3. Netzpolitischer Kongress im Bundestag

Der 3. Netzpolitische Kongress im Deutschen Bundestag trägt den Titel „Für eine Ethik der digitalen Gesellschaft“. Am 28. Oktober 2016 ist ab 9 Uhr Einlass. Dr. Anton Hofreiter hält um 10 Uhr die Eröffnungsrede. Dann ist Sascha Lobo zugeschaltet. In sechs Workshops, geleitet u.a. von Dr. Konstantin von Notz, Renate Künast und Dieter Janecek, geht man Fragen der Informations-, Technik- und Maschinenethik nach. Workshop Nr. 6 ist dem Thema „Deep Learning – Was unterscheidet Mensch und Maschine und gibt es Algorithmen für Empathie?“ gewidmet. In der Beschreibung auf der Website heißt es: „Auf welche Weisen lernen Maschinen? Kann unser Gehirn eine sinnvolle Blaupause für selbstlernende Systeme sein? Wann übertreffen künstliche neurale Netzwerke die Leistungen von Menschen? Können auch Maschinen moralische Grundsätze berücksichtigen und lässt sich Empathie künstlich abbilden? Welche Grenzen sollten für den Einsatz künstlicher Intelligenz gelten und bis zu welchem Punkt akzeptieren wir diskriminierende oder utilitaristische Maschinen? Was lernen nicht nur Maschinen vom Menschen, was können wir dank selbstlernender Systeme über uns Menschen erfahren?“ Auf dem Podium sitzen Prof. Dr. Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker, Informationsethiker und Maschinenethiker, und Olivia Klose, Software Development Engineer bei Microsoft. Befragt werden sie von Dieter Janecek, MdB und Sprecher für Wirtschaftspolitik von Bündnis 90/Die Grünen Bundestagsfraktion. Weitere Informationen über www.gruene-bundestag.de/termin/3-netzpolischer-kongress-nk16-fuer-eine-ethik-der-digitalen-gesellschaft.html.

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Abb.: Sonnenblume mit Hummel

Am Anfang war der Sex

„Was hat Sex mit Technologie zu tun?“ Das fragt Regula Freuler in einem zweiseitigen Artikel, der am 23. Oktober 2016 in der NZZ am Sonntag erschienen ist. „Am Anfang war der Sex, erst später kam die Liebe. So war das in der Geschichte der Menschheit. Die Geschichte der Technologie verläuft offenbar gleich: Seit Jahrzehnten wird an Maschinen und Computersystemen getüftelt, die unser Sexleben bereichern sollen, von Vibratoren bis zu Avataren. Dank künstlicher Intelligenz rückt die Sex-Tech-Industrie bald in eine neue Dimension vor: Sex-Roboter, die sich anfühlen wie ein Mensch und Dialoge führen können wie ein Mensch. Und was ist dann mit der Liebe? Werden wir Roboter lieben? Werden Roboter uns lieben?“ (NZZ am Sonntag, 23. Oktober 2016) Zu Wort kommen Oliver Bendel (Professor für Wirtschaftsinformatik, Informationsethik und Maschinenethik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW), Kate Darling (Research Specialist am MIT Media Lab), Kathleen Richardson (Senior Research Fellow in Roboterethik an der De Montfort University), David Levy (Schachmeister und Computerexperte), Sherry Turkle (Professorin für Science, Technology and Society am MIT) und Eva Illouz (Professorin für Soziologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem). Der Beitrag wurde von der NZZ am Sonntag freundlicherweise zur Verfügung gestellt und kann hier heruntergeladen werden.

