Wie KI unser Liebesleben revolutioniert

Den „F.A.Z. Podcast für Deutschland“ gibt es an jedem Werktag auf die Ohren. Redakteure und Moderatoren sind Corinna Budras, Livia Gerster, Felix Hoffmann, Kathrin Jakob, Sandra Klüber, Andreas Krobok, Kati Schneider, Simon Strauß und Theresa Weiß. Am 19. September 2023 sprach Simon Strauß mit Prof. Dr. Oliver Bendel über Liebespuppen und Sexroboter. Der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph ging dabei auf neuere Entwicklungen ein, nicht nur in technischer, sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Denn nach seiner Beobachtung ist der Markt für Liebespuppen und Sexroboter durchaus nicht gesichert. Das BordDoll in Dortmund hat gerade seine Pforten geschlossen, angeblich wegen Personalmangels – denn die Puppenkörper müssen gut gereinigt und sicher verstaut werden. Vielleicht aber auch, weil die Nachfrage nach sechs Jahren gesunken ist. Auf den Seiten des führenden Anbieters für Sexroboter – RealDoll, Realbotix und Abyss Creations sind im Grunde eine Firma – muss man Harmony regelrecht suchen. Realbotix hat gar Denise in den Vordergrund gestellt, eine recht bieder wirkende Roboterfrau, die Besucher eher an der Rezeption eines Hotels als auf der Matratze eines Bordells empfangen soll. Deutlich wurde der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph in Bezug auf Kinderpuppen: Diese dürfen seiner Ansicht nach höchstens im Rahmen einer Therapie eingesetzt werden und nicht frei erhältlich und nutzbar sein. Es brauche empirische Forschung in diesem Bereich, die aber kaum stattfinde. Der Podcast „Sex mit Robotern: Wie KI unser Liebesleben revolutioniert“ steht über www.faz.net/podcasts/f-a-z-podcast-fuer-deutschland/sex-mit-robotern-wie-ki-unser-liebesleben-revolutioniert-19185247.html zur Verfügung.

Abb.: Wie KI unser Liebesleben revolutioniert (Bild: Ideogram)

Podcast zur Maschinenliebe

Mit Liebespuppen und Sexrobotern beschäftigt sich Prof. Dr. Oliver Bendel seit 2013, beginnend mit dem Fachartikel „Dr. Robot entdeckt die Moral“, veröffentlicht in IT for Health. 2015 stellte er in seinem Beitrag „Surgical, Therapeutic, Nursing and Sex Robots in Machine and Information Ethics“ für das Buch „Machine Medical Ethics“ (Springer) die Lustmaschinen in eine Reihe mit anderen Robotern aus dem Gesundheitsbereich und betrachtete sie aus ethischer Sicht. Es folgten weitere Artikel und Buchbeiträge und 2020 das vielbeachtete Buch „Maschinenliebe“ (Springer Gabler). Zuletzt erschien „Sexroboter als soziale Roboter für unterschiedliche Bedürfnisse und Anliegen“ im Herausgeberband „Faktor Mensch“ (Springer Vieweg). Christoph Holz, ein Podcaster, unterhielt sich mit dem Informations- und Maschinenethiker über verschiedene Themen in den Bereichen Soziale Robotik, Künstliche Intelligenz und Ethik. Die erste Folge „Maschinenliebe aus philosophischer Sicht“ wurde am 19. Juli 2023 veröffentlicht. Sie kann über Spotify abgerufen werden.

Abb.: So stellt sich DALL-E Maschinenliebe vor

Das queere Potenzial von Sexrobotern

Zahlreiche führende Experten und hochtalentierte Nachwuchswissenschaftler haben am Buch „Soziale Roboter“ mitgewirkt. Von Tanja Kubes stammt die Abhandlung „Soziale Roboter im sexuellen Bereich: Forschungsstand, neomaterialistische Perspektiven und queeres Potenzial“. Aus dem Abstract: „Der Beitrag diskutiert den Einsatz von sozialen Robotern im sexuellen Bereich. Er zeichnet die aktuelle Debatte um Sexroboter nach und lotet das durch neue Formen der Mensch-Maschine-Interaktion eröffnete Potenzial einer posthumanistischen Sozialität aus. Dabei wird zunächst definiert, was überhaupt unter einem Sexroboter zu verstehen ist und welche Design- und Konfigurationsoptionen aktuell angeboten werden. Im nächsten Schritt wird der Forschungsstand zum Thema knapp skizziert. Schließlich wird aus genderqueerer und feministischer STS-Perspektive diskutiert, inwiefern Sexroboter uns nicht nur in die Lage versetzen, neue, nie dagewesene Arten von Sexualität und sexueller Befriedigung zu erreichen, sondern auch die Möglichkeit bergen, das anthropozentrische Denken der Moderne zu überwinden.“ Das von Oliver Bendel herausgegebene Werk ist Anfang November 2021 erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: Das queere Potenzial von Sexrobotern

