Der vegetarische Roboter

Der gleiche Roboter, der von der Schweizerischen Post und von Hermes mit Blick auf Pakete getestet wurde, soll nun auch Pizza ausliefern. Dies meldeten mehrere Medien. So schrieb Golem am 30. März 2017: „Der sechsrädrige Roboter soll die Pizza und andere Speisen im Umkreis von zwei Kilometern um eine Filiale ausliefern. Zu Beginn will Domino’s etwa ein halbes Dutzend Roboter einsetzen und die Zahl später aufstocken. Sobald die Behörden die nötigen Genehmigungen erteilt haben, können die Roboter rollen. Das soll in den kommenden zwei Monaten der Fall sein.“ (Golem, 30. März 2017) Auch dieser Roboter, so niedlich er aussieht und so hübsch man ihn aufklappen kann, wird eine Stolperfalle sein. Die Gehsteige gehören den Fußgängern, die Straßen den Fahrradfahrern und Autofahrern. Für mobile Roboter im öffentlichen Raum bräuchte es neue Konzepte. Ohne diese erhöhen sie einfach die Komplexität in den Städten – die ersten Pizzas sollen in Hamburg umherrollen – und schaffen unnötig Risiken für die Verkehrsteilnehmer. Bei Pizzas gelten zudem andere Anforderungen als bei Paketen. Sie müssen warm bleiben, was bedeutet, dass die Roboter nicht zu langsam fahren dürfen oder dass sie die Speisen warmhalten müssen, was womöglich neue Risiken schafft. Wenn alle Probleme gelöst sind, könnte man aus der Maschinenethik heraus Lieferroboter entwickeln, die aus moralischen Gründen nur vegetarische Pizzas aufnehmen. Einen Versuch wäre es wert.

Abb.: Der vegetarische Roboter mag vegetarische Pizza

AI for Social Good VII

Den Session Chair für die Talk Session 5 („Miscellaneous“) beim AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“ hatte Amulya Yadav inne. Er ging auf die Methoden und Strategien im Bereich „AI for Social Good“ ein, erwähnte den Belmont-Report und wertete ihn für den gegebenen Kontext aus. „Optimal Thresholds for Intrusion Detection Systems“ wurde von Yevgeniy Vorobeychik vorgetragen (Paper zusammen mit Aron Laszka, Waseem Abbas u.a.). Die Methoden wurden auf „Water Distribution Networks“ angewandt. Das Referat von Evan Patterson trug den Titel „Machine representation of Data Analyses“ (Paper mit Ioana Baldini, Aleksandra Mojsilovic und Kush Varshney). Er ging aus von einer Case Study namens „Accelerated Cure Project“ und fragte nach neuen Arten von „data science platforms“. Oliver Bendel ging in „Towards Kant Machines“ (Paper zusammen mit Kevin Schwegler und Bradley Richards) auf das abgeschlossene LÜGENBOT-Projekt ein. Der LIEBOT ist in der Lage, systematisch zu lügen. Die Ergebnisse können dazu verwendet werden, solche natürlichsprachlichen Systeme zu entwickeln, die niemals oder selten lügen. Danach präsentierte er sein Paper „LADYBIRD: the Animal-Friendly Robot Vacuum Cleaner“. LADYBIRD erkennt Marienkäfer und stellt, wenn ihm diese zu nahe kommen, seine Arbeit ein. Der Prototyp wird zurzeit an der Hochschule für Wirtschaft FHNW entwickelt. Erisa Karafili offerierte eine „Argumentation-based Security for Social Good“ (Co-Autoren sind Antonis C. Kakas, Nikolaos I. Spanoudakis und Emil C. Lupu), Mahendra Prasad reiste „Back to the Future“, mit „A Framework for Modelling Altruistic Intelligence Explosions“ im Gepäck. Um 17.30 Uhr – nach einer angeregten Plenumsdiskussion – war das Symposium vorbei. Für den Abend und den Morgen des darauffolgenden Tages waren weitere allgemeine Veranstaltungen innerhalb der AAAI 2017 Spring Symposia geplant.

