über http://www.heise.de/tp/artikel/40/40684/.

Bendel, Oliver. Considerations about the Relationship between Animal and Machine Ethics. In: AI & SOCIETY, Dezember 2013 („Online-First“-Artikel auf SpringerLink).

Bendel, Oliver. Ich bremse auch für Tiere: Überlegungen zu einfachen moralischen Maschinen. In: inside-it.ch, 4. Dezember 2013. Über http://www.inside-it.ch/articles/34646.

Bendel, Oliver. Buridans Robot: Überlegungen zu maschinellen Dilemmata. In: Telepolis, 20. November 2013. Über http://www.heise.de/tp/artikel/40/40328/1.html.

Bendel, Oliver. Einfache moralische Maschinen. In: KMU Business World, 30. August 2013. Über http://www.kmu-businessworld.ch/de/content/einfache-moralische-maschinen.

Bendel, Oliver. Asimovs Automatobile: Selbstständig fahrende Autos in Fiktion und Realität und als Gegenstand der Maschinenethik. In: Telepolis, 27. August 2013. Über http://www.heise.de/tp/artikel/39/39728/1.html.

Bendel, Oliver. Über gute und böse Maschinen: Möglichkeiten und Grenzen der Maschinenethik. In: ICTkommunikation, 5/2013. S. 28 – 30. Auch als PDF erhältlich.

Bendel, Oliver. Die Moral der Maschinen: Überlegungen zur Maschinenethik. In: inside-it.ch, 24. Oktober 2012. Über http://www.inside-it.ch/articles/30517.

Bendel, Oliver. Maschinenethik. Beitrag für das Gabler Wirtschaftslexikon. Gabler/Springer, Wiesbaden 2012. Über http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/maschinenethik.html.

Beuth, Patrick. Wenn Software über Leben und Tod entscheidet. In: ZEIT ONLINE, 13. Mai 2014. Über http://www.zeit.de/digital/internet/2014-05/unfall-fahrerlose-autos-ethik.

Büchel, Stephanie. Wie viel Moral braucht eine Maschine? In: Liewo, 2. Juni 2013. S. 12. Auch als PDF erhältlich (mit freundlicher Genehmigung der Autorin).

Hevelke, Alexander; Nida-Rümelin, Julian. Responsibility for Crashes of Autonomous Vehicles: An Ethical Analysis. In: Science and Engineering Ethics, 11. Juni 2014.

Holzer, Holger. Das Autonomie-Dilemma: Wenn Maschinen über Menschenleben entscheiden. In: Focus, 28. Januar 2015. Über http://www.focus.de/auto/news/wenn-maschinen-ueber-menschenleben-entscheiden-das-autonomie-dilemma_id_4437354.html.

Kaeser, Eduard. Das „moralische“ Auto. In: NZZ.ch, 17. April 2014. Über http://www.nzz.ch/wissenschaft/uebersicht/das-moralische-auto-1.18284699.

Mertens, Frank. Kind oder Rentner: Für wen bremst das Roboterauto? In: Autogazette, 1. April 2015. Über http://www.autogazette.de/daimler/ethik/autonom/kind-oder-rentner-fuer-wen-bremst-das-roboterauto-512035.html.

Nüesch, Danja. Das Zähmen der Maschinen. In: Schweizer Radio und Fernsehen SRF, 17. November 2014. Über http://www.srf.ch/kultur/gesellschaft-religion/das-zaehmen-der-maschinen.

Rauch, Christian. Cloud am Steuer. In: GDI Impuls, 2/2014. S. 40 – 45. Auch als PDF erhältlich (mit freundlicher Genehmigung des Autors).

