„Der Begriff der digitalen Ethik (‚digital ethics‘) ist ebenso erfolgreich wie uneindeutig. Die einen verweisen damit auf einen Teilbereich der Informationsethik, die anderen – mit dem Ziel einer Neubenennung – auf die Gesamtheit dieser Bereichsethik, womöglich unter Einbeziehung der Medienethik. Wieder andere fassen darunter ein zu konstruierendes normatives System, das für die Informationsgesellschaft oder auch speziell für die Wirtschaft (nicht nur für KI-, IT- und Internetfirmen) zu gelten habe, was mit Aussagen wie ‚Wir brauchen eine digitale Ethik‘ verbunden wird. Nicht zuletzt kann die Moral der Informationsgesellschaft gemeint sein, wobei dann – wie es häufig im Englischen der Fall ist – die Begriffe von Ethik und Moral nicht scharf getrennt werden.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Oliver Bendel, der im Dezember 2020 im Gabler Wirtschaftslexikon erschienen ist. Es wird die Beziehung zu verschiedenen Bereichsethiken und zur Maschinenethik hergestellt, der Hintergrund (samt der Entwicklung) des Begriffs dargestellt und am Ende nochmals dessen Potenzial bzw. Problematik erläutert. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/digitale-ethik-121185 aufgerufen werden.
Abb.: Auch VR kann man innerhalb der Ethik behandeln
Im „Handbuch Maschinenethik“, seit 2016 von Prof. Dr. Oliver Bendel herausgegeben, ist der 16. Beitrag erschienen, mit dem Titel „Algorithmen, Daten und Ethik: Ein Beitrag zur Papiermaschinenethik“ … Der Autor ist Dr. Stefan Ullrich, Forschungsgruppenleiter am Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft. Aus dem Abstract: „Die informationstechnischen Realisierungen von Algorithmen sind längst in alle Lebensbereiche des modernen Menschen vorgedrungen. Algorithmen werden als Allheilmittel angepriesen oder als Hauptschuldige der ‚Digitalen Unmündigkeit‘ gesehen. Zunächst werden wir Algorithmen ganz ohne Digitaltechnik betrachten, also auf bestimmte Arten von Texten eingehen, die auf den menschlichen Geist eine Art Zwang ausüben, die so genannten Paper Machine Codes. Die Betrachtungen zur Ethik der Algorithmen wird mit einer ethischen Betrachtung der (Eingabe-)Daten verbunden, besonderes Augenmerk liegt auf der Signatur einer Person. Es folgen dann Ausführungen zu Geistesmaschinen und nutzlosen Maschinen, um mit einem Ausblick auf die Bedingungen zur Möglichkeit der Mündigkeit im Zeitalter der Internet of Things zu schließen.“ Alle Beiträge sind über link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-17484-2 verfügbar.
Das Handelsblatt titelt am 26. August 2018 mit den Worten „Wenn Algorithmen den Menschen diskriminieren“. Im Teaser des Beitrags von Hannah Steinharter und Michael Maisch heißt es: „Die Finanzbranche setzt enorme Hoffnungen auf die künstliche Intelligenz. Aber die Herrschaft der Maschinen führt zu ernsten ethischen Problemen.“ Und im Haupttext: „Künstliche Intelligenz (KI) rechnet in der Finanzbranche nicht nur Versicherungsbeiträge aus. Mithilfe von Algorithmen überprüfen Banken und andere Finanzdienstleister die Kreditwürdigkeit ihrer Kunden, forschen nach Betrug und automatisieren quasi jeden Geschäftsbereich – von der Vermögensverwaltung bis zur Kontoeröffnung.“ (Handelsblatt, 26. August 2018) Befragt wurden zu dem Thema u.a. Raúl Rojas aus Berlin und Oliver Bendel aus Zürich. Der Artikel kann über www.handelsblatt.com/finanzen/banken-versicherungen/kuenstliche-intelligenz-wenn-algorithmen-den-menschen-diskriminieren/22949674.html abgerufen werden.