Salzburger Nachtstudio zur Maschinenliebe

Das Salzburger Nachtstudio brachte am 27. Oktober 2021 einen Beitrag mit dem Titel „Maschinenliebe“, unter Bezugnahme auf das gleichnamige Buch, das 2020 unter der Herausgeberschaft von Prof. Dr. Oliver Bendel bei Springer Gabler erschien ist. Auf der Website von Ö1 heißt es: „Dinge und Menschen gehen von jeher Fusionen ein. Werkzeuge, Maschinen, Technologien verbinden sich mit uns und erzeugen diverse Fantasien über das Begehren, die Liebe und vor allem über ‚kontrollierte‘ Partnerschaften. Schon immer gab es Ideen, ideale Liebesobjekte plastisch oder auch nur in der Vorstellung zu gestalten und nach eigenen Wünschen zu beleben. Das ist kein rezentes Phänomen des digitalen Zeitalters, indem virtueller Sex per Mausklick möglich ist oder diverse Sexroboter auf dem Markt sind.“ (Website Ö1) Katrin Mackowski war u.a. im Gespräch mit Oliver Bendel, Ayanda Rogge, Leonie Weber und Mark Coeckelbergh. Sie gab dem Beitrag auch den Untertitel „Die Lust an der Puppe“ – im Beitrag wie im Buch geht es sowohl um Liebespuppen als auch um Sexroboter wie Harmony. Weitere Informationen über oe1.orf.at/programm/20211027/656028/Maschinenliebe.

Abb.: Die Maschine im Menschenkostüm

Sexpuppen und Sexroboter

Im Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) ist auch einer der führenden Sexualwissenschaftler im deutschsprachigen Raum vertreten. Der Beitrag von Heinz-Jürgen Voß trägt den Titel „Sexpuppen und Sexroboter aus sexualwissenschaftlicher Perspektive“. Nach seiner Ansicht haben Sexualwissenschaftlerinnen und Sexualwissenschaftler, bei „aller empirischen Orientiertheit“, „eine Idee davon, wie eine sexuelle Zukunft aussehen könnte“. „Auch der Autor möchte sich in diesem Aufsatz daran versuchen: Im Anschluss an eine Darstellung der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte, die viel Bewegung und gleichzeitig viel Erstarrung ins Sexuelle gebracht haben, wagt er einen Ausblick, was die mittlerweile nicht mehr ganz so neuen ‚neuen Technologien‘ in ihrer Fortentwicklung bedeuten können – und ordnet von hier aus Sexpuppen und Sexroboter ein.“ (Abstract) Der Herausgeberband, über den u.a. BILD, ZDF, Deutschlandfunk und Psychologie Heute berichtet haben, ist im Oktober 2020 bei Springer Gabler erschienen und kann über www.springer.com/de/book/9783658298630 bezogen werden.

Abb.: Symboldbild einer Sexpuppe

Warme und kalte Beziehungen

Ende Oktober 2020 ist das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) erschienen. Es enthält 16 Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten. Der Beitrag „Warme und kalte Beziehungen im Netzwerk des Begehrens“, der von Prof. Dr. Sophie Wennerscheid stammt, wird im Abstract so zusammengefasst: „In dem Artikel werden zwei Varianten vorgestellt, wie sich Mensch-Maschine-Beziehungen theoretisch fassen lassen und was das für ein Nachdenken über ‚warme‘ und ‚kalte‘ Beziehungen bedeutet. In der ersten Variante werden Mensch und Maschine als ontologisch different vorgestellt, in der zweiten Variante werden Mensch und Maschine als gleich, weil gegenseitig affizierbar gedacht. Als neuralgischer Punkt wird sich in beiden Ansätzen die Frage nach der Geschlossenheit oder Offenheit der jeweiligen Konstellationen erweisen. Zielt die Beziehung zu der Maschine auf eine Bestätigung des menschlichen Selbst und kommt es damit über den Ausschluss des anderen als anderen zu einer Figur der Kälte? Oder gibt es einen Riss im Begehren, der das Gefüge erschüttert und damit ‚warm‘ macht? Ausgehend von Überlegungen zum Zusammenhang von Angst und Begehren wird abschließend die These zur Diskussion gestellt, dass robotische Begehrensbeziehungen nicht möglich sind, weil das technische Gegenüber nicht ’nackt‘ im metaphysischen Sinne ist.“ Das Buch kann über Springer bezogen werden. Wer einen Zugang zu SpringerLink hat, kann es kostenlos herunterladen.