AI for Social Good VI

Fei Fang (Harvard University) eröffnete die Talk Session 4 („Computational Sustainability“) beim AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“ auf interaktive Weise, indem sie viele Fragen stellte und Antworten aus dem Auditorium einholte. Jennifer Sleeman begann die Vortragsreihe mit „Machine Learning the Temporal Evolution of Climate Change Assessment Research Using Dynamic Topic Models and Cross-Domain Divergence Maps“ (Paper zusammen mit Milton Halem, Tim Finin und Mark Cane). Einen Bezug zur Tierwelt schuf wiederum Jason Parham (Paper „Animal Population Censusing at Scale with Citizen Science and Photographic Identification“ mit Jonathan Crall, Charles Stewart u.a.). Er stellte invasive (etwa über Chips) und passive Verfahren (etwa über Kameras, auch von Bürgern und Touristen) der Tierzählung gegenüber. Zhiyu Wan präsentierte „Game Theory Can Expand Access to Genomic Data While Promoting Privacy“ (Co-Autoren sind Yevgeniy Vorobeychik, Weiyi Xia u.a.). Er ging u.a. auf das Risiko für die Privacy ein. Sara Marie Mc Carthy trug zum Projekt „PAWS-LITE: Extending the Deployment of Game Theoretic Applications for Environmental Crime Prevention“ vor, an dem neben ihr noch Milind Tambe und Chris Hallam beteiligt sind. PAWS wird in Uganda und Malaysia gegen Wilderei eingesetzt; es ist erfolgreich, aber sehr aufwendig. PAWS-LITE ist eine „light-weight Game Theoretic Application“. Neetu Pathak schloss den Vormittag mit „Understanding Social Media’s Take on Climate Change through Large-Scale Analysis of Targeted Opinions and Emotions“ (Co-Autoren Michael Henry und Svitlana Volkova) ab. User wurden nach persönlichen und nichtpersönlichen unterschieden, zudem nach Geschlecht, Alter etc. klassifiziert.

AI for Social Good V

Am 28. März 2017 begann um 9.00 Uhr der zweite Tag des AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“. Den Session Chair für die Talk Session 3 („Urban Planning“) hatte Virginia Dignum (Delft University of Technology) inne. Sie führte in das Thema ein und postulierte: „Artefacts have politics“. Sie erwähnte Anliegen der Maschinenethik und unterschiedliche Modelle der normativen Ethik, die man auf autonome Systeme anwenden kann. „Smart-City Planning with Constrained Crowd Judgment Analysis“ war der Titel des ersten Vortrags von Sujoy Chatterjee (Paper mit Anirban Mukhopadhyay und Malay Bhattacharyya). Syed Ali Asad Rizvi (Paper mit Elmarie van Heerden, Arnold Salas u.a.) trug zu „Identifying Sources of Discrimination Risk in the Life Cycle of Machine Intelligence Applications under New European Union Regulations“ vor. Er erwähnte einen „discrimination bias“ und fragte danach, wie man diesem begegnen kann. Daniela Rosu präsentierte das Paper „Knowledge-based Provisioning of Goods and Services: Towards a Virtual Social Needs Marketplace“, das zusammen mit Dionne M. Aleman, Christopher Beck u.a. erstellt wurde. Ausgangspunkt war, dass immer mehr Menschen Produkte und Dienstleistungen benötigen, die sie sich nicht leisten können. Es geht nun darum, diese in effizienter Weise von der Anbieter- zur Nachfragerseite zu bringen. Amin Ghafouri (Paper mit Aron Laszka, Abhishek Dubey und Xenofon Koutsoukos) referierte zu „Optimal Detection of Faulty Traffic Sensors Used in Route Planning“, Karen Judd Smith – den Fokus wieder stark erweiternd – zu „The AI Community and the United Nations: A Missing Global Conversation“.