modern_car

Abb.: Ein modernes Auto

Moral und Maschine

In einem Artikel in der Welt am Sonntag (Sonderausgabe Industrie 4.0) finden sich Aussagen von Oliver Bendel zu moralischen Maschinen. Vorausgegangen war ein intensiver Austausch mit dem Redakteur Jürgen Bröker. Die Industrie und manche Wissenschaftler wollen nach Meinung von Bendel möglichst viele Roboter und Maschinen bauen und verkaufen, möglichst viele teilautonome und autonome Systeme, die selbstständig handeln. In einigen Bereichen sei das tatsächlich sinnvoll, etwa wenn etwas für Menschen zu gefährlich, zu zeitraubend oder zu aufwändig und zugleich eine gewisse Urteilskraft vonnöten wäre. In der intelligenten Fabrik nehmen Roboter dem Menschen anstrengende Tätigkeiten ab und arbeiten mit ihm Hand in Hand. Das ist u.a. ein Thema der sozialen Robotik. Bedauerlicherweise werden die Roboter auch Menschen ersetzen. In der Industrie 4.0 braucht es kaum noch Arbeiter. Im Militär erträumt man sich Drohnen und Kampfroboter, die selbstständig technische und menschliche Ziele identifizieren und eliminieren. Die Drohnen müssen dabei sehr komplexe moralische Entscheidungen treffen. Bendel ist nicht in der militärischen Forschung tätig. Und er wehrt sich gegen eine massenhafte Ausbreitung der Maschinen. Wenn man eine gewisse Anzahl in übersichtliche Situationen entlässt und sie besser im doppelten Sinne macht, findet er das nicht schlecht. Er fordert einfache moralische Maschinen. Komplexe moralische Maschinen wie Roboterautos, die im Straßenverkehr selbstständig entscheiden, ob sie die Frau, den Mann oder die Gruppe spielender Kinder töten sollen, wenn die Bremsen versagen und keine Ausweichmöglichkeit mehr besteht, seien keine gute Idee. Manche Industrievertreter möchten aber genau das haben, hochgetunte Maschinen mit einer komplexen Moral. Der Forscher glaubt, dass die Gesellschaft das nicht akzeptieren wird. Der Artikel mit dem Titel „Moral und Maschine“ ist am 12. April 2015 erschienen. Zusätzlich zur Papierversion gibt es eine Online-Version mit dem Titel „Wie viel Moral muss eine Maschine haben?“.

 

Auto, Motor, Spaß

Lustiges und Ernstes war beim Auto-Motor-Sport-Kongress 2015 in Stuttgart zu vernehmen. Winfried Hermann, seines Zeichens Verkehrsminister in Baden-Württemberg, sorgte sich um sein bestes Stück: „Autonomes Fahren ist die Entmannung des deutschen Autofahrers“, sagte der grüne Politiker laut der Süddeutschen Zeitung vom 11. April 2015. Rafael Capurro, Informationsethiker, begab sich auf das Gebiet der Maschinenethik und ging auf die Moral des Autos ein, oder genauer auf die des Menschen, die auf sein bestes Stück übertragen wird. Er bemerkte laut auto-motor-sport.de, man könne die Philosophie „Ich bremse auch für Tiere“ in solch ein System einbetten. Wer sich für Fahrerassistenzsysteme und Roboterautos nicht nur mit Blick auf Menschen interessiert, sei u.a. auf die Artikel „Das Tier als Objekt der Moral der Maschine“ (Telepolis, 2014), „Fahrerassistenzsysteme aus ethischer Sicht“ (Zeitschrift für Verkehrssicherheit, 2013) und „Considerations about the Relationship between Animal and Machine Ethics“ (AI & SOCIETY) von Oliver Bendel verwiesen. Und natürlich auf seinen Beitrag „Ich bremse auch für Tiere: Überlegungen zu einfachen moralischen Maschinen“ von 2013, erschienen in der Schweizer Zeitschrift inside-it.ch.

volkswagen

Abb.: Friede und Liebe den Tieren

Drohnen, Roboter, Avatare

Die Ideen- und Entwicklungsgeschichte ist reich an künstlichen Kreaturen. In Mythos und Fiktion sind Talos und Pandora zu verorten, die Geschöpfe des Gottes der Schmiede, als Hephaistos bekannt, die Automatenmenschen des Daidalos, die Skulptur des Pygmalion, berühmt geworden als Galatea, die eiserne Jungfrau des Nabis; die Puppe Olimpia aus Hoffmanns Erzählung „Der Sandmann“, der Homunculus aus Goethes „Faust“, Handygirl aus der gleichnamigen Handyromanserie von Oliver Bendel; die künstliche Maria aus „Metropolis“, die Replikanten aus „Blade Runner“. Die Realität war zunächst verbunden mit der Illusion. Von ca. 1500 bis 1850 wurden tier- und menschenähnliche Automaten erdacht bzw. vorgeführt. Dann, nach weiteren 150 Jahren, plötzlich die Realität ohne doppelten Boden: Es werden Roboter erschaffen, die den Menschen nicht nur zum Verwechseln ähnlich sehen, sondern auch selbstständig Entscheidungen mit sozialen und moralischen Implikationen treffen. Sie werden von sozialer Robotik und Maschinenethik gezähmt, dressiert und zivilisiert. Oliver Bendel macht am 21. April 2015 am Deutschen Seminar der Universität Zürich deutlich, dass manche Chatbots, Serviceroboter und Fotodrohnen die falsche Entscheidung treffen werden. Oder eine Entscheidung, die interessengeleitet ist. Roboterautos, die Kinder schonen und Rentner umfahren, werden seiner Ansicht nach für Diskussionen sorgen. Der Vortrag findet von 10.15 bis 12.00 Uhr im Rahmen der Vorlesung „Angewandte Linguistik“ von Prof. Dr. Christa Dürscheid statt (Schönberggasse 9, 8001 Zürich, Raum SOD-1-101) und trägt den Titel „Drohnen, Roboter, Avatare. Künstliche Wesen zwischen Ethik und Ästhetik“.