Im „Handbuch Maschinenethik“ ist Ende Juli 2018 der Beitrag „Das LADYBIRD-Projekt“ von Oliver Bendel erschienen. Die Zusammenfassung: „Im LADYBIRD-Projekt ging es um einen Saugroboter, der aus moralischen Gründen bestimmte Insekten verschonen soll, die sich auf dem Boden befinden. Er sollte das jeweilige Tier mit Hilfe von Sensoren und von Analysesoftware erfassen und, bestimmten Regeln folgend, für eine Weile seine Arbeit einstellen. Das Praxisprojekt wurde 2017 an der Hochschule des Verfassers (und unter seiner Leitung) durchgeführt. Verwendet wurden Vorarbeiten, die ab 2014 entstanden, etwa eine Designstudie und ein annotierter Entscheidungsbaum. Drei Studierende der Wirtschaftsinformatik entwickelten den Roboter mittels vorgefertigter Module. Sie passten den Entscheidungsbaum an und implementierten die Regeln in Java. Das Ergebnis war ein kleiner, mobiler Roboter, der Marienkäfer bzw. ähnliche Objekte erkennen konnte und bei ihrer Anwesenheit seine Arbeit unterbrach. Der vorliegende Beitrag stellt sowohl die Vorarbeiten als auch die Durchführung des Projekts dar und diskutiert die Ergebnisse.“ Die Beiträge des von Oliver Bendel herausgegebenen Springer-Handbuchs erscheinen laufend und werden über link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-17484-2 aufgeführt.
In der neuen Ausgabe der Zeitschrift cooperativ (2/18) widmet man sich der Frage, ob Roboter Moral brauchen. Oliver Bendel zeigt seit einigen Jahren, wie maschinelle Moral entsteht, aus der Maschinenethik heraus, in Zusammenarbeit mit Künstlicher Intelligenz und Robotik. Ob Roboter Moral brauchen, muss von Fall zu Fall entschieden werden. Es bieten sich Stellvertretermaschinen mit einer Stellvertretermoral an, die der Besitzer oder Benutzer mit Hilfe eines Moralmenüs erzeugen kann, mit einer gewissen Freiheit, die auf der einen Seite von Voreinstellungen, auf der anderen Seite von Verordnungen und Gesetzen eingeschränkt wird. Stellvertretermaschinen dieser Art können in geschlossenen oder halboffenen Umgebungen unterwegs sein, etwa als Staubsaugerroboter im Haushalt oder als Sicherheitsroboter auf dem Betriebsgelände. Oliver Bendel kommt in dem Beitrag von Hermann Fritzl ebenso zu Wort wie Matthias Scheutz von der Tufts University School of Engineering und Bertram F. Malle von der Brown University. Der Artikel mit dem Titel „Brauchen Roboter Moral?“ kann über issuu.com/cooperativ_oegv/docs/cooperativ_02_18_web aufgerufen werden. Zudem steht er hier als PDF zur Verfügung.
Die Deutsche Welle war Ende Mai 2018 im Gespräch mit Oliver Bendel. Anlass war ein Treffen zwischen Angela Merkel und Experten für Künstliche Intelligenz. Der Informations- und Maschinenethiker empfiehlt eine Unterscheidung zwischen Forschung und Entwicklung auf der einen Seite und Anwendung auf der anderen. Er ist für die Freiheit der Forschung. Für ihn endet sie erst da, wo die Freiheit und Unversehrtheit von anderen beginnt, von Menschen und Tieren. Dagegen muss man nach seiner Ansicht die eine oder andere Anwendung von KI bereits jetzt einschränken, etwa dann, wenn Massenüberwachung stattfindet. Die Deutsche Welle über sich selbst auf ihrer Website: „Die Deutsche Welle (DW) ist der Auslandssender Deutschlands. In journalistischer Unabhängigkeit vermitteln wir ein umfassendes Deutschlandbild, stellen weltweite Ereignisse und Entwicklungen aus europäischer Perspektive dar, greifen deutsche und andere Sichtweisen auf. So fördern wir das Verständnis zwischen den Kulturen und Völkern. Zugleich schaffen wir einen Zugang zur deutschen Sprache.“ (Website Deutsche Welle) Das Interview kann über www.dw.com/de/jetzt-machen-wir-gro%C3%9Fartige-spr%C3%BCnge/a-43964092 aufgerufen werden.