Humanoide Roboter 2016

Annedore Bose-Munde und Victoria Sonnenberg sind die Verfasserinnen des Artikels „Humanoide Roboter dringen überaus gelenkig in die Welt des Menschen ein“, der am 19. Oktober 2016 in der Zeitschrift MaschinenMarkt und am 21. Oktober 2016 – unter dem Titel „Humanoide Roboter dringen in die Welt des Menschen“ – auf konstruktionspraxis.de erschien. „Zunehmend agieren menschenähnliche Roboter in Umgebungen, die bisher nur für den Menschen geschaffen waren.“ (MaschinenMarkt, 21. Oktober 2016) Mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wird sich, so der Artikel, die VDI-Zukunftskonferenz „Humanoide Roboter 2016“ beschäftigen, die am 13. und 14. Dezember in Aschheim bei München stattfindet. Vorgestellt werden ausgewählte Projekte. „Daniel Kühn, Projektleiter am Robotics Innovation Center Bremen des DFKI, wird einen hominiden Roboter vorstellen, der die Fähigkeit besitzt, seine Haltung an die jeweilige Gegebenheit anzupassen … An der Hochschule für Wirtschaft FHNW in der Schweiz wurde von März bis August dieses Jahres der Lügenbot entwickelt, ein Chatbot, der so sehr lügt, dass sich die Balken biegen.“ (MaschinenMarkt, 21. Oktober 2016) Die Idee dazu habe Oliver Bendel bereits 2013 in seinem Artikel „Der Lügenbot und andere Münchhausen-Maschinen“ formuliert. „Auch der Vortrag von Dr. Andreas Kipp vom Bereich angewandte Informatik an der Universität Bielefeld beschäftigt sich mit der Interaktion zwischen dem Menschen und einem Roboter. Dabei geht es um eine spielerische Interaktion, bei der die Menschen anfangen zu schummeln.“ (MaschinenMarkt, 21. Oktober 2016)

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Abb.: Ein humanoider Roboter

Der Cybathlon aus Sicht der Ethik

Beim Cybathlon in der SWISS Arena in Kloten bei Zürich, veranstaltet von der ETH Zürich, traten Sportler mit Behinderungen gegeneinander an. Aus der ganzen Welt waren die Teams angereist. Das Publikum ging begeistert mit, als das virtuelle Rennen mit Gedankensteuerung, das Fahrradrennen mit Muskelstimulation sowie der Armprothesen-, Beinprothesen- und Rollstuhl-Parcours stattfanden. Spektakulär der Exoskelett-Parcours, bei dem sich die Sportler langsam und konzentriert vorwärts bewegten, eine Tür öffneten und schlossen, von Stein zu Stein schritten und sich und ihren Apparat voller Freude über die Ziellinie brachten. Fünfmal war der Moderator Tobias Müller im Gespräch mit Oliver Bendel, dem Informations- und Maschinenethiker, der bei diesem Anlass vor allem Informations- und Roboterethiker war, den Einsatz von Implantaten, Prothesen und Robotern einordnend und bewertend. Einmal war Lino Guzzella mit dabei, der ETH-Präsident, einmal Robert Riener, der Initiator und Organisator des Cybathlon. Der Ethiker betonte immer wieder, dass gegen die technische Erweiterung aus Sicht der Ethik nichts spricht, wenn es um erwachsene, verständige Menschen geht, die ihre Autonomie oder Performanz verbessern wollen. Auch nicht, wenn es sich um gesunde Menschen handelt, wobei man bei diesen sicherlich körperliche Risiken bedenken muss. Anders sieht die Sache nach Meinung von Oliver Bendel aus, wenn die Benutzer nicht frei sind, nicht frei entscheiden können, etwa als Arbeitnehmer oder Soldaten, die Exoskelette tragen müssen. Diese rücken uns förmlich auf den Leib, und es sollte die individuelle Entscheidung bleiben, ob man sie tragen will oder nicht. Der Cybathlon wurde von SRF und 3sat unter dem Titel „SRF Menschmaschine“ live übertragen.

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Abb.: Ein schöner, aber dummer Rollstuhl