AI for Social Good IV

Das AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“ wurde am 27. März 2017 um 16.00 Uhr mit der Talk Session 2 („Social Welfare“) fortgeführt. Den Session Chair hatte Eric Rice inne. In seiner Einführung ging er wiederum auf die Sozialarbeit ein. Seine Arbeitsgruppe hatte zwei Papers erfolgreich eingereicht, nämlich „Uncharted but not un-influenced: Influence Maximization with an Uncertain Network“ und „Influence Maximization in the Field: The Arduous Journey from Emerging to Deployed Application“. Diese wurden anschließend präsentiert. Bryan Wilder (Beitrag von ihm, Amulya Yadav, Nicole Immorlica, Eric Rice und Milind Tambe) begann seinen Vortrag mit dem Zusammenhang von HIV und Obdachlosigkeit. Er erwähnte den HEALER- und den DOSIM-Algorithmus. Amulya Yadav begann seinen Vortrag (Paper von ihm, Bryan Wilder, Robin Petering, Eric Rice und Milind Tambe) ebenfalls mit der erwähnten Thematik. Es ging ihm darum, mit Hilfe der Algorithmen Peer Leaders zu identifizieren, zu informieren und zu trainieren, um HIV bei Obdachlosen zu reduzieren. Der Nachmittag schloss mit der Präsentation der Beiträge „Cloudy with a Chance of Poaching: Adversary Behavior Modeling and Forecasting with Real-World Poaching Data“ (Debarun Kar, Benjamin Ford, Shahrzad Gholami u.a.) – Benjamin Ford nahm Bezug auf Tiere -, „Optimal Allocation of Police Patrol Resources Using a Continuous-Time Crime Model“ (Ayan Mukhopadhyay, Chao Zhang, Yevgeniy Vorobeychik u.a.) – Ayan Mukhopadhyay stellte einen KI-basierten Ansatz zur Verbrechensbekämpfung vor – und „Societal Challenges need Social Agents“ (Virginia Dignum und Frank Dignum). Frank Dignum verwendete seine Zeit auf eine ganze Palette von Projekten.

AI for Social Good III

Weiter ging es mit dem AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“ am 27. März 2017 um 14.00 Uhr mit der Talk Session 1 („Healtcare“). Den Session Chair hatte Eric Horvitz (Technical Fellow & Managing Director, Microsoft Research) inne. Er führte aus technisch-mathematischer Perspektive in die Thematik ein. Lanbo She (Michigan State University) begann mit „Teaching and Checking of Constraints for Surgical Tray Layout“. Er schlug einen Agenten vor, der beim korrekten Zusammenstellen der Operationsinstrumente für unterschiedliche Situationen hilft. Co-Autor des Papers war Jonathan Connell (IBM T. J. Watson Research). Sujoy Chatterjee referierte anstelle von Malay Bhattacharya (Indian Statistical Institute, Kolkata) über „In Search of Health Doubles“. Nach ihrem Ansatz sollte man weltweit Personen identifizieren können, die in ihren biologischen Eigenschaften zu anderen Personen passen, denen damit geholfen werden kann. Arnaud Delaunay (LinkValue) ging in „Wandering Detection Within an Embedded System for Alzheimer Suffering Patients“ auf einen innovativen Ansatz für Alzheimer-Patienten ein, die mit einer Smartwatch ausgestattet und überwacht werden. Co-Autor des Papers war Jean Guerin. Der Vortrag von Yevgeniy Vorobeychik (Vanderbilt University) – das Paper wurde zusammen mit Bo Li, Muqun Li und Bradley Malin geschrieben – trug den Titel „Sanitizing Large-Scale Medical Records Before Publishing“ und stellte eine iterative Methode für „sanitizing data at scale“ vor.

