Der Lügenbot wurde 2013 von Prof. Dr. Oliver Bendel im Kontext der Maschinenethik ausgedacht und 2016 von seinem damaligen Projektmitarbeiter und Studenten Kevin Schwegler umgesetzt. Vorgestellt wurde er auf KI-Konferenzen an der Stanford University und in Krakau. Der LIEBOT, wie sein englischer Name lautet, suchte auf eine Frage des Benutzers eine wahre oder richtige Antwort und manipulierte diese nach einer von sieben verschiedenen Strategien. Er behauptete z.B. im Sommer 2016, dass Donald Trump der Präsident der USA sei. Oliver Bendel sprach auch von Münchhausen-Maschinen. Heutzutage gibt es Chatbots und Generative-KI-Systeme wie ChatGPT, die auf Machine Learning beruhen und die immer wieder die Unwahrheit sagen. So werden Angaben zu Personen hinzugedichtet und Quellen erfunden. Zu diesem Thema befragte Technology Review den Informations- und Maschinenethiker aus Zürich. Dabei ging es auch um seine damalige Forschung zu Münchhausen-Maschinen. Mit Chatbots, Sprachassistenten und sozialen Robotern befasst sich Oliver Bendel bereits seit einem Vierteljahrhundert. Sie waren auch der Gegenstand seiner Doktorarbeit, die er an der Universität St. Gallen verfasste und die Ende 2002 abgeschlossen und Anfang 2003 angenommen wurde. Das Interview wurde am 22. Februar 2023 veröffentlicht und kann hier abgerufen werden.
Matthias Oppliger von der TagesWoche besuchte Oliver Bendel am 4. Mai 2017 auf dem Campus Brugg-Windisch und befragte ihn zu seinem Lügenbot und zu anderen Themen: „Sie sind Maschinenethiker und beschäftigen sich mit den moralischen Aspekten von Technologie. Warum bauen Sie eine unmoralische Maschine, die Lügen erzählt?“ Oliver Bendel antwortete: “Als Ethiker interessiere ich mich für das Gute und das Böse, als Maschinenethiker für moralische und unmoralische Maschinen. Ich will keine bösen Maschinen in die Welt entlassen, aber ich will sie erschaffen und erforschen. Wenn wir wissen, wie ein Lügenbot funktioniert, können wir eine solche Maschine auch entlarven und Strategien entwickeln, um gegen sie vorzugehen.“ Der Moralphilosoph untersucht, so hat es Oliver Bendel immer wieder dargestellt, das Gute und das Böse, in deskriptiver oder normativer Weise. Er nimmt das Moralische also zur Kenntnis, beschreibt es und ordnet es ein. Und er entwirft einen Rahmen, etwa deontologischer oder teleologischer Art, und vergleicht den einen mit dem anderen, womit er in der Metaethik angelangt ist. Das Moralisieren überlässt er dem Moraltheologen, der anders als er weder voraussetzungslos noch ergebnisoffen ist. Das ganze Interview ist am 5. Mai 2017 erschienen und kann über www.tageswoche.ch nachgelesen werden.
„science+fiction ist das Festival der Wissenschaft in Basel. Vom 5. bis 7. Mai beleuchtet es die Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen. Wo prägt uns die Künstliche Intelligenz schon heute? Wie gehen wir als Gesellschaft mit den vielen Chancen und Risiken um?“ Mit diesen Worten wird die Veranstaltung von 2017 auf der Website angekündigt. „Wissenschaftlerinnen und Entwickler, Philosophen und Kunstschaffende diskutieren mit dem Publikum über diese brennenden Fragen.“ (Website science+fiction) Prof. Dr. Oliver Bendel stellt zum einen seinen LÜGENBOT vor, ein Beispiel für eine Münchhausen-Maschine, und diskutiert zum anderen bei dem Panel „Maschinen und das Gesetz“ mit. „Selbstfahrende Autos, Pflegeroboter und autonom agierende Drohnen“ – die Errungenschaften der Forschung seien verheißungs- und verhängnisvoll zugleich. „Sie stellen uns auch vor neue juristische und ethische Fragen. Wer haftet, wenn eine Maschine eine Straftat begeht? Sind Roboter moralische Geschöpfe? Müssen neue Gesetze für Künstliche Intelligenzen geschaffen werden? Wer entscheidet, ob eine Maschine ein rechtliches Subjekt ist?“ (Website science+fiction) Weitere Informationen über scienceandfiction.ch.