Roboterliebe

In 10vor10 vom 7. Oktober 2016 fragte Romana Kayser vom SRF: „Verlieben wir uns bald in Roboter?“ Auf der Website der Sendung wird erklärt: „Roboter werden immer effizienter und dringen in immer mehr Bereiche unseres Lebens vor. Steuern wir auf eine Zukunft hin, in der Menschen und Roboter nebeneinander – oder gar miteinander leben? Können Menschen echte Gefühle für Roboter entwickeln? Ein Blick auf Japan, eines der roboterbegeistertsten Länder der Welt.“ Zu Wort kommt Oliver Bendel, Informations- und Maschinenethiker an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Er hat Beiträge zu Pflege-, Therapie- und Sexrobotern veröffentlicht und interessiert sich in seiner Forschung für die Beziehung zwischen Mensch und Maschine. Er ist der Ansicht, dass diese immer einseitig bleiben wird und die Maschine darauf ab und zu hinweisen sollte; zugleich sei die Ideengeschichte voll mit Beispielen der Zuwendung zu künstlichen Kreaturen, von Pygmalions Liebe zu seiner Galatea bis hin zu Calebs Gefühlen für Ava in „Ex Machina“. Insofern ist eine Beziehung vorstellbar und möglich und vielleicht Inspiration für Kulturen und Individuen. Der Beitrag mit einer Länge von fast fünf Minuten kann über www.srf.ch/play/tv/10vor10/video/verlieben-wir-uns-bald-in-roboter?id=bdd4145c-4893-4805-b63f-9b1b310de1dd aufgerufen und heruntergeladen werden.

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Abb.: Verlieben wir uns bald in Roboter?

Partnership on Artificial Intelligence

Fünf IT-Konzerne haben angekündigt, dass sie ihre Forschung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) bündeln wollen. Google, Amazon, Facebook, IBM und Microsoft haben die „Partnership on Artificial Intelligence to Benefit People and Society“ gegründet. Die Süddeutsche schreibt dazu: „Man könnte nun eine Weltverschwörung des Silicon Valley vermuten. Immerhin handelt es sich hier um die fünf Konzerne, die international die größten Datenbanken und damit das Gros der globalen Datensätze besitzen. In Wahrheit ist die Gründung jedoch ein historischer Schritt, denn die Partnerschaft für künstliche Intelligenz soll vor allem garantieren, dass die Konzerne gemeinsame ethische Richtlinien für die Entwicklung künstlicher Intelligenz finden.“ (Süddeutsche Zeitung, 29. September 2016) Es fehlen bislang Apple sowie die von Elon Musk geleitete Non-Profit-Organisation namens OpenAI. Gerade letzterer würde man sowohl eine gesellschafts- und benutzerbezogene Reflexion der Chancen und Risiken von Robotik und eine Erstellung von Moralkodizes für die Entwicklung von Robotern (Informationsethik und Roboterethik) als auch eine zielführende Integration von Entscheidungsmechanismen in die Maschinen (Maschinenethik) zutrauen. Nicht nur die Wirtschaft widmet sich Möglichkeiten der Regulierung, sondern auch Arbeitsgruppen der IEEE (Global Initiative Classical Ethics) mit Mitgliedern wie Jared Bielby, Rafael Capurro und Oliver Bendel sowie des Europäischen Parlaments. So wurde im Mai 2016 der Initiativbericht zu zivilrechtlichen Regelungen im Bereich der Robotik von der luxemburgischen Berichterstatterin Mady Delvaux-Stehres vorgelegt.

Die Zukunft gehört der Mensch-Maschine

radio eins (rbb) widmet sich einen Tag lang dem Thema Mensch und Maschine. Im Programm zum 3. Oktober 2016 heißt es: „1978 legten sich Kraftwerk fest: Die Zukunft gehört der Mensch-Maschine …“ (Website radio eins) „Fühlen wir uns, so der Sender, heute nicht tatsächlich wie Mensch-Maschinen? „Die Verschmelzung von Natur und Technik scheint schließlich allgegenwärtig. Längst sind wir angeschlossen an die Computerwelt und die Cyborgs sind unter uns!“ (Website radio eins) Und weiter: „Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine begegnet uns überall – im Alltag, in der Wissenschaft, Wirtschaft, Philosophie, Medizin, Sport, Kunst, Literatur und Musik.“ (Website radio eins) Oliver Bendel wird befragt zur Maschinenethik, zu moralischen Maschinen – und zu seinem Buch „Die Moral in der Maschine“, das 2016 bei Heise Medien erschien und eine Auswahl seiner Artikel und Aufsätze zur Maschinenethik enthält. Knut Elstermann befand sich im Babylon-Studio von radioeins, Oliver Bendel im SRF-Studio in Zürich. Man sprach kurz und intensiv. Das Resultat kann man sich bei radio eins bzw. über www.radioeins.de/programm/ anhören.

