RoboRoach ist der erste kommerziell produzierte und vertriebene „animal cyborg“. Es handelt sich um eine Kakerlake, auf die Computertechnologien aufgepropft werden. Mit deren Hilfe kann man den Cyborg fernsteuern und manipulieren. Auf http://www.robotspodcast.com ist am 17. Mai 2014 ein Podcast zum Thema erschienen. Im Teaser heißt es: „In this episode, Ron Vanderkley speaks with Bill Reith, an engineer at Backyard Brains. The company develops RoboRoach … Using their kit, you can briefly control the left/right movement of a cockroach from a smart phone using microstimulation of the antenna nerves. … Aware of the ethical questions their work raises, the company has put out a set of Ethical Statements. To explore the ethics further, AJung Moon speaks with Prof. Oliver Bendel, at the School of Business in Basel.“ Der Podcast kann über http://www.robotspodcast.com/podcast/2014/05/robotsroboroach/ aufgerufen werden.
„Wenn man durch die Landschaften Madeiras fährt, kann es einem passieren, insbesondere in den Bergen, dass man in Schmetterlingsschwärme gerät. Die Tiere scheinen sich dem Auto entgegenzustürzen, kleine Kamikazeflieger, wunderschön und lebensmüde. Man erschrickt, man überlegt, was man tun kann, man versucht zuerst auszuweichen, dann lässt man es sein, denn hinter jeder Kurve sind neue Schwärme, und von links und rechts fallen sie über den traurig gewordenen Fahrer her.“ So beginnt ein Artikel von Oliver Bendel zu Fahrerassistenzsystemen und Roboterautos mit dem Titel „Für wen bremst das Roboterauto?“ – erschienen am 16. Mai 2014 in der Computerworld. Im Teaser heißt es: „Roboterautos werden irgendwann unsere Straßen befahren. Doch was hat dieser Kontrollverlust für Auswirkungen? Maschinenethiker Oliver Bendel macht sich Gedanken über selbstfahrende Autos.“
Unsere Flüsse und Seen sind, wie unlängst Studien gezeigt haben, nicht besonders sauber. Von den Meeren ganz zu schweigen. In allen Gewässern ist Plastik, feingerieben oder in ganzer Pracht (etwa in Form einer PET-Flasche). Man könnte Roboterfische entwickeln, die Plastik aufspüren und auffressen, wie Blauwale das Plankton. Ab und zu wird das Geschäft verrichtet, auf einem speziellen Wasserklo. Größere Teile werden abgeschleppt, allein oder in der Gruppe. Die Fische stehen untereinander in Kontakt. Zusammen sind sie stark. In Flüssen können sie mit dem und gegen den Strom schwimmen, und einen kleinen See bekommen sie, sich vom Rand in die Mitte vorarbeitend, in einem Sommer sauber. Mit den Meeren ist es so eine Sache. Die sind ziemlich groß. Vielleicht wäre bei ihnen ein Schwarm von Blauwalrobotern in Originalgröße eine gute Idee. Die künstlichen Putzerfische könnten ihnen folgen, sie von Algen und Parasiten befreien und an ihnen, die auch Kraftwerke sind, ihren Energiebedarf decken. Noch besser wäre es, sie könnten sich vom Künstlichen oder vom Organischen ernähren und würden nur ein bisschen Wasser und Luft ausscheiden. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg.
Haikus über Avatare, Roboter und Maschinen, über künstliche Kreaturen und Maschinenmenschen – bei Oliver Bendel haben sie Tradition. Die meisten dieser Gedichte sind im Band „handyhaiku“ abgedruckt, in dem die Werke auch über QR-Codes zur Verfügung stehen. Der Band wurde 2009 konzipiert und erschien 2010 in der ersten und 2011 in der zweiten Auflage. Ein Maschinenmädchen und ein Handyavatar tauchen dort auf, aber auch die goldenenen Dienerinnen des Hephaistos. Im weniger bekannten Band „stöckelnde dinger“ finden sich ebenfalls Reminiszenzen an die erste Blütezeit der künstlichen Wesen. Der Band ist 2010 bei Blackbetty erschienen und seit 2011 als digitaler Nachdruck verfügbar. In „Sanftes Erröten“ (2011) widmet sich der Autor anderen Artefakten, nämlich den Kunstwerken großer Maler, von Cranach über Vermeer und Goya bis hin zu Schiele und Kirchner. Weitere Infos über www.handyhaiku.net (Link nicht mehr aktiv).