Abb.: science+fiction findet auch im Jahre 2017 statt
Annedore Bose-Munde und Victoria Sonnenberg sind die Verfasserinnen des Artikels „Humanoide Roboter dringen überaus gelenkig in die Welt des Menschen ein“, der am 19. Oktober 2016 in der Zeitschrift MaschinenMarkt und am 21. Oktober 2016 – unter dem Titel „Humanoide Roboter dringen in die Welt des Menschen“ – auf konstruktionspraxis.de erschien. „Zunehmend agieren menschenähnliche Roboter in Umgebungen, die bisher nur für den Menschen geschaffen waren.“ (MaschinenMarkt, 21. Oktober 2016) Mit den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wird sich, so der Artikel, die VDI-Zukunftskonferenz „Humanoide Roboter 2016“ beschäftigen, die am 13. und 14. Dezember in Aschheim bei München stattfindet. Vorgestellt werden ausgewählte Projekte. „Daniel Kühn, Projektleiter am Robotics Innovation Center Bremen des DFKI, wird einen hominiden Roboter vorstellen, der die Fähigkeit besitzt, seine Haltung an die jeweilige Gegebenheit anzupassen … An der Hochschule für Wirtschaft FHNW in der Schweiz wurde von März bis August dieses Jahres der Lügenbot entwickelt, ein Chatbot, der so sehr lügt, dass sich die Balken biegen.“ (MaschinenMarkt, 21. Oktober 2016) Die Idee dazu habe Oliver Bendel bereits 2013 in seinem Artikel „Der Lügenbot und andere Münchhausen-Maschinen“ formuliert. „Auch der Vortrag von Dr. Andreas Kipp vom Bereich angewandte Informatik an der Universität Bielefeld beschäftigt sich mit der Interaktion zwischen dem Menschen und einem Roboter. Dabei geht es um eine spielerische Interaktion, bei der die Menschen anfangen zu schummeln.“ (MaschinenMarkt, 21. Oktober 2016)
Die Bild am Sonntag (BamS) hat den LÜGENBOT getestet und ihm einige Perlen der Unwahrheit entlockt. Dies ist in einem Artikel von Florian Zerfaß vom 2. Oktober 2016 nachzulesen, mit dem Titel „Roboter lernen lügen für die Wahrheit“. Angela Merkel sei Bundeskanzlerin und die beste Rapperin der Welt, der FC Schalke 04 habe in der Bundesliga 134 Punkte. Besonders interessant ist das erste Beispiel. Der Satz fängt wahr an und endet falsch; der Benutzer wird in Sicherheit gewiegt und dann aufs Glatteis geführt. Der LÜGENBOT aka LIEBOT wurde 2013 von Oliver Bendel erfunden und 2016 von Kevin Schwegler umgesetzt. Er beherrscht verschiedene Lügenstrategien, von denen manche als genuin maschinell angesehen werden können – so lügt kein Mensch, nicht einmal ein Lügenbold. Der Chatbot lügt nicht immer, aber meistens. Es gibt vielfältige Anwendungsmöglichkeiten – so können Maschinen, die Fakes und Lügen entdecken sollen, mit ihm trainiert werden. Letztlich geht es darum, vertrauenswürdige und verlässliche Systeme zu entwickeln.
Jeden Monat überprüft der Harvard Business Manager nach eigener Aussage die Thesen von Wissenschaftlern. „Diesmal geht es um die Annahme: Textalgorithmen können Lügen in E-Mails enttarnen.“ (SPON, 28. September 2016) Spiegel Online meldet am 28. September 2016: „Daran forschen Stephan Ludwig, Associate Professor an der University of Surrey (zum Zeitpunkt des Interviews noch Junior Professor für Marketing an der University of Westminster), und Tom Van Laer, Junior Professor für Marketing an der Cass Business School der City University London. Das Ergebnis ihrer Analyse: Wer lügt oder die Wahrheit stark verbiegt, hält sich beim Schreiben unbewusst an bestimmte Regeln.“ (SPON, 28. September 2016) Sie haben vor diesem Hintergrund einen Algorithmus entwickelt, der Lügen von Menschen erkennt. Mit dem LÜGENBOT, der 2016 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW implementiert wurde, hätten die Wissenschaftler einen idealen Trainingspartner. Dieser spezielle Chatbot sagt meistens die Unwahrheit, aber nicht immer. Dabei benutzt er verschiedene Lügenstrategien, die er teils kombiniert. Ob das System der Briten auch die maschinellen Lügen des LIEBOT zu erkennen vermag, ist eine spannende Frage, die vielleicht in den nächsten Monaten beantwortet werden kann, wenn die Wissenschaftler zusammenfinden.