AI for Social Good II

Das AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“ wurde am 27. März 2017 nach der Kaffeepause um 11.00 Uhr fortgeführt. Eric Rice (USC School of Social Work) und Sharad Goel (Stanford University) referierten in ihren Keynotes zum Thema „AI for the Social Sciences“. Ihr Ausgangspunkt: „While the public frets over a future threat of killer robots or the dream of a driverless car, computer scientists and social scientists can engage in novel solutions to vexing social problems today.“ (Website AISOC) Eric Rise ist Mitbegründer des USC Center for Artificial Intelligence in Society. Er stellte zuerst sein eigenes Forschungsfeld dar, die Sozialarbeit, und ging dann auf das Phänomen der Obdachlosen in den USA ein. Künstliche Intelligenz kann auch in diesem Feld angewandt werden, etwa indem man Netzwerke und ihre Mitglieder sichtbar macht und dann Personen dazu ermuntert, bestimmte Funktionen – etwa eines Anführers oder Vorbilds – zu übernehmen. Der Vortrag von Sharad Goel trug den Titel „Algorithms to assist judicial decision-making“. Der Assistenzprofessor am Department of Management Science & Engineering der Stanford University betonte, dass in diesem Bereich einfache, interpretierbare Regeln wichtig sind; die Urteile müssen nach seiner Meinung „fast, frugal and clear“ sein. Der Wissenschaftler gab ein Ende ein Versprechen „of greater efficiency, equity, and transparency“.

AI for Social Good I

Am 27. März 2017 begann um 9.00 Uhr das AAAI Spring Symposium „AI for Social Good“. Eingeführt wurde von Amulya Yadav (University of Southern California, CA, USA) und Fei Fang (Harvard University). Die ersten beiden Keynotes hielten Carla Gomes (Cornell University) und Henry Kautz (University of Rochester) zum Thema „AI for Sustainability and Public Health“. Ihre gemeinsame These lautete: „Two real, immediate existential threats facing humanity are, first, the exhaustion of the earth’s physical and biological resources, and second, global contagion. AI will play a major role fighting both threats.“ (Website AISOC) Carla Gomes ging aus vom Begriff „computational sustainability“ – es handele sich um ein neues interdisziplinäres Forschungsfeld, das darauf abziele, „computational methods for sustainable development“ zu entwickeln. Ihr Anliegen ist es u.a., den Lebensraum von Bären und Vögeln zu schützen. Der Vortrag von Henry Kautz trug den Titel „Mining Social Media to Improve Public Health“. Die Benutzer sozialer Medien seien ein „organic sensor network“. Ein Projekt, das vorgestellt wurde, war Twitterflu. Ein anderes richtete sich gegen „foodborne illness“ und trug den Namen nEmesis. Bei diesem werden ebenfalls Tweets ausgewertet, wie auch bei GeoDrink, wo das Trinkverhalten von Benutzern analysiert wird.

Das Auto der Zukunft

„Experten sind sich einig. Das Auto der Zukunft wird elektrisch und selbstfahrend sein. Aber zuvor müssen noch wichtige ethische Fragen geklärt werden. Wie soll das Auto entscheiden, wenn ein Unfall mit Personenschaden nicht vermeidbar ist? Hierzu tagt eine vom Bundesverkehrsminister eingesetzte Ethikkommission.“ So heißt es auf der Website der sogenannten Industriewoche 2017. Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut MdL, Ministerin für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau des Landes Baden-Württemberg, meint in ihrem Grußwort: „Mit der Industriewoche 2017 wollen wir zeigen: Industrie berührt jeden von uns und sie ist vielfältig.“ (Website der Industriewoche 2017) Dr. Thomas Meyer, Geschäftsführer des KIT-Zentrums für Mobilitätssysteme, diskutiert mit Prof. Dr. Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz. Die Moderation übernimmt Prof. Dr. Kurt Möser vom KIT. Die Veranstaltung findet am 20. Juni 2017 im Auditorium des TECHNOSEUM statt. „Das TECHNOSEUM ist eines der großen Technikmuseen in Deutschland. Die Ausstellung zeigt 200 Jahre Technik- und Sozialgeschichte. Sie steht mit ihren Experimentierstationen zu Naturwissenschaft und Technik für experimentelles Begreifen mit Spaß und Staunen.“ (Website TECHNOSEUM) Weitere Informationen über www.industriewoche-bw.de und www.technoseum.de.