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Abb.: Maschine und Mensch verschmelzen

Programmierte Moral für autonome Maschinen

„Programmierte Moral für autonome Maschinen“ – so der Titel einer Diskussionsveranstaltung von Telepolis und Westendverlag zur Buchmesse in Frankfurt. Auf der Website der Zeitschrift heißt es: „Maschinen und Roboter, die immer selbständiger handeln und entscheiden sollen, ziehen als Saug- und Mähroboter, als Pflege-, Spiel-, Service- oder auch Sexroboter, als unverkörperte Agenten, als Überwachungs- oder auch als Kampfroboter in die Lebenswelt ein. Wir müssen den Umgang mit den neuen Mitbewohnern lernen und diesen müssen höchst unterschiedliche Regeln im Umgang mit den Menschen und der Umwelt einprogrammiert werden. Autonome Fahrzeuge könnten bald massenhaft auf den Straßen fahren. Dass sie keine hundertprozentige Sicherheit bei ihren Entscheidungen bieten, zumal wenn sie mit menschlichen Fahrern konfrontiert sind, hat sich bereits an Unfällen gezeigt.“ (Website Telepolis) Und weiter: „Muss für intelligente Maschinen eine eigene Ethik entworfen werden? Müssen sie als digitale Personen verstanden werden? Können Maschine[n] überhaupt moralische Wesen sein und sich moralisch entscheiden? Oder wird die Ethik der Maschinen letztlich immer die Ethik des Programmierers sein? Und wenn autonome Maschinen Pflichten haben, müssen ihnen dann auch Rechte gewährt werden?“ (Website Telepolis) Die Gäste in der Naxoshalle sind Prof. Dr. Catrin Misselhorn, Direktorin des Instituts für Philosophie der Universität Stuttgart, Prof. Dr. Oliver Bendel, Professor am Institut für Wirtschaftsinformatik der Hochschule für Wirtschaft FHNW, und Peter Weibel, Medienkünstler und Medientheoretiker, Vorstand des Zentrums für Kunst und Medien Karlsruhe. Es moderiert Florian Rötzer, Chefredakteur von Telepolis. Weitere Informationen über www.heise.de/tp/artikel/49/49560/1.html.

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Abb.: Hochhaus in Frankfurt

System erkennt Lügen von Menschen

Jeden Monat überprüft der Harvard Business Manager nach eigener Aussage die Thesen von Wissenschaftlern. „Diesmal geht es um die Annahme: Textalgorithmen können Lügen in E-Mails enttarnen.“ (SPON, 28. September 2016) Spiegel Online meldet am 28. September 2016: „Daran forschen Stephan Ludwig, Associate Professor an der University of Surrey (zum Zeitpunkt des Interviews noch Junior Professor für Marketing an der University of Westminster), und Tom Van Laer, Junior Professor für Marketing an der Cass Business School der City University London. Das Ergebnis ihrer Analyse: Wer lügt oder die Wahrheit stark verbiegt, hält sich beim Schreiben unbewusst an bestimmte Regeln.“ (SPON, 28. September 2016) Sie haben vor diesem Hintergrund einen Algorithmus entwickelt, der Lügen von Menschen erkennt. Mit dem LÜGENBOT, der 2016 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW implementiert wurde, hätten die Wissenschaftler einen idealen Trainingspartner. Dieser spezielle Chatbot sagt meistens die Unwahrheit, aber nicht immer. Dabei benutzt er verschiedene Lügenstrategien, die er teils kombiniert. Ob das System der Briten auch die maschinellen Lügen des LIEBOT zu erkennen vermag, ist eine spannende Frage, die vielleicht in den nächsten Monaten beantwortet werden kann, wenn die Wissenschaftler zusammenfinden.