In einem ganzseitigen Interview, das in der SonntagsZeitung vom 18. September 2016 publiziert wurde, erläutert Oliver Bendel, welche Gefahren von Münchhausen-Maschinen ausgehen und welche Zwecke er mit dem LÜGENBOT verfolgt. Dessen Entwicklung sei mit einem Dilemma verbunden. „Ähnlich wie bei der Erforschung der Kernspaltung besteht die Gefahr des Missbrauchs. Im Prinzip könnte sich der Lügenbot als unmoralische Maschine in der Welt verbreiten und Schaden anrichten. Aber er ist einerseits mit einem Passwort geschützt, andererseits glaube ich, dass der Nutzen des Lügenbots überwiegt.“ Der Nutzen wird von Oliver Bendel immer wieder erläutert, bei Veranstaltungen und in Veröffentlichungen. Wenn man alle maschinellen Strategien des Lügens kenne, könne man diesen auch jeweils begegnen, sowohl als Entwickler als auch als Benutzer. Entwickler müssen, so der Vater des LÜGENBOT, die Wissensbasen schützen und die externen Quellen kontrollieren. Sie können grundsätzlich darauf achten, dass die Maschine mit Hilfe ihrer Begriffe, Sätze und Regeln nicht zu lügen vermag. Die Anbieter können offenlegen, wie die Chatbots funktionieren, die Benutzer wachsam sein, nach dem Anbieter fragen, dem Kontext, und die Systeme testen. Die Erkenntnisse mag man in der Maschinenethik und in der Wirtschaft nutzen, um moralische Maschinen zu bauen. Mit Anti-Münchhausen-Maschinen kann man Verlässlichkeit und Vertrauen aufbauen. Das Interview wurde von Joachim Laukenmann geführt und ist auf Seite 60 der Schweizer Zeitung zu finden. Es kann hier als PDF heruntergeladen werden.
Roboter haben kurze Beine. Zumindest manche von ihnen, etwa der LÜGENBOT. Genaugenommen hat dieser nicht einmal Beine, sondern nur ein Rad. Wolfgang Schmitz von VDI nachrichten war im September 2016 im Gespräch mit Oliver Bendel, Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker. Eine Frage von ihm lautete, worin der Nutzen des LÜGENBOT bestehe. Die Antwort lautete: „Es gibt bereits Münchhausen-Maschinen. Wir wollen mit dem Lügenbot, der als Chatbot realisiert ist, zunächst auf ihre Existenz und ihre Strategien hinweisen. Kennt man diese, kann man ihnen effektiv begegnen. Entwickler können Wissensbasen schützen und externe Quellen kontrollieren. Mit moralisch verlässlichen Maschinen können Anbieter Vertrauen aufbauen. Die Benutzer werden wachsamer, indem sie etwa nach dem Anbieter fragen. Nicht zuletzt kann die Maschinenethik die Erkenntnisse für ihre Forschungen nutzen.“ Das Gespräch drehte sich weiter um Münchhausen-Maschinen, menschliche und maschinelle Lügenbolde und moralische und unmoralische Maschinen. Das LÜGENBOT-Projekt wurde seit 2013 von Oliver Bendel mit mehreren Artikeln vorbereitet. 2016 konnte der Chatbot dann realisiert werden. In dieser Form konzipiert und programmiert hat ihn Kevin Schwegler. Das ganze Interview mit dem Titel „Lügentechnik zerstört Vertrauen“ ist am 16. September 2016 in der gedruckten Ausgabe der VDI nachrichten erschienen.