Abb.: Diese Isetta steht im TECHNOSEUM (Foto: TECHNOSEUM)

science+fiction in Basel

„science+fiction ist das Festival der Wissenschaft in Basel. Vom 5. bis 7. Mai beleuchtet es die Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen. Wo prägt uns die Künstliche Intelligenz schon heute? Wie gehen wir als Gesellschaft mit den vielen Chancen und Risiken um?“ Mit diesen Worten wird die Veranstaltung von 2017 auf der Website angekündigt. „Wissenschaftlerinnen und Entwickler, Philosophen und Kunstschaffende diskutieren mit dem Publikum über diese brennenden Fragen.“ (Website science+fiction) Prof. Dr. Oliver Bendel stellt zum einen seinen LÜGENBOT vor, ein Beispiel für eine Münchhausen-Maschine, und diskutiert zum anderen bei dem Panel „Maschinen und das Gesetz“ mit. „Selbstfahrende Autos, Pflegeroboter und autonom agierende Drohnen“ – die Errungenschaften der Forschung seien verheißungs- und verhängnisvoll zugleich. „Sie stellen uns auch vor neue juristische und ethische Fragen. Wer haftet, wenn eine Maschine eine Straftat begeht? Sind Roboter moralische Geschöpfe? Müssen neue Gesetze für Künstliche Intelligenzen geschaffen werden? Wer entscheidet, ob eine Maschine ein rechtliches Subjekt ist?“ (Website science+fiction) Weitere Informationen über scienceandfiction.ch.

Abb.: science+fiction findet auch im Jahre 2017 statt

Der RA 660 in Zürich

Im Zürcher Hauptbahnhof werden von den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) testweise autonome Putzroboter eingesetzt, die aussehen wie dicke, rote Gasflaschen. Der RA 660 Navi von Cleanfix ist laut Tages-Anzeiger einen Meter hoch und einen Meter breit. Der Anbieter schreibt auf seiner Website: „Ausgestattet mit einem einzigartigen patentierten Navigationssystem, drei Reinigungsbürsten (oder Pads) und einer Saugeinheit schrubbt und saugt der RA 660 Navi selbständig und höchst effizient, wann immer Sie wollen.“ Bei den SBB soll der RA 660 Navi nicht für einen Stellenabbau sorgen: „Sei der Roboter an der Arbeit, hätten die Reinigungsmitarbeiter Zeit für andere Aufgaben wie zum Beispiel das Reinigen von Glasfronten, Saubermachen von Sitzbänken und die Schmutzbeseitigung bei Treppenaufgängen … Insgesamt könne die Reinigungszeit so besser genutzt werden, weil der SBB-Mitarbeiter in dieser Zeit andere Arbeiten machen könne, während der Roboter am Werk ist.“ (Tages-Anzeiger, 13. März 2017) Putzroboter dieser Art sind, wie Paketroboter, nicht ungefährliche Stolperfallen. Allerdings werden sie im Zürcher Hauptbahnhof stets von einem Mitarbeiter begleitet, was aus Sicherheitsgründen sinnvoll scheint, zugleich aber die Verbesserungs- und Einsparpotenziale in Frage stellt.