Seit Ende 2016 sitzen renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Beiträgen für das „Handbuch Maschinenethik“ von Springer. Ende 2018 soll das gedruckte Werk erscheinen. Herausgeber ist der Informations- und Maschinenethiker und Roboterphilosoph Oliver Bendel. Die ersten Beiträge wurden im Frühjahr 2018 in elektronischer Form publiziert. Mit dabei sind etwa Luís Moniz Pereira, einer der bekanntesten Maschinenethiker der Welt, und Roboterethikerin Janina Loh, die mit Mark Coeckelbergh zusammenarbeitet. Ein Beitrag der Stuttgarter Philosophin Catrin Misselhorn, die ebenfalls einen hervorragenden Ruf in der Disziplin hat, kommt in wenigen Tagen heraus. In ein paar Monaten folgen Julian Nida-Rümelin und Eric Hilgendorf, um nur zwei weitere Namen zu nennen. Der Philosoph war einst Kulturstaatsminister, und der Roboterrechtler fehlt bei kaum einer Debatte über autonome Autos und künstliche Intelligenz. Eine Übersicht über die Beiträge, die laufend elektronisch veröffentlicht werden, findet sich über link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-17484-2 … Oliver Bendel wird selbst mit sechs Beiträgen vertreten sein, vor allem zu Artefakten der Maschinenethik, also zu konkreten Umsetzungen. Er hat sich in mehreren Büchern und in über 100 Artikeln und Buchbeiträgen der Maschinenethik gewidmet.
An der Hochschule für Wirtschaft FHNW sind seit 2013 im Kontext der Maschinenethik mehrere Hardware- und Softwareroboter entstanden. 2018 widmet man sich dem BESTBOT, einem Chatbot, der Probleme des Benutzers auf unterschiedliche Weise registrieren kann. Auf diesen geht Oliver Bendel in seinem Beitrag für die Netzwoche 9/2018 ein. Das vierte Artefakt soll demonstrieren, dass man bestimmte Probleme mit einer moralischen Maschine wie dem BESTBOT lösen kann, bestimmte Probleme durch diese aber auch erst entstehen. Man kann im Extremfall das eine oder andere Leben retten, aber man hat bis dahin Menschen observiert und analysiert, und zwar mit Hilfe von Gesichtserkennung. Sicherheit oder Freiheit, das ist auch hier die Frage. Ein Anforderungskatalog wurde bereits erstellt. Im Moment wird der Quellcode von GOODBOT und LIEBOT ausgewertet. Beide Systeme sollen verschmelzen und mit Gesichtserkennung ergänzt werden. Die Konzeption wurde Ende März an der Stanford University vorgestellt. Im Spätsommer liegen die Ergebnisse vor. Der Beitrag kann hier abgerufen werden.
„Algorithmische Auswahl- und Entscheidungsprozesse prägen unseren Alltag, unsere Wahrnehmung der Welt und unser tägliches Handeln. Ihre Bedeutung steigt in einer durch Automatisierung und Big Data gekennzeichneten digitalen Gesellschaft in sämtlichen Lebensbereichen rasant an. Damit werden sowohl die Frage nach der Machtausübung mittels Algorithmen als Instrumente als auch jene nach der Macht von Algorithmen als eigenständige Akteure virulent. Inwieweit handeln Algorithmen autonom, selbstbestimmt und intentional? Sind sie kontrollier- und ihre Ergebnisse vorhersehbar? Können Algorithmen moralisch handeln? Welche gesellschaftlichen Herausforderungen ergeben sich aus einer ethischen Perspektive und wie können diese bewältigt werden?“ So ein Flyer zu einer Veranstaltung, die den Titel „Die Macht der Algorithmen: Werkzeuge oder Akteure?“ trägt und am 22. November 2016 von 18:15 bis 19:45 Uhr an der Universität Zürich stattfindet. Und weiter: „Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Michael Latzer (IPMZ – Abt. Medienwandel & Innovation, UZH) folgen Inputreferate zur Einschätzung der Macht der Algorithmen aus technischer und ethischer Perspektive durch Prof. Dr. Thomas Hofmann (Data Analytics Lab, Departement Informatik, ETH Zürich) und Prof. Dr. Oliver Bendel (Institut für Wirtschaftsinformatik, Hochschule für Wirtschaft, FHNW).“
Abb.: Oliver Bendel in Windisch (Foto: Kai R. Joachim)
Der RFF REAL FICTION FILMVERLEIH informiert in einer Pressemitteilung über den Kinostart der Dokumentation „Krieg und Spiele“ von Karin Jurschick am 18. August 2016. „Die unbemannten Kriegsroboter der Zukunft sind nach dem Vorbild von Tieren gebaut. Perfekte Maschinen, die im Wasser, an Land und in der Luft die Bewegung jeder Maus und jedes Menschen erfassen. Und sie können töten. Autonom. Diese technische Entwicklung verändert jetzt schon die Kriege und unsere Vorstellungen von Ethik und Moral. Ja: unsere Stellung als Menschen in der Welt. Werden am Ende die Maschinen sogar die besseren Entscheidungsträger?“ (Information RFF) Weiter heißt es: „Bringt uns die neue, aus der Ferne steuerbare Kriegstechnologie Aufklärung und Sicherheit, wie es die herstellende Industrie und die Regierungen versprechen, oder macht sie die Version eines totalen Überwachungsstaates möglich? Und was ist mit denen da unten, den Menschen im Fadenkreuz?“ (Information RFF) Nicht zuletzt werden zentrale moralische und rechtliche Fragen angesprochen: „Was passiert mit dem Begriff der Schuld, wenn Maschinen autonom töten? Wer ist verantwortlich, wenn sie einen Fehler machen?“ (Information RFF) Zu Wort kommen u.a. Peter W. Singer, Politikwissenschaftler, Ronald Arkin, Robotiker und Maschinenethiker, Daniel Statman, Moralphilosoph, und Yvonne Hofstetter, KI-Expertin. Weitere Informationen zum Film über realfictionfilme.de.