Vor mehreren Jahren wurde der GOODBOT im Kontext der Maschinenethik erdacht. In einem Projekt am Institut für Wirtschaftsinformatik (IWI) der Hochschule für Wirtschaft FHNW wurde er umgesetzt. Die UnternehmerZeitung Nr. 7/8 (2013) und andere Medien berichteten über die einfache moralische Maschine, den sich vorbildlich verhaltenden Chatbot, der Probleme von Benutzern erkennt und im Extremfall eine Notrufnummer herausgibt. In einem Folgeprojekt wurde von März bis August 2016 der LÜGENBOT (auch LIEBOT genannt) entwickelt. Assistenzsysteme wie Siri und Cortana und Chatbots auf Websites scheinen meistens die Wahrheit zu sagen, nicht aus moralischen, sondern aus pragmatischen Gründen. Es handelt sich um Programme und Dienste, die den Menschen unterhalten, unterstützen und informieren sollen. Wäre keinerlei Vertrauenswürdigkeit vorhanden, würden sie keine Akzeptanz finden. Eine Münchhausen-Maschine ist ein Gegenentwurf. Sie konstruiert in Kenntnis der Wahrheit die Unwahrheit, als Wetterbericht, Nachrichtendienst oder Dialogsystem. Der LÜGENBOT ist eine Münchhausen-Maschine, die als Chatbot realisiert ist. Vielleicht steckt mehr von ihm in Siri und Cortana, als wir glauben. In der UnternehmerZeitung Nr. 9 (2016) widmet sich Oliver Bendel in seinem Artikel „Die Stunde der Wahrheit“ seinem Geschöpf (das von Kevin Schwegler im Rahmen seiner Bachelorarbeit im Detail ausgeformt und in der Praxis umgesetzt wurde). Er geht darauf ein, wie man von ihm lernen kann, zugunsten einer verlässlichen virtuellen Welt, in der man Diskussionen führt und Transaktionen durchführt, ohne Angst vor Schwindel und Betrug. Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.
Abb.: Der LÜGENBOT bei seiner Lieblingsbeschäftigung
An der Hochschule für Wirtschaft FHNW wurde von Frühjahr bis Spätsommer 2016 im Rahmen der Abschlussarbeit von Kevin Schwegler der LÜGENBOT (LIEBOT) als einfache unmoralische Maschine und Ausprägung einer Münchhausen-Maschine entwickelt. Professor Dr. Oliver Bendel, der Auftraggeber und einer der Betreuer, hat seit 2013 mehrere Artikel über Münchhausen-Maschinen und den Lügenbot publiziert. Darin wurde stets die Sprachlichkeit des Lügens betont. Wer etwas sagen kann, so der Autor, und dabei eine gewisse Absicht verfolgt, der kann auch die Unwahrheit sagen. Man kann also Lügenmaschinen bauen, Wetterberichte, die die falsche Temperatur angeben, Chatbots, die Tatsachen verdrehen – und uns verwundert und verunsichert zurücklassen. Das müssen auch Unternehmen berücksichtigen, und sie müssen etwas dafür tun, damit unser Vertrauen in die Maschinen gerechtfertigt ist. Der Student hat den LIEBOT in Java programmiert, mit dem Eclipse Scout Neon Framework. Dabei stand ihm ein weiterer Betreuer, Prof. Dr. Bradley Richards, zur Seite. Kevin Schwegler ist ein wertvoller Beitrag zur Forschung gelungen, u.a. durch genuine maschinelle Strategien des Lügens, die etwa auf einer Ontologie der Princeton University und einer Funktion von Yahoo beruhen. So wird aus dem Satz „Ein Hase hat lange Ohren“ durch ein Hinauf- und Hinabwandern in der Ontologie die Lüge „Ein Igel hat lange Ohren“ – das Hyponym „Hase“ wird ersetzt durch das Kohyponym „Igel“. Der LÜGENBOT kann ab Ende August 2016 über luegenbot.ch und liebot.org getestet werden (Links nicht mehr gültig).
Abb.: Hat der Igel lange Ohren oder der LIEBOT eine lange Nase?