girls

Abb.: Mädchen beim Lesen

Professur für Maschinenethik et al.

Die Universität Hamburg schreibt eine W3-Universitätsprofessur für Ethik in der Informationstechnologie aus. „Die Professur soll in interdisziplinäre Zusammenhänge in Forschung und Lehre an der Universität Hamburg eingebunden werden. Insbesondere wird eine Kooperation mit der zeitgleich am Fachbereich Philosophie ausgeschriebenen Professur für Ethik in Kultur und Gesellschaft sowie mit dem Kompetenzzentrum Nachhaltige Universität erwartet.“ (Ausschreibungstext der Uni Hamburg) Besonders interessant ist, dass nicht nur die Informationsethik, sondern auch die Maschinenethik abgedeckt werden soll. Man unterscheidet in der Ausschreibung u.a. „Gestaltungsethik: nachhaltige gesellschaftsverträgliche Technikgestaltung, Robotik, smarte Technologien, Automatisierung und Arbeit, Virtualisierung von Gütern“ und „Informations- und Kommunikationsethik: Auswirkungen der Digitalisierung, informationelle Selbstbestimmung, informationsbasierte Individualisierung und Diskriminierung, technische Aspekte geistigen Eigentums und damit zusammenhängende Veränderungsprozesse“ (Ausschreibungstext der Uni Hamburg). Bewerbungen werden bis zum 14. Mai 2015 per E-Mail oder Snail-Mail erbeten. Für nähere Auskünfte steht Prof. Dr. Hannes Federrath zur Verfügung. Weitere Informationen sind über die Website der Universität Hamburg (Rubrik Stellenangebote) verfügbar.

Daimler entdeckt die Maschinenethik

Im Jahre 2013 hielt man sich bei Daimler noch sehr bedeckt. Die Abteilung Research & Development, Center Vehicle Concepts and Future Trends, Society and Technology Research Group, informierte auf Anfrage: „Unser Nachtsichtsystem ist ein rein informierendes System. Bremsungen auf vom Nachtsystem detektierte Objekte werden nicht eingeleitet.“ (E-Mail vom 8. August 2013) Man kann mit dem Gesamtsystem in der Dunkelheit sowohl Menschen als auch Tiere identifizieren. Eine automatische Notbremsung liegt nahe. Inzwischen hat der Konzern die Maschinenethik entdeckt. „Recht und Ethik im Fokus bei Daimler“ lautet der Titel eines Artikels, der am 1. April 2015 in der elektroniknet.de erschienen ist. Darin heißt es: „Im Herbst veranstaltet Daimler erstmals eine Fachkonferenz zu ‚Autonomes Fahren, Recht und Ethik‘. Ziel der Konferenz ist es, den Dialog mit Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und NGOs weiterzuführen. Die Keynote wird Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin halten, Professor für Philosophie an der LMU München … Er arbeitet unter anderem an Fragen der Roboter- und Maschinenethik.“ Es zeichnet sich ab, dass Daimler eine extreme Position in der Diskussion einnimmt und dem Auto weitgehende Entscheidungsmöglichkeiten einräumt. Die Gesellschaft muss die Diskussion gut informiert und sehr intensiv führen und darf mobilitätsfreundlich und wirtschaftskritisch zugleich sein.

Mercedes

Abb.: Logo von 1902 (Quelle: commons.wikimedia.org)

Medical and Care Robots

„There is a fundamental transformation in the field of health care: operation robots, therapy robots, care robots and sex robots, which can be characterized as medical and care robots (MCR), become more and more indispensable.“ Mit diesen Worten hebt ein Beitrag zu Operations-, Pflege-, Therapie- und Sexrobotern an, der am 5. März 2015 auf der Plattform der Giordano-Bruno-Stiftung Schweiz veröffentlicht wurde. Weiter heißt es: „This contribution is committed to the findings of machine ethics and raises some thoughts for the development and design of moral MCR, with a focus on actions and appearance, as well as on the (natural) language skills. Using the literature and own research and considerations, appropriate meta-rules are being established, and central problem areas are identified without making concrete technical and design specifications. The problem descriptions allow robotics experts, computer scientists and designers to take into account social and moral aspects and to improve the MCR from an ethical perspective.“ Der Artikel von Oliver Bendel mit dem Titel „Reflections on the Development and the Design of Medical and Care Robots“ kann über gbs-schweiz.org abgerufen werden.