Von Weltraumrobotern kennt man Selfies durchaus. Sie sind in der Ferne unterwegs, sie sind allein, um nicht zu sagen einsam, und was liegt näher, als ein Foto von sich selbst zu knipsen und es an die daheimgebliebenen Kohlenstoffeinheiten zu schicken. Begriffe wie „space robot selfies“ und „rover selfies“ machen das Spektrum der „space selfies“ deutlich. Auch der eine oder andere selbstreferenzielle Schnappschuss eines Erdroboters ist im Web zu finden und der eine oder andere autobiografisch anmutende Film. Aus Sicht der Robotik stellt sich die Frage, ob die Selfies zur Weiterentwicklung und zum Selbstlernen beitragen könnten. In welcher Hinsicht ist die egozentrische Perspektive interessant? Kann der Robot zu neuem Wissen über die ihn unmittelbar umgebende Umwelt kommen? Kann er seine Mimik und Gestik interpretieren und sein Verhalten reflektieren? Kann er nach und nach ein Selbstbewusstsein erlangen oder sich zumindest selbst im Spiegel erkennen? Ein Spiegel, wird man einwenden, reicht dem gewöhnlichen Roboter vollkommen aus. Dieser friert die Reflexion ein, die er wahrnimmt, und wertet sie so lange aus, wie er möchte. Mit Selfies kann er aber noch mehr: Er kann anderen Robotern (und Menschen) zeigen, wie er aussieht, er kann auf sich aufmerksam machen, er kann für sich werben. Er kann Eindruck schinden und Feedback erhalten. Wenn Android und Gynoid eines Tages eine Entenschnute ziehen, weiß der Robotiker, dass der Durchbruch geschafft ist. Auch ein Film zum Robot Duckface lässt sich im WWW finden. Überzeugen kann er allerdings nicht.
Der soziale Roboter ist eine relativ alte Idee. Einer der Pioniere in diesem Bereich ist William Grey Walter. In den letzten Jahren haben die Forschungen neuen Auftrieb erhalten. Man will und kann Roboter nicht mehr in hermetisch abgeschirmten Bereichen halten. Sie mischen sich unter die Menschen (und die Tiere) – und müssen sowohl sozial als auch (ein Thema der Maschinenethik und der Roboterethik im engeren Sinne) moralisch werden. Der EI-ROBOT ist eine Studie, die veranschaulichen soll, dass man Roboter rund und nachgiebig gestalten kann. Die Gliedmaßen und Werkzeuge verstecken sich im eiförmigen Körper und können bei Bedarf ausgefahren werden. Das Fortbewegungssystem ist nur angedeutet. Der EI-ROBOT könnte fahren, gehen oder fliegen. Im Körper werden Dinge aller Art transportiert, geschützt sowohl durch spezielle Gefäße als auch durch die Ummantelung selbst. Eine Besonderheit ist, dass der Körper sich anpassen und aus dem Ei eine Kugel werden kann. Die Form erinnert übrigens auch an das Ethik-Ei, das auf die engen Beziehungen zwischen den Bereichsethiken aufmerksam macht. Was die moralische Seite des Roboters angeht, müssen sich nicht zuletzt Informationsethik, Technikethik und Rechtsethik verständigen.
Die Idee des tierfreundlichen Staubsaugerroboters kommt in verschiedenen Publikationen von Oliver Bendel vor. In der Online-Zeitschrift inside-it.ch heißt es, Serviceroboter wie Haushalts- und Gartenroboter „sind in zahlreichen Ausführungen erhältlich und erleben einen wahren Boom“. Und weiter: „Ein gewöhnlicher Saugroboter verschlingt das, was vor ihm und unter ihm ist. Dazu gehören nicht nur Staubflocken und Kekskrümel, sondern auch Spinnen und Käfer. Nach der Meinung vieler Menschen sollte man Tiere nicht einfach verletzen oder beseitigen. Man kann den Roboter mit Bilderkennung und Bewegungssensoren ausstatten und ihm beibringen, Lebewesen vor dem Tod zu bewahren.“ Vom Autor liegt nun eine erste Visualisierung vor, die weiter verfeinert und ausgebaut werden soll. Abgebildet ist LADYBIRD, der Saugroboter, der nicht nur Marienkäfer verschont. Der vollständige Nachweis zum erwähnten Artikel: Bendel, Oliver. Ich bremse auch für Tiere: Überlegungen zu einfachen moralischen Maschinen. In: inside-it.ch, 4. Dezember 2013. Über www.inside-it.ch/post/ich-bremse-auch-fuer-tiere-20131204.