Anfang Juni 2016 führte Hansjörg Schmid von der Zeitschrift Apunto, die sich an die Angestellten in der Schweiz richtet, ein Interview mit dem Maschinenethiker und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel. Dieses ist Anfang August unter dem Titel „Von moralischen und unmoralischen Maschinen“ online erschienen. Oliver Bendel skizziert die Aufgaben der Maschinenethik als Gestaltungsdisziplin. Dazu gehören nicht nur Konzepte und Prototypen moralischer, sondern auch unmoralischer Maschinen. Es geht nicht nur darum, Technik zu zähmen, zu dressieren und zu bändigen, nicht nur darum, sie das Gute wählen zu lassen, sondern auch darum, sie zu entfesseln, sie das Böse tun zu lassen, um dieses – als Resultat der Maschine – besser zu verstehen. Denn was bedeutet es, wenn ein neuartiges Subjekt der Moral, ein alleingelassenes, auf sich selbst gestelltes Artefakt, etwas tun kann, das wir als unmoralisch oder moralisch bezeichnen? Was bedeutet es, wenn zwar kein guter oder böser Willen im engeren Sinne vorhanden ist, aber eine Willenssimulation, eine Zielorientiertheit und Absichtserklärung, verbunden etwa mit einer hohen Wahrscheinlichkeit in Bezug auf das Gute oder Böse? Der LÜGENBOT, der im Gespräch erwähnt wird, verfügt nicht nur über ausgefeilte Strategien, die Unwahrheit zu sagen, sondern verbindet diese auch mit stochastischen Verfahren; man kann ihm beibringen, bestimmte Lügen jeweils mit einer mittleren oder einer hohen Wahrscheinlichkeit zu produzieren. Das Interview kann über apunto-online.ch/gesellschaft/showData/von-moralischen-und-unmoralischen-maschinen nachgelesen werden.
Machine ethics researches the morality of semi-autonomous and autonomous machines. In 2013 and 2014, the School of Business at the University of Applied Sciences and Arts Northwestern Switzerland FHNW implemented a prototype of the GOODBOT, which is a novelty chatbot and a simple moral machine. One of its meta rules was it should not lie unless not lying would hurt the user. In a follow-up project in 2016 the LIEBOT (aka LÜGENBOT) was developed, as an example of a Munchausen machine. The student Kevin Schwegler, supervised by Prof. Dr. Oliver Bendel and Prof. Dr. Bradley Richards, used the Eclipse Scout framework. The whitepaper which was published on July 25, 2016 via liebot.org outlines the background and the development of the LIEBOT. It describes – after a short introduction to the history and theory of lying and automatic lying (including the term of Munchausen machines) – the principles and pre-defined standards the bad bot will be able to consider. Then it is discussed how Munchausen machines as immoral machines can contribute to constructing and optimizing moral machines. After all the LIEBOT project is a substantial contribution to machine ethics as well as a critical review of electronic language-based systems and services, in particular of virtual assistants and chatbots.
The LIEBOT project is based on preparatory works by Prof. Dr. Oliver Bendel who already initiated the GOODBOT, a chatbot which can be considered a simple moral machine. Since 2013 he has published several articles on this subject and presented automatic strategies with a view to lying. A business informatics student of the School of Business FHNW, Kevin Schwegler, was contracted early in 2016 to implement the LIEBOT (aka LÜGENBOT) as a prototype in the scope of his graduation thesis under consideration and continuance of the preparatory works. The objective of the LIEBOT project is to give practical evidence of the potential of lies and risks of natural language systems. Online media and websites create or aggregate more and more texts automatically (robo-content) and robo-journalism is growing. Natural language dialog systems are becoming very popular. The chatbot to be programmed – the LIEBOT – shall be able to produce untruths and to respond in a morally inadequate manner. This makes it a reversion of the premise applied to the development of the GOODBOT and a continuance of the corresponding work under new auspices. A simple immoral machine is born. Further information as from autumn 2016 via luegenbot.ch and liebot.org (links no longer valid).