Abb.: Warme und kalte Beziehungen

Machine Love

In ihrem Beitrag „Artificial Ethics und die Maschinenliebe“ im Blog der Universität Witten/Herdecke geht Leonie Weber auf das Phänomen der Maschinenliebe ein, die Zuwendung zu Liebespuppen und Sexrobotern. Sie schreibt in ihrer Einleitung: „Zunächst fand ich das Thema der selbstfahrenden Autos interessant, entdeckte aber kurze Zeit später das viel spannendere Feld der Maschinenliebe. Nicht erst seit verschiedensten Hollywoodfilmen wie Westworld, Her oder Blade Runner ist Zärtlichkeit oder Liebe zwischen Menschen und Maschinen beziehungsweise Robotern ein kontrovers diskutiertes Thema. Deshalb wollte ich das Feld der Maschinenliebe und speziell die Realdolls in einer ausführlichen qualitativen Arbeit untersuchen und dabei herausfinden, was da den Unterschied ausmacht und wie die Nachfrage nach Maschinenliebe aktuell aussieht.“ (Blog UWH, Januar 2021) Sie führte Interviews mit einer Sexarbeiterin und einer Bordellbetreiberin, beide bekannte Persönlichkeiten im deutschsprachigen Raum. Weiter heißt es: „Für diese Interviews arbeitete ich mit dem Maschinenethiker schlechthin, Professor Oliver Bendel, zusammen. Dieser ließ mir bei der Gestaltung freie Hand, stand mir allerdings jederzeit für Fragen zur Verfügung. Die dabei entstandenen Texte sind Teil seines neuesten Werks ‚Maschinenliebe: Liebespuppen und Sexroboter aus technischer, psychologischer und philosophischer Perspektive‘ …“ (Blog UWH, Januar 2021) Der Beitrag kann über blog.uni-wh.de/blog/2021/artificial-ethics-und-die-maschinenliebe abgerufen werden.

Abb.: Eine Puppe

Der Deutschlandfunk zur Maschinenliebe

Der Deutschlandfunk widmete sich in seiner Sendung „Aus Kultur- und Sozialwissenschaften“ vom 18. Dezember 2020 dem Buch „Maschinenliebe“ … Zu Wort kamen die Autorinnen und Autoren Heinz-Jürgen Voß, Tanja Kubes, Ayanda Rogge und Leonie Weber sowie der Autor und Herausgeber Oliver Bendel. Zudem wurde der Sexualwissenschaftler Christoph Joseph Ahlers befragt. Das Resultat war ein informativer, spannender Beitrag, der die Chancen und Risiken einer Entwicklung beleuchtete. Kommen in den Bordellen und Haushalten heute vor allem Liebespuppen vor, stehen bei den chinesischen und amerikanischen Unternehmen schon Sexroboter wie Harmony bereit. Diese haben mimische und natürlichsprachliche Fähigkeiten und sind sehr lebensecht gestaltet. Oliver Bendel lobte diese natürlichsprachlichen Fähigkeiten der kalifornischen bzw. texanischen Roboterfrau, betonte aber auch, dass man bei ihr wie bei allen anderen Maschinen im Grunde gegen eine Wand spricht, in diesem Fall gegen eine gesprächige Wand. Der Beitrag von Mirko Smiljanić kann über www.deutschlandfunk.de/aus-kultur-und-sozialwissenschaften.1147.de.html aufgerufen werden.

Abb.: Der Deutschlandfunk zur Maschinenliebe

Artificial Love

Ayanda Rogge ist Doktorandin bei Prof. Dr. Sven Engesser und Prof. Dr. Oliver Bendel. Sie arbeitet seit Herbst 2019 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medien und Kommunikation der TU Dresden. Ihre Forschungsschwerpunkte sind post- und transhumanistische Entwicklungen wie emotional intelligente Maschinen und Mensch-Roboter-Interaktion – mit besonderem Fokus auf die Gestaltung von Mensch-Maschine-Kommunikation und anthropomorphem Framing. In ihrer Dissertation untersucht sie Kommunikationskomponenten, die zu einer höheren Interaktionsrate zwischen Mensch und Maschine in sozialen Kontexten führen. Dabei untersucht sie auch Liebespuppen mit erweiterten Funktionen und eigentliche Sexroboter. Für das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat sie gleich zwei Beiträge verfasst, einen mit einer Marktübersicht und einen mit einer psychologischen Studie mit Blick auf diverse Anwendungsgebiete. In der Sonntagszeitung vom 13. Dezember 2020 gibt sie Auskunft zu ihrer Forschung und Einschätzungen zu Problemgebieten. In einem Infokasten wird auch der genannte Band erwähnt, der Ende Oktober 2020 herausgekommen ist und über Springer bezogen werden kann. Der Artikel kann ab dem 20. Dezember 2020 kostenlos als PDF heruntergeladen werden.