Wie könnte die angemessene Reaktion eines Chatbots auf heikle Fragen und Aussagen – vorgetragen etwa in Lebenskrisen des Benutzers – aussehen? Wie müsste ein GOODBOT, ein im moralischen Sinne gut und richtig entscheidender und kommunizierender Bot, konzipiert sein, und wie könnte er umgesetzt werden? Diese Fragen bildeten den Ausgangspunkt für ein Praxisprojekt im Kontext der Maschinenethik, das von Oliver Bendel initiiert und von den Studierenden Christian Horn, Mario Moser und Justin Toubia zwischen Juni 2013 und Januar 2014 bearbeitet wurde. Ziel war die Schaffung eines Prototyps, der in Folgeprojekten weiterentwickelt und in den Markt gebracht werden kann. Im GOODBOT werden vielversprechende Ansätze miteinander verbunden und neuartige Strategien entwickelt. Die Studierenden hatten die Idee, mit drei Eskalationsstufen zu arbeiten. Die Aussagen und Fragen des Benutzers werden gewichtet. Wenn der Bot Probleme feststellt, fragt er vorsichtig nach. Wenn sich sein negativer Eindruck verstärkt, spricht er Mut zu und fragt weiter nach. Wenn er merkt, dass sich eine Katastrophe anbahnt, hilft er mit dem Aufruf von Beratungsseiten und mit passenden Notfallnummern. Weitere Informationen zum Projekt enthält eine aktuelle Pressemitteilung der Hochschule für Wirtschaft FHNW.
Ein Workshop an der Universität Basel in englischer Sprache ist nicht nur für Juristen, sondern auch für Maschinenethiker interessant. „Intelligent Agents – eine juristische Herausforderung“ lautet der Titel. Von selbstständig fahrenden Autos ist die Rede und von Softwareagenten. Auf der Website ist zu lesen: „Der Einsatz solcher Software wirft jedoch zahlreiche rechtliche Probleme auf: Wer ist für Aktionen von eigenständigen Maschinen verantwortlich? Wer haftet, wenn dadurch Menschen zu Schaden kommen? Und wem gehören die Daten, die beim Einsatz dieser Maschinen tagtäglich generiert werden?“ Der Workshop am 7. Februar 2014 wird organisiert von Prof. Dr. Sabine Gless und Prof. Dr. Herbert Zech von der Juristischen Fakultät der Universität Basel in Zusammenarbeit mit dem Swiss Network for International Studies und setzt sich mit rechtlichen Aspekten von Software auseinander, die – auch im Zusammenwirken mit Hardware verschiedener Art – „zu selbstständigem Handeln fähig ist“. Die Teilnahme ist nach Angaben der Hochschule kostenlos, eine Anmeldung per E-Mail bis zum 31. Januar erforderlich, und zwar über die Adresse communication@snis.ch. Weitere Informationen sind über die Agenda auf der Website erhältlich.
Ein Call for Chapters zum Thema „Rethinking Machine Ethics in the Age of Ubiquitous Technology“ richtet sich u.a. an Philosophen, Informatiker, Robotiker und KI-Experten. Herausgeber des Buchs wird Jeffrey White vom Korean Advanced Institute of Science and Technology (KAIST) sein. Die Ziele werden auf der Website www.igi-global.com wie folgt beschrieben: „The present volume aims to bind together forward-looking constructive and interdisciplinary visions of moral/ethical ideals, aims, and applications of machine technology, either as extensions of ongoing engineering research or as theoretical approaches to moral/ethical problems employing machine ethics resources within the vast moral landscape confronting machine ethics researchers.“ Ein Abstract muss bis zum 28. Februar 2014 eingereicht werden. Weitere Informationen direkt über www.igi-global.com/publish/call-for-papers/call-details/1227.
Am 14. Februar 2014 startet der MOOC „Autonomous Mobile Robots: Introduction to Autonomous Mobile Robots – basic concepts and algorithms for locomotion, perception, and intelligent navigation“. In der Beschreibung auf der Website heißt es: „Robots are rapidly evolving from factory workhorses, which are physically bound to their work-cells, to increasingly complex machines capable of performing challenging tasks in our daily environment. The objective of this course is to provide the basic concepts and algorithms required to develop mobile robots that act autonomously in complex environments. The main emphasis is put on mobile robot locomotion and kinematics, environment perception, probabilistic map based localization and mapping, and motion planning.“ Der Kurs wird u.a. von Prof. Dr. Roland Siegwart, Dr. Paul Furgale und Dr. Margarita Chli geleitet. Er dauert 15 Wochen, bei einer Arbeitsbelastung von fünf Stunden pro Woche. Ob auch auf Maschinen- oder Roboterethik eingegangen wird, ist nicht bekannt.