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Abb.: Hier geht’s zur Lüge

Vorbild Mensch

„Mehr als 600 Ausgaben sind in den vergangenen Jahrzehnten von bild der wissenschaft erschienen. Das erste Heft kam 1964 an den Kiosk. Ersonnen hat es Heinz Haber. Der Physiker produzierte und moderierte … die ersten Wissenssendungen im deutschen Fernsehen.“ (Website bdw) So schreibt es die Zeitschrift selbst auf ihrer Website. In der aktuellen Ausgabe (Oktober 2016) ist ein vierseitiges Interview mit Prof. Dr. Oliver Bendel zu finden, unter dem Titel „Maschinen können Moral lernen“. Es geht um Maschinenethik, um Robotik und Künstliche Intelligenz. Der Mensch ist für die Maschine sozusagen Vorbild. Sie versucht ihn zu imitieren und zu kopieren. Und so entwickelt sie Ansätze einer Moral. Die Fotos hat der Stuttgarter Fotograf Kai R. Joachim angefertigt. Er hat für Magazine wie Metal Hammer, Glamour UK und Cosmopolitan gearbeitet und Aerosmith, Roger Hodgson, Mike Rutherford und Destiny’s Child abgelichtet. Oliver Bendel ist auf den Fotos auf dem Campus Brugg-Windisch unterwegs, in den imposanten oberen Stockwerken, an der spektakulären weißen Wendeltreppe der Bibliothek und am berühmten alten Hallerbau. In dem Heft geht es zudem um den tödlichen Tesla-Unfall in den Vereinigten Staaten. Nicht zuletzt wird nach der Sicherheit auch in anderer Hinsicht gefragt; die „Fülle an Elektronik in den Autos macht es Dieben und Hackern leicht“ (bdw, 10/2016).

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Abb.: Maschinen können von Menschen lernen

Grüne Robotik

Der Livestream der Veranstaltung „Merging of man and machines: questions of ethics in dealing with emerging“ vom 8. September 2016 wurde aufgezeichnet und kann über web.greensefa.streamovations.be/index.php/event/stream/merging-of-man-and-machine aufgerufen werden (Link nicht mehr gültig). Ins Europäische Parlament in Brüssel eingeladen hatte der Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht von der Green Working Group Robotics. Auf der Website wurde wie folgt eingeführt: „Technology has fundamentally altered our lives and will continue to do so. Ethical considerations must remain guiding posts at all times. Undoubtedly, how we approach the regulation of emerging technologies will have wide implications for our definition of human dignity and the equality of individuals.“ (Website Albrecht) Es ging um Fragen dieser Art: „How will our lives and our society change with the increasing fusion with modern technology? What role have politics and law in this context? Is there a need for regulation and if so, how? How can human rights be addressed?“ (Website Albrecht) Den Track „Ethics & Society: Examples of how our lives, values and society will change“ haben Yvonne Hofstetter (Teramark Technologies GmbH), Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Dr. Constanze Kurz (Chaos Computer Club e.V.) bestritten. Bendels Vortrag wurde mit Folien unterstützt; diese können hier heruntergeladen werden.

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Abb.: Wo die Grünen sind, sind die Sonnenblumen nicht weit

Nervenzellen auf Platinen

Ein sechsseitiges Interview mit Oliver Bendel ist in der Absatzwirtschaft (Sonderausgabe dmexco, 14. September 2016, S. 36 bis 41) erschienen. Peter Hanser ist in die Schweiz gereist und hat den Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker im Au Premier im Zürcher Hauptbahnhof getroffen. Es war ein Gespräch über Technik und Ethik, in dessen Verlauf u.a. die folgenden Worte fielen: „Ich unterscheide Maschinenethik als Gestaltungsdisziplin und andere Disziplinen wie Informationsethik oder Technikethik als Reflexionsdisziplinen. In der Maschinenethik wollen wir wirklich Maschinen konzipieren und am Ende auch prototypisch bauen. Dabei arbeiten wir eng mit KI, Robotik und anderen Disziplinen zusammen. In der Informationsethik und Technikethik reflektieren wir Probleme, die sich beim Einsatz von Robotern ergeben. Es ist beides sinnvoll und notwendig. Wir haben zum ersten Mal in der Geschichte der Ethik eine Form der Ethik, die danach fragt, wie man maschinelle Moral umsetzen kann. Zugleich haben wir zunehmende Probleme durch den Einsatz von Robotern, etwa durch den Ersatz von Arbeitskräften, Kollisionen von Menschen und Maschinen und technikbezogene Sexpraktiken. Es stellt sich die Frage, was wir künftig mit Maschinen tun wollen. Damit sind dann Bereichsethiken gefordert wie Informations-, Technik-, Medizin-, Sexualethik und so weiter.“ Die Maschinen, die das Licht der Welt erblickt haben, sind der GOODBOT und der LIEBOT, und beiden wird im Artikel mit dem Titel „Vielleicht haben Maschinen eines Tages Bewusstsein“ ein Infokasten gewidmet. Das mit dem Bewusstsein hält Oliver Bendel für unwahrscheinlich, aber nicht für ausgeschlossen. Ein Weg könnte sein, auf informationstechnischen Strukturen, auf Platinen etc., tierische oder menschliche Hirnzellen wachsen zu lassen. Ein umgekehrter Cyborg sozusagen.