Abb.: Nur ein Spielzeug, aber auch nett

Viereinhalb Dilemmata der Robotik

„Die Parkbucht des Karneades“ lautet der Titel eines Beitrags von Oliver Bendel, erschienen am 17. März 2015 in der Zeitschrift inside-it.ch. „Viereinhalb Dilemmata der Robotik“, so der Untertitel, werden erfunden, auf der Grundlage klassischer Gedankenexperimente. Buridans Esel verwandelt sich in Buridans Robot, wie schon in einem früheren Artikel aus Telepolis. Das Trolley-Problem und das Fetter-Mann-Problem sind in der heutigen Zeit bzw. in der nahen Zukunft das Roboterauto-Problem. Das Brett des Karneades wird zur Rettung verheißenden Parkbucht, in die zwei Roboterautos gelangen wollen. Pech für sie, dass nur eines von ihnen Platz hat. Gegen Ende des Artikels heißt es: „Weitere Dilemmata warten darauf, ins 21. Jahrhundert transportiert zu werden, in die Welt der Softwareagenten und Serviceroboter, der militärischen Drohnen und autonomen Autos. Sie dürfen dem Werk antiker und moderner Philosophen entnommen werden sowie dem der Science-Fiction-Autoren, von Isaac Asimov und Stanisław Lem. Sie sind für diejenigen gedacht, die ihren Kopf gebrauchen und ihre Handlungen überprüfen wollen.“ Über www.inside-it.ch/post/die-parkbucht-des-karneades-20150317 kann man einen Anfang machen.

Tweets auch zur Maschinenethik

„Informationsethik“ mit dem Benutzernamen @Infoethik feierte am 7. März 2015 seinen 10.000 Tweet. Der Account wird von Oliver Bendel betrieben, der seit Februar 2011 unter verschiedenen Namen getwittert hat. In der Kurzbeschreibung heißt es: „Infos zur Informationsethik (Computer-, Netz- und Neue-Medien-Ethik) sowie zu Maschinen-, Technik-, Wirtschafts-, Politik-, Medizin- und Tierethik.“ Der Maschinenethik wird viel Raum gegeben. Aber auch Religionskritik und Geschlechterforschung kommen nicht zu kurz. Es handelt sich um einen klassischen Kurznachrichtendienst, über den auf Artikel, Studien und Veranstaltungen hingewiesen wird. Die Tweets haben einen strengen Aufbau. „Informationsethik“ ist wie die Plattformen informationsethik.net und maschinenethik.net der philosophischen Ethik verpflichtet und eine Alternative zu religiösen und wirtschaftlichen Vereinnahmungen der Ethik.

Twitter

Abb.: Es ist kein Roboter, der hier twittert

Die Autos in die Schranken weisen

In seiner wenig bekannten Kurzgeschichte „Sally“ aus dem Jahre 1953 beschreibt der große Science-Fiction-Autor Isaac Asimov in visionärer Weise die Funktionen sowie die Chancen und Risiken selbstständig fahrender Autos. Heute nehmen Fahrerassistenzsysteme dem Lenker immer mehr Aktionen ab und unterstützen ihn in vielfältiger Weise. Das autonome Auto ist schon bald nicht mehr Prototyp, sondern Alltag. Es wird in Situationen geraten, in denen moralische Fähigkeiten von Vorteil sind. Die einen plädieren für komplexe Fähigkeiten, die anderen für einfache. In der Theorie ist alles denkbar. Für die Praxis spricht sich Oliver Bendel in seinem Artikel „Die Maschinenstürmer des Informationszeitalters“ für einfache moralische Maschinen in wenig komplexen Kontexten aus. Für PKW, die beschränkt sind und werden in ihren Möglichkeiten. Es wird nicht nur die Perspektive der Maschinenethik, sondern auch der Informationsethik eingenommen. Der Beitrag ist am 5. März 2015 in der Zeitschrift ICTkommunikation erschienen und kann über ictk.ch/inhalt/die-maschinenst%C3%BCrmer-des-informationszeitalters aufgerufen werden.