Abb.: So ähnlich sieht der RA 600 Navi aus

Olli in Zug

Bereits 2016 sorgte Olli für Schlagzeilen. Local Motors und IBM hatten ein autonomes Shuttle präsentiert, das an das autonome Shuttle der PostAuto AG erinnert, das in Sitten im Wallis verkehrt. Anders als dieses kann Olli aber nicht nur denken, sondern auch sprechen, beides auf hohem Niveau und mit Hilfe von IBM Watson. Nun verkehren zwei Ollis, wohl ohne Stimme, für die Schweizerische Bundesbahnen (SBB) in Zug. „In einer ersten Projektphase fahren die beiden Shuttles mit definierten Zwischenhalten, sie werden in den Fahrplan eingebunden. Danach sollen die Kunden innerhalb eines begrenzten Gebiets – quasi auf Abruf – beliebig ein- und aussteigen können. Diese zweite Phase soll im Jahr 2018 starten.“ (Tages-Anzeiger, 7. März 2017) Das Halten an Haltestellen beherrschen die Shuttles von PostAuto schon seit längerer Zeit. Wie diese ist Olli mit Kameras und Lidar ausgestattet, verfügt aber zusätzlich über Radar. Man darf gespannt sein, wie er in der Stadt zurechtkommt. Im Mischbetrieb mit Fußgängern, Fahrradfahrern und normalen Autos muss man bestimmte Tricks anwenden wie die radikale Geschwindigkeitsreduktion und das Nutzen von Spezialspuren. Schwierig bleibt das Abbiegen, das Links- noch mehr als das Rechtsabbiegen. Zu Unfällen muss es in solchen Konstellationen fast zwangsläufig kommen. Ein Interview mit dem Projektleiter ist über die Website des Unternehmen zu finden.

Abb.: Für Olli ist das Abbiegen eine Herausforderung

Autonome Autos in Recht und Moral

Der Artikel „Autonome Autos in Recht und Moral“ im VDI-Jubiläumsheft „Technik in Bayern“ beginnt mit folgenden Worten: „Das autonome Fahren beschwingt und beflügelt die einen, als würde man damit den Boden verlassen können, und empört die anderen. Es entstehen Eutopien und Dystopien. Es werden Behauptungen aufgestellt, die entweder eine gewisse Plausibilität haben oder von der Realität weit entfernt sind.“ Oliver Bendel nimmt Stellung zu Behauptungen aus Wirtschaft und Politik, etwa dazu, dass man mit hoch- und vollautomatisiertem Fahren und autonomen Autos die Zahl der Verkehrsopfer verringern kann. Nach seiner Meinung trifft dies für Autobahnen durchaus zu; in Städten könnte sie sich aber auch erhöhen. Zum einen gibt es dort zahllose bewegte und unbewegte Objekte, die das Auto erkennen und beurteilen muss. Beim Priorisieren hat es Mühe, anders als erwachsene Menschen. Zum anderen ist Fahren in Städten immer auch Kommunizieren. Ein Blickkontakt, eine Handbewegung, und schon ist den Verkehrsteilnehmern klar, was die anderen wollen. Das Auto tut sich diesbezüglich schwer, und bisher hat es kaum Möglichkeiten, mit den Fußgängern und Fahrradfahrern zu kommunizieren. Natürlich gibt es Tricks, um auch den automatisierten Verkehr in der Stadt sicherer zu gestalten. Man reduziert die Geschwindigkeit stark, man schafft separate Spuren. Man baut die Stadt um, so wie man sie schon einmal umgebaut hat. Die Frage ist nur, ob man das will. Der Beitrag ist Anfang 2017 erschienen und kann mit freundlicher Genehmigung des Verlags hier heruntergeladen werden.