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Abb.: Hirnzellen könnten auf informationstechnischen Strukturen wachsen

Die Suche nach dem Moralmodul

„Das Auto hat sich und seine Umwelt immer wieder stark verändert. Am Anfang versuchte man, die Kutsche nachzuahmen, und fast wie in den Jahrhunderten zuvor holperte und wankte man über das Pflaster. Dann entdeckte man die Stromlinienförmigkeit, duckte sich in den Fahrerraum hinein, wand sich aus dem Sitz heraus. In die Lücke, die die Steine hinterlassen hatten, floss der Asphalt. Die Städte wurden umgebaut. Sie wurden so autofreundlich, dass der Gehsteig in manchen Ländern zum Strich verkam, auf dem man sich vorsichtig zwischen Verkehr und Mauer vorwärts bewegte. Vorwärts, vor allem im Sinne des Fortschritts, das war die Devise, bis man die Innenstädte wieder für die Fußgänger erschloss und Fußgängerzonen entstanden. Dann tat sich eine Weile nichts. Autoindustrie und Stadtplaner wirkten müde und schwach. Bis die Idee des autonomen Autos geboren wurde.“ So beginnt ein Artikel zu Roboterautos und zur Maschinenethik von Oliver Bendel, erschienen am 9. September 2016 im Tagesspiegel, der traditionsreichen Zeitung aus Berlin, für Berlin und ganz Deutschland. Er kann über https://causa.tagesspiegel.de/die-suche-nach-dem-moralmodul.html abgerufen werden.

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Abb.: Den Pferden und dem Kutscher ausgeliefert

Zur Zweckentfremdung von Robotern

„Roboter konnten schon immer zweckentfremdet werden. Je mehr sie aber vermögen, je mehr Instrumente sie haben, je mehr sie zu Generalisten werden, desto eher scheinen sie auch für Anwendungen geeignet zu sein, für die sie nicht vorgesehen waren. Und je mehr sich Roboter verbreiten, desto mehr sind sie auch Menschen zugänglich und ausgeliefert, die sie in vielfältiger Weise ge- und missbrauchen können.“ Mit diesen Worten beginnt ein Gastbeitrag von Oliver Bendel, Professor an der Hochschule für Wirtschaft der FHNW, in der ICTkommunikation vom 5. September 2016. Weiter heißt es: „Immer wieder werden Beispiele für eine tatsächliche oder angestrebte bzw. abgelehnte Umwidmung der Maschinen bekannt. Der vorliegende Artikel definiert die Begriffe der in diesem Kontext vor allem in Frage kommenden Service- und Spielzeugroboter und geht auf Zweckentfremdungen ein, die besonders diskussionswürdig und zukunftsträchtig scheinen. Auch Softwareroboter wie Social Bots und Chatbots wären darstellungswürdig, sollen hier aber ausgeklammert werden.“ Es wird u.a. die Perspektive der Maschinenethik eingenommen: „Diese fragt nach der Möglichkeit maschineller Moral, und zusammen mit Robotik und Künstlicher Intelligenz konzipiert und konstruiert sie moralische Maschinen. Auch unmoralische Maschinen können aus ihr heraus entstehen, und eine Möglichkeit der Zweckentfremdung wäre, eine moralische Maschine durch Umprogrammierung oder einen feindlichen Angriff in eine unmoralische zu transformieren.“ Der Beitrag kann über ictk.ch/inhalt/die-zweckentfremdung-von-robotern abgerufen werden.

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Abb.: Noch hochgetunt oder schon zweckentfremdet?