Anfang Juni 2016 führte Hansjörg Schmid von der Zeitschrift Apunto, die sich an die Angestellten in der Schweiz richtet, ein Interview mit dem Maschinenethiker und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel. Dieses ist Anfang August unter dem Titel „Von moralischen und unmoralischen Maschinen“ online erschienen. Oliver Bendel skizziert die Aufgaben der Maschinenethik als Gestaltungsdisziplin. Dazu gehören nicht nur Konzepte und Prototypen moralischer, sondern auch unmoralischer Maschinen. Es geht nicht nur darum, Technik zu zähmen, zu dressieren und zu bändigen, nicht nur darum, sie das Gute wählen zu lassen, sondern auch darum, sie zu entfesseln, sie das Böse tun zu lassen, um dieses – als Resultat der Maschine – besser zu verstehen. Denn was bedeutet es, wenn ein neuartiges Subjekt der Moral, ein alleingelassenes, auf sich selbst gestelltes Artefakt, etwas tun kann, das wir als unmoralisch oder moralisch bezeichnen? Was bedeutet es, wenn zwar kein guter oder böser Willen im engeren Sinne vorhanden ist, aber eine Willenssimulation, eine Zielorientiertheit und Absichtserklärung, verbunden etwa mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in Bezug auf das Gute oder Böse? Der LÜGENBOT, der im Gespräch erwähnt wird, verfügt nicht nur über ausgefeilte Strategien, die Unwahrheit zu sagen, sondern verbindet diese auch mit stochastischen Verfahren; man kann ihm beibringen, bestimmte Lügen jeweils mit einer mittleren oder einer hohen Wahrscheinlichkeit zu produzieren. Das Interview kann über apunto-online.ch/gesellschaft/showData/von-moralischen-und-unmoralischen-maschinen nachgelesen werden.
Heutige Roboter vermögen selbstständig Entscheidungen zu treffen, die erhebliche Konsequenzen nach sich ziehen, in sozialer und moralischer Hinsicht. Die teilautonomen und autonomen Maschinen werden von sozialer Robotik und Maschinenethik gezähmt, dressiert und zivilisiert. Autos erkennen Menschen und Tiere und bremsen rechtzeitig vor ihnen ab. Industrieroboter bewegen sich mit schlafwandlerischer Sicherheit durch die Fabrikhallen und behandeln uns in Kooperationszellen wie rohe Eier. Pflegeroboter bringen uns Medikamente und betten uns um. Auch Computer an der Börse – Stichwort „Algorithmic Trading“ – wären ein möglicher Gegenstand für das „Moralisieren“. In seinem Vortrag an der wichtigsten unabhängigen Börse Europas (SIX Swiss Exchange) am 17. Februar 2016 ging Oliver Bendel – nach einem kurzen Blick in die Ideen- und Entwicklungsgeschichte – auf aktuelle Entwicklungen in Robotik und KI und auf die Disziplin der Maschinenethik ein und stellte einfache moralische Maschinen vor, mitsamt den annotierten Entscheidungsbäumen für ihre Umsetzung. Auch komplexe moralische Maschinen und mit ihnen zusammenhängende Dilemmata wurden erwähnt und veranschaulicht. Der Forscher plädierte zuletzt nicht nur für eine Erweiterung, sondern auch für eine Beschränkung der Maschinen.