An der Hochschule für Wirtschaft FHNW wird ab Frühjahr 2016 im Rahmen einer Abschlussarbeit ein Lügenbot entwickelt. Der betreuende Professor, Dr. Oliver Bendel, hat seit 2013 mehrere Artikel über Münchhausen-Maschinen und den Lügenbot publiziert, etwa „Wenn ein Chatbot zum Lügenbot wird“ (ICTkommunikation), „Können Maschinen lügen? Die Wahrheit über Münchhausen-Maschinen“ (Telepolis) und „Der Lügenbot und andere Münchhausen-Maschinen“ (MittelstandsWiki). In „Robots between the Devil and the Deep Blue Sea“ wurde zudem das sogenannte Lügenbot-Problem vorgestellt, als eines von vier Dilemmata. In den Beiträgen wurde stets die Sprachlichkeit des Lügens betont. Wer etwas sagen kann, so der Autor, und dabei eine gewisse Absicht verfolgt, der kann auch die Unwahrheit sagen. Man könnte also Lügenmaschinen bauen, die mit falschen Versprechungen locken, das Blaue vom Himmel erzählen – und uns letztlich verwundert und verunsichert zurücklassen. Das müssen auch Unternehmen berücksichtigen, und sie müssen etwas dafür tun, damit unser Vertrauen in die Maschinen gerechtfertigt ist. Der Student wird den Chatbot für zwei Szenarien realisieren, den Einsatz im Auftrag der Lebensmittel- und der Tourismusbranche. Bereits 2013 kam der GOODBOT als einfache moralische Maschine auf die Welt. Der Lügenbot könnte als einfache unmoralische Maschine bezeichnet werden, wobei Lügen natürlich nicht per se schlecht ist. Er ist interessant für die Maschinenethik als Gestaltungsdisziplin und für die Informationsethik als Reflexionsdisziplin. Über die Resultate des Projekts wird zur gegebenen Zeit auf maschinenethik.net informiert.
Anna von Ikea sagt die Wahrheit. Zumindest kann man das annehmen, und man darf vermuten, dass sie die Wahrheit nur verschweigt, wenn sie einen guten Grund dafür hat oder überfordert ist. Was aber, wenn ein Chatbot die Unwahrheit sagt? Wenn Nana, wie sie heißen soll, die Wahrheit verdreht, die Wahrheit von Anna, die Wahrheit an sich? Was ist, wenn Anna gehackt oder umgestaltet und zu Nana wird, oder wenn man glaubt, mit Anna zu plaudern, eigentlich aber Nana dahintersteckt? Das Missbrauchspotenzial bei gewissen Informations- und Kommunikationsdiensten im Internet ist groß. In einem Artikel von Oliver Bendel mit dem Titel „Wenn ein Chatbot zum Lügenbot wird“ (ICTkommunikation, 24. Juli 2015) wird systematisch untersucht, wie (der Entwickler von) Nana vorgehen könnte, und gezeigt, dass ein Lügenbot, bei allen Tücken, realisiert werden kann – und dass die Gefahr, einem zu begegnen, immerhin vorhanden ist. Fragen stellen sich für Informationsethik und Maschinenethik gleichermaßen.
Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen gilt als einer der Urväter der Lügengeschichten. Lange vor ihm hat Lukian von Samosata sein ebenso kreatives wie charmantes Unwesen getrieben. Zahlreiche weitere Autoren waren dieser Tradition verpflichtet. Das Flunkern und Fabulieren ist weit verbreitet, nicht nur in der Literatur. Es hat auch eine moralische Komponente. In Zeiten, in denen wir Maschinen-, Roboter- und Algorithmenethik treiben, liegt eine Frage nahe, die Münchhausen wohl nicht aufgeworfen hat: Können Maschinen lügen? In einem Artikel, der am 1. März 2015 in Telepolis erschienen ist, geht Oliver Bendel dieser Frage nach. Der Untertitel lautet: „Die Wahrheit über Münchhausen-Maschinen“. Lügenbots werden ebenso behandelt wie andere die Unwahrheit sagende Maschinen, Roboter aller Art, Antwortmaschinen im WWW. Im Teil zur Maschinenethik hat der GOODBOT seinen Auftritt, die moralische Maschine, die 2013 und 2014 an der Hochschule für Wirtschaft FHNW nach Ideen von Oliver Bendel entwickelt wurde. Der Artikel „Können Maschinen lügen?“ kann über www.heise.de/tp/artikel/44/44242/1.html aufgerufen werden.
Abb.: Pinocchio als Lügenmaschine (Quelle: commons.wikimedia.org)