Maschinenethik im Europäischen Parlament

Automatisierte Maschinen und (teil-)autonome Systeme verbreiten sich immer mehr. Sie treffen selbstständig Entscheidungen, auch moralischer Art. Zugleich verschmelzen Menschen und Maschinen, Menschen vermessen sich bei Aktivitäten (Quantified Self), zeichnen ihr Leben auf (Lifelogging), ergänzen und verbessern Körper und Geist und werden zu Cyborgs. Das Europäische Parlament in Brüssel widmet sich diesen Entwicklungen am 8. September 2016 von 9.30 bis 13.00 Uhr. Titel der Veranstaltung, zu der Jan Philipp Albrecht einlädt, ist „Merging of man and machines: questions of ethics in dealing with emerging“. Der Newsletter DIGITAL AGENDA wartet mit folgenden Informationen auf: „The Working Group Green Robotics would like to invite you to a public hearing on ‚Merging of man and machines: questions of ethics in dealing with emerging technology‘. With this and further discussions we would like to develop a position on how society should respond to questions like How will our lives and our society change with the increasing fusion with modern technology? What role have politics and law in this context? Is there a need for regulation and if so, how? How can human rights be addressed?“ Im Track „Ethics & Society: Examples of how our lives, values and society will change“ sprechen drei Expertinnen und Experten zu den genannten Themen, nämlich Yvonne Hofstetter (Direktorin der Teramark Technologies GmbH), Prof. Dr. Oliver Bendel (Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Constanze Kurz (Sprecherin des CCC). Der Track „Politics & Law: Examples of how we do/can debate and regulate this field“ wird bestritten von Juho Heikkilä (Bereichsleiter bei DG Connect) und Dr. Hielke Hijmans (Special Advisor at the Offices of the European Data Protection Supervisor). Zwei weitere Vortragende sind Enno Park (Vorsitzender von Cyborgs e.V.) und Dana Lewis (Unternehmensgründerin). Weitere Informationen über www.janalbrecht.eu/termine/merging-of-man-and-machines-questions-of-ethics-in-dealing-with-emerging-technology.html (Link nicht mehr gültig).

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Abb.: Der LIEBOT ist eine unmoralische Maschine

Humanoide Roboter in München

Die VDI-Konferenz „Humanoide Roboter“ beschäftigt sich, so die Website, „mit dem Menschen nachempfundenen Robotern“. „Das Themenspektrum reicht dabei von Design und Gestaltung über die kognitive Planung bis hin zu Anwendungsbeispielen.“ Leiter der Konferenz ist Prof. Dr. Frank Kirchner vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Auf der Website heißt es weiter: „Was für viele wie Science Fiction klingt, könnte bald schon Realität sein. Menschenähnliche Roboter, die in Umgebungen agieren, die für den Menschen geschaffen sind und für den Menschen entworfene Werkzeuge benutzen. Damit würden sich die Einsatzmöglichkeiten für Roboter enorm erweitern. Zudem versprechen sich viele Experten durch humanoide Roboter auch eine verbesserte Interaktion zwischen Mensch und Roboter.“ Prof. Dr. Karsten Berns von der TU Kaiserslautern trägt zusammen mit Steffen Schütz über dynamisches zweibeiniges Laufen nach menschlichem Vorbild vor, Dr. Robert Haschke von der Universität Bielefeld über Taktilsensorik für anthropomorphe Roboterhände, um nur zwei Beispiele zu nennen. „Der LÜGENBOT als Umsetzung einer Münchhausen-Maschine“ lautet der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Er hat zusammen mit Kevin Schwegler im Kontext der Maschinenethik einen Chatbot entwickelt, der unter Verwendung interner Strategien und externer Dienste und Quellen lügt, dass sich die Balken biegen. Der LÜGENBOT aka LIEBOT hat eine eigene Website, nämlich www.luegenbot.ch bzw. www.liebot.org (Links nicht mehr gültig). Er ist als Vertreter der einfachen unmoralischen Maschinen nicht nur an sich interessant, sondern hilft auch dabei, einfache moralische Maschinen zu entwickeln, nämlich solche, die in ihren Aussagen verlässlich und vertrauenswürdig sind. Die Fachtagung findet vom 13. bis 14. Dezember 2016 in Aschheim bei München statt. Das Programm kann hier heruntergeladen werden.

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Abb.: Das Münchner Kindl in neuer Interpretation