„Interaktive Werbeflächen sind Plakate, Terminals, Säulen etc., die sich automatisch auf Passanten, Besucher, Kunden und Interessierte einstellen und mit diesen in eine Interaktion treten. Teilweise werden Bewegungsmelder sowie Bild- und Mustererkennung zur Bestimmung von Geschlecht, Größe und Alter verwendet.“ So beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel für das Wirtschaftslexikon von Springer Gabler. Die interaktiven Werbeflächen zeigen Männern und Frauen, Großen und Kleinen, Jungen und Alten unterschiedliche Werbung. Dabei werden natürlich auch Klischees bedient. Am Ende wird die Perspektive der Ethik eingenommen: „Interaktive Werbeflächen können in die Privatsphäre eingreifen, selbst in öffentlichen Bereichen, und das Persönlichkeitsrecht verletzen sowie die informationelle Autonomie beschädigen. Dies ist Thema der Informationsethik. Die Maschinenethik fragt nach moralisch adäquaten Entscheidungen der Plakate und Terminals, die Medienethik nach der Reizüberflutung im (teil-)öffentlichen Raum.“ Der Beitrag ist am 2. Dezember 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/interaktive-werbeflaechen.html aufgerufen werden.
Abb.: Unterschiedliche Werbung für Frauen und Männer
Zur ersten europäischen Tagung zur Technologiefolgenabschätzung sind im Juli 2014 die Proceedings erschienen. Sie können über die PACITA-Website kostenlos als PDF heruntergeladen werden und haben ca. 440 Seiten. Die von der EU getragene Konferenz fand im März 2013 in Prag statt. Im Buch ist, was ethische Fragen angeht, insbesondere „Part V – Facing New and Emerging Technologies“ relevant. Von Marie-des-Neiges Ruffo stammt der Beitrag „Why Autonomous Unmanned Aerial Vehicles Will Lose the War“, von Oliver Bendel „Towards Machine Ethics“ (Kapitel „Emerging Technologies and Ethics“). Im Kapitel „Privacy Aspects“ finden sich u.a. die Beiträge „Locating, Tracking and Tracing“ von Lorenz M. Hilty et al. und „Privacy Aspects of Social Networks – An Overview“ von Stefan Strauß und Michael Nentwich. Der Band kann auch in gedruckter Form erworben werden. Weitere Informationen über die PACITA-Website.
In einem Interview mit der TAZ vom 10. August 2013 spricht Yvonne Hofstetter auch über die Moral von Algorithmen. Die Geschäftsführerin der Teramark Technologies GmbH wird gefragt: „Algorithmen sind im Grunde Roboter. Gibt es für sie eine Ethik?“ Sie antwortet: „Die Technologen beschäftigen sich mit diesen Fragen. Welche Ethik, welche Moralvorstellungen brauchen wir? Was kann man in die Maschinen hinein programmieren? Aus der philosophischen Ecke, also von denen, die sich mit gesellschaftlichen Entwicklungen beschäftigen, kommt hingegen nichts oder wenig. Die Philosophie sieht offenbar noch nicht, dass eine Sturzwelle an intelligenten Technologien auf uns zurollt.“ Nun ist die Maschinenethik in den USA, in Kanada, Australien, Japan und Holland eine weit entwickelte Disziplin, zu der KI-Experten genauso beitragen wie Philosophen. Die Informationsethik, die sich auf die moralischen Implikationen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien bezieht, ist gar eine traditionsreiche Disziplin, auch in Bezug auf Algorithmen und Maschinen. Es ist aber in der Tat so, dass im deutschsprachigen Raum erheblicher Nachholbedarf besteht, dass die Ethik von Lobbyorganisationen bekämpft und von Kirchen missbraucht wird. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen der Maschinenethik (begriffen als Pendant zur Menschenethik) und der Informationsethik, die Computer-, Netz- und Neue-Medien-Ethik umfasst. Beide sind wichtig, wobei die eine eher technologiegestaltend, die andere eher problemanalysierend und lebensgestaltend unterwegs ist und in gewisser Weise gilt: Die Informationsethik löst die Probleme, die die Maschinenethik verursacht.