Der Artikel „Ich bremse auch für Tiere: Überlegungen zu einfachen moralischen Maschinen“ von Oliver Bendel ist am 4. Dezember 2013 in inside-it.ch erschienen (direkt über www.inside-it.ch/post/ich-bremse-auch-fuer-tiere-20131204). Er hebt an mit den Worten: „Wie kann man gute Autos noch besser machen? Oder gute Drucker? Oder gute Sauger? Indem man ihnen Manieren und Moral beibringt. Für das eine ist der Knigge zuständig, für das andere die Philosophie – seit nunmehr 2500 Jahren.“ Es wird kurz erläutert, was Maschinenethik ist und was „Moralisieren“ im vorliegenden Kontext bedeutet – dann werden verschiedene Beispiele genannt, die teilweise auch für IT-Unternehmen relevant sind und mehrheitlich mit dem Leben oder dem Tod von Menschen und Tieren zu tun haben. Konkret werden Chatbots, Haushalts- und Gartenroboter, private Drohnen, selbstständig fahrende Autos, Windkraftanlagen und 3D-Drucker aus Sicht der Maschinenethik skizziert. Damit denkt der Autor das Konzept der einfachen moralischen Maschinen weiter, das er auf der Plattform KMU Business World entwickelt hatte. Der Beitrag endet mit dem Satz: „Jedes (teil-)autonome System steht eines Tages vor der gleichen Herausforderung. Es kann gut sein und bleiben – oder es kann besser werden, als Teil einer technischen und moralischen Evolution.“
Buridans Esel ist in der ursprünglichen Version von Aristoteles ein Mann, der zwischen Speis und Trank verenden muss, weil er genauso hungrig wie durstig ist. Schon dieser Mann ist offensichtlich ein Esel, weil er sich nicht zwischen verschiedenen Dingen mit gleichen Reizen entscheiden kann. Buridan selbst, der zu Unrecht als Urheber des Gleichnisses gilt, spricht von einem Wanderer und einem Segler, in einem Kommentar zu einem Text des alten Griechen auch von einem Hund, der zwei Lebensmittel – um es frei zu übertragen – ratlos beäugt und beschnuppert. Das Grautier haben vermutlich die Gegner des Philosophen und Physikers aus dem 14. Jahrhundert erfunden, um die vermeintliche Eselei zu veranschaulichen. Es handelt sich aber keineswegs um eine solche, sondern um ein Gedankenexperiment, das bis heute von Interesse und Bedeutung ist. Dieses Experiment wird im Artikel „Buridans Robot“ von Oliver Bendel in der modernen Welt durchgeführt. Es geht um maschinelle Dilemmata und mögliche Lösungsstrategien. Der Artikel ist am 20. November 2013 bei Telepolis erschienen.
Prof. Dr. Robert Trappl hält am 12. November 2013 am Austrian Research Institute for Artificial Intelligence (OFAI) einen Vortrag mit dem Titel „Ethik für Roboter – ein brisantes Forschungsgebiet“. In der Pressemitteilung heißt es: „Wenn Roboter Partner am Arbeitsplatz werden oder wenn sie für längere Zeit mit älteren Menschen oder Menschen mit speziellen Bedürfnissen zusammenleben werden, um ihnen ein selbstbestimmtes Leben in ihren eigenen Räumen zu ermöglichen, werden durch diese komplexen sozialen Situationen immer häufiger ethische Fragen und deren Beantwortung eine Rolle spielen.“ Im September 2013 waren auf Einladung des OFAI Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler „aus Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Portugal, Ungarn und den USA in Wien zusammengekommen, um Voraussetzungen, Methoden, Implementierungen und Tests für ein Entwicklungshandbuch für ethische Systeme für Roboter zu diskutieren“ (Zitat aus der Pressemitteilung). In dem Vortrag wird eine Einführung in das Forschungsgebiet gegeben, und es werden erste Ergebnisse präsentiert. Er findet ab 18.30 Uhr am Institut (Freyung 6, Stiege 6, 1010 Wien, Österreich) statt.
Steve Torrance, Mark Coeckelbergh, Johnny Soraker, Blay Whitby und Aimee van Wynsberghe haben als Organisationskomitee einen Call for Abstracts mit dem Titel „Machine Ethics in the Context of Medical and Care Agents“ veröffentlicht. Sie schreiben auf der Website der International Society for Presence Research: „We are pleased to announce a Symposium on Machine Ethics in the Context of Medical and Care Agents, as part of the AISB-50 Annual Convention 2014 to be held at Goldsmiths, University of London, between April 1st and 4th, 2014 … The Convention is organised by the Society for the Study of Artificial Intelligence and Simulation of Behaviour (AISB) (http://www.aisb.org.uk).“ Im Programmkomitee sind Michael Anderson, Patrick Lin, Wendell Wallach und andere Pioniere der Maschinenethik. Schwerpunkte sind u.a. „Theoretical issues in Machine Ethics/Ethics of Robotics, concerning MCAs“, „Practical issues in Machine Ethics/Ethics of Robotics, with respect to the health and social care fields“ und „The nature, scope and limitations of MCAs: immediate, medium and long-term issues“. Beiträge können bis zum 3. Januar 2014 eingereicht werden. Weitere Informationen über http://ispr.info.