Entscheidungsbaum_neu

Abb.: Entscheidungsbaum für eine Bremsung bei autonomen Autos

Gute Drohne, böse Drohne

„Eine Drohne ist ein unbemanntes Luft- oder Unterwasserfahrzeug, das entweder von Menschen ferngesteuert oder von einem integrierten oder ausgelagerten Computer gesteuert und damit teil- oder vollautonom wird.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel, der sich dem Begriff und den Funktionen von Unmanned Aerial Vehicles (UAV) widmet. Am Ende wird die Perspektive der Ethik eingenommen: „Die Informationsethik interessiert, ob die informationelle Autonomie eingeschränkt oder erweitert wird und welche Konsequenzen eine feindliche Übernahme der Drohne hat. In der Technikethik wird diese als Gerät in den Vordergrund gerückt und nach dessen Omnipräsenz und der Abhängigkeit von diesem gefragt. Die Abhängigkeit ist wiederum ein Thema der Informationsethik, vor allem wenn das Gerät als Computer und die Datenanalyse und -nutzung im Mittelpunkt stehen. Insofern sich die Maschinenethik teil- oder vollautonomen, intelligenten Systemen widmet, sind ihre Erkenntnisse in Bezug auf Drohnen relevant, wenn diese selbst Entscheidungen verantworten und Handlungen vollziehen oder selbstständig Informationen filtern.“ Der Artikel findet sich seit 5. März 2015 im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer. Er kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/drohne.html aufgerufen werden.

Über Münchhausen-Maschinen

Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen gilt als einer der Urväter der Lügengeschichten. Lange vor ihm hat Lukian von Samosata sein ebenso kreatives wie charmantes Unwesen getrieben. Zahlreiche weitere Autoren waren dieser Tradition verpflichtet. Das Flunkern und Fabulieren ist weit verbreitet, nicht nur in der Literatur. Es hat auch eine moralische Komponente. In Zeiten, in denen wir Maschinen-, Roboter- und Algorithmenethik treiben, liegt eine Frage nahe, die Münchhausen wohl nicht aufgeworfen hat: Können Maschinen lügen? In einem Artikel, der am 1. März 2015 in Telepolis erschienen ist, geht Oliver Bendel dieser Frage nach. Der Untertitel lautet: „Die Wahrheit über Münchhausen-Maschinen“. Lügenbots werden ebenso behandelt wie andere die Unwahrheit sagende Maschinen, Roboter aller Art, Antwortmaschinen im WWW. Im Teil zur Maschinenethik hat der GOODBOT seinen Auftritt, die moralische Maschine, die 2013 und 2014 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW nach Ideen von Oliver Bendel entwickelt wurde. Der Artikel „Können Maschinen lügen?“ kann über www.heise.de/tp/artikel/44/44242/1.html aufgerufen werden.

Pinocchio

Abb.: Pinocchio als Lügenmaschine (Quelle: commons.wikimedia.org)

Über Saugroboter und Liebesabenteuer

Die Vortragsreihe im Studium generale der Hochschule Konstanz im Sommersemester 2015 trägt den Titel „Abenteuer – in der Welt und im Kopf: Über Wagnisse in Philosophie, Wissenschaft, Kunst, Literatur, Politik, Wirtschaft und Technik“. Montags von 19.30 bis 21.00 Uhr präsentieren Wissenschaftler aus dem deutschsprachigen Raum ihre Ergebnisse und Ideen. Den Anfang macht am 23. März 2015 Prof. Dr. Ernst Peter Fischer von der Universität Heidelberg mit „Mutproben der Menschheit: Das Abenteuer Wissenschaft wird besichtigt“. Seit Jahrzehnten forscht und publiziert er zu naturwissenschaftlichen Themen. In der Woche darauf folgt Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW (Basel, Olten, Brugg-Windisch) mit seinem Vortrag über „Moralische Maschinen: Erkenntnisse der Maschinen- und Roboterethik“. Er geht u.a. auf tierfreundliche Saugroboter und menschenfreundliche Chatbots ein. Weitere Höhepunkte dürften „Liebesabenteuer: Giacomo Casanova in seinen Memoiren“ von Prof. Dr. Richard Utz (Hochschule Mannheim) und „Was hat Hegel mit Karl May zu tun? Die Abenteuer des Geistes im bürgerlichen Zeitalter“ von Prof. Dr. Gert Ueding (Universität Tübingen) sein. Weitere Informationen über www.htwg-konstanz.de/Studium-generale.2855.0.html; zudem gibt es ein Plakat.