Abb.: Dieses Auto hat das Recht auf seiner Seite

Eine Fahrt mit dem SmartShuttle

PostAuto gehört beim hochautomatisierten Fahren zu den führenden Unternehmen auf der Welt. Der technische Leiter Ramon Mueller gewährte Prof. Dr. Bendel von der FHNW und einer kleinen Gruppe von Studierenden einen tiefen Einblick in den Betrieb des SmartShuttle. Man verfolgt eher einen Google- als einen Tesla-Ansatz. Die Strecken werden mit Hilfe von Lidar und Lidarkarten abgefahren. Auch über Kameras verfügt das SmartShuttle. Auf einer neuen, kleinen Teststrecke in Bern wurden die Gäste auf den virtuellen Schienen von Haltestelle zu Haltestelle kutschiert. Bei Personen auf der Fahrbahn wurde in ca. zwei Metern Abstand gehalten. Auch bei plötzlich auftauchenden Hindernissen konnte rechtzeitig gebremst werden. Im Fahrzeug befinden sich Schalter für Notbremsungen, die von allen Passagieren  gedrückt werden können. Im Pilotbetrieb in Sion im Wallis ist bei jeder Fahrt ein Begleiter zugegen. Laut einer Umfrage würden die meisten Menschen aber auch ohne ihn mitfahren. Das Shuttle navigiert in Sion an einer Stelle durch eine enge Gasse, die ein Fahrer kaum bewältigen könnte. Im Mischbetrieb mit Fußgängern und Fahrradfahrern fährt es durchschnittlich nur noch 5,7 km/h schnell. Schneeflocken werden mit Hilfe von speziellen Algorithmen „entfernt“. Nach zwei Stunden war die exklusive Vorführung in Bern vorbei, mit der die PostAuto AG ihren Willen zur Bürgernähe und zum Dialog mit der Wissenschaft demonstrierte.

Abb.: Auch eine Fahrt mit einem alten Bus ist aufregend

IBM Watson trägt ein Haiku vor

Dass Roboter auch Gedichte vortragen können, zeigt ein Projekt von Oliver Bendel, das im November 2016 gestartet ist. Benutzt wurde für den zweiten Versuch am 3. März 2017 erneut die Text-to-speech-Engine von IBM Watson. Diese kann man im Prinzip für Vorlesesysteme, für Chatbots oder für Serviceroboter verwenden. Oliver Bendel passte das eigens für das Projekt verfasste „robot haiku“ mit Hilfe von Voice Transformation SSML an. Es wurden Pausen am Anfang eingebaut, damit der Titel und die Metainformationen (Autor, System, Stimme, Datum) nicht zu schnell nacheinander erklingen, zudem Pausen zwischen den Zeilen. Der Befehl <voice-transformation type=“Custom“ glottal_tension=“-80%“> bewirkt einen weichen Vortrag des Kurzgedichts. Dieses kann hier im Format .ogg heruntergeladen und beispielsweise im VLC Media Player angehört werden (Link nicht mehr gültig). Auch auf dem Handy kann man es speichern – insofern ist das Projekt eine Weiterführung der Handyhaikus, die es seit 2010 gibt.

Abb.: Auch die goldenen Jungfrauen von Hephaistos kommen vor

Die Zukunft der Lust

Auf SWR2 wird am 8. März 2017 ab 17.05 Uhr zum Thema „Dildo-App und Sexroboter – Die Zukunft der Lust“ diskutiert. Aus der Ankündigung des Senders: „Es gibt Menschen, die leben ihre Sexualität nicht im Bett aus, sondern vor der Webcam. Wer will, kann heute per Smartphone-App das Sexspielzeug des Partners aus der Ferne steuern. Und mit der Virtual-Reality-Brille wird der Porno-Zuschauer zum Teilnehmer. Der nächste Schritt: Liebesroboter, ausgestattet mit künstlicher Intelligenz, die aussehen wie Menschen, sich so anfühlen und jeden Wunsch ihres Besitzers erfüllen. Was aber passiert mit der Lust, wenn sie ganz ohne den Körper des anderen auskommt? Wie verändert sich unser Begehren, wenn die virtuelle Realität immer schon die passende Befriedigung bereit hält? Und wie wirkt sich das Sexleben im Virtuellen auf zwischenmenschliche Beziehungen aus, wenn das digitale Date stets verspricht, eines ohne Nachteile und Nebenwirkungen zu sein?“ (Ankündigung SWR2) Zu Gast im Forum sind Prof. em. Dr. Martin Dannecker, Sexualforscher und -therapeut, Prof. Dr. Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker und Informations- und Maschinenethiker, und Dr. Corinna Rückert, Kulturwissenschaftlerin und Autorin. Es moderiert Lukas Meyer-Blankenburg.

Abb.: Die Zukunft der Lust