Abb.: Artificial love

Roboter reinigen Toys

Das Buch „Maschinenliebe“ (Hrsg. Oliver Bendel) enthält 16 Beiträge international renommierter Expertinnen und Experten. Dabei handelt es sich nicht einfach um eine Sammlung, sondern um eine Komposition, um das Thema der Liebespuppen und Sexroboter möglichst gut abzudecken. Der Beitrag „Sexroboter light“, der vom Herausgeber stammt, wird im Abstract so zusammengefasst: „Menschen im Alten- und Pflegeheim haben ebenso wie andere den Wunsch nach Zärtlichkeit und Liebe. Durch die halböffentliche Situation ist es jedoch schwierig für sie, diesen zu erfüllen. Zudem finden sie vielleicht keinen geeigneten Partner mehr, oder es fällt ihnen aus geistigen oder körperlichen Gründen schwer, eine Beziehung zu führen. Auch Menschen, die zu Hause wohnen, können von dieser Problematik betroffen sein. Sie können womöglich jemanden leichter und diskreter empfangen als die Insassen einer Einrichtung, aber einige Alte und Behinderte sind vielleicht eingeschränkt in den entsprechenden Möglichkeiten. Der vorliegende Beitrag untersucht die Chancen und Risiken, die sich mit Blick auf Pflegeroboter bieten. Zunächst geht er auf das sexuelle Wohlbefinden ein. Dann stellt er robotische Systeme von Sexrobotern bis hin zu Pflegerobotern vor. Auf Pflegerobotern liegt schließlich der Fokus, wobei der Autor technischen und gestalterischen Fragen nachgeht. Eine kurze ethische Diskussion rundet den Beitrag ab. Das Ergebnis ist, dass Pflegeroboter mit sexuellen Assistenzfunktionen eine Bereicherung des Alltags von Pflegebedürftigen sein können, dass aber einige technische, gestalterische und moralische Aspekte beachtet werden müssen.“ Das Buch kann über Springer bezogen werden. Wer einen Zugang zu SpringerLink hat, kann es kostenlos herunterladen.

 

Abb.: Roboter reinigen Toys

Computerliebe

„Die Liebe und Zuneigung zu Maschinen und künstlicher Intelligenz wird im deutschsprachigen Raum noch recht stiefmütterlich behandelt, teils sogar verächtlich betrachtet. Dabei sind Gedanke und Sehnsucht, einen nicht natürlichen ‚Automaten‘ zu lieben und auch von ihm geliebt zu werden, schon Tausende von Jahren alt. Wir sprachen mit dem Maschinen- und Roboterethiker Prof. Dr. Oliver Bendel und dem Journalisten, Autor und Japan-Kenner Dr. Felix Lill über die Computerliebe.“ Mit diesen Worten beginnt der Beitrag „Computerliebe: Die Module spielen verrückt“ in tv diskurs, der ein Interview von Sebastian Pertsch mit den beiden Genannten enthält. Felix Lill stellt sich auf seiner Website felixlill.com so vor: „Ich bin Felix Lill, Journalist und Autor. 1985 kam ich in Hamburg zur Welt, bin aber seit mehr als zehn Jahren eher Besucher in meiner Heimat. Seitdem habe ich aus mehr als 40 Ländern berichtet, seit einigen Jahren mit Fokus auf Japan und Ostasien (Projekte ziehen mich aber gelegentlich nach Lateinamerika).“ Auf der Website „Informationsethik“ heißt es: „In seinem ersten Studium ab dem Jahre 1987 hat sich Oliver Bendel intensiv mit der Tierethik beschäftigt. Im zweiten Studium in den 1990er-Jahren ist die Computerethik dazugekommen, die man als ein Teilgebiet der Informationsethik sehen konnte. Seit der Jahrtausendwende gilt das Interesse zunehmend autonomen Maschinen und Systemen sowie sozialen Robotern. Zur Informationsethik publiziert Oliver Bendel seit 2009, zur Maschinenethik seit 2012. Innerhalb der Maschinenethik widmet er sich vor allem Chatbots, Drohnen, Robotern und selbstständig fahrenden Autos, mit Blick auf Menschen und Tiere.“ Der Beitrag kann über tvdiskurs.de/beitrag/computerliebe-1/ aufgerufen werden.

Abb.: Computerliebe

Die machen alles mit

„Ein Samstagmittag in Dortmund. Der Mann ist Mitte 40, hat eine Motorrad-Lederkombi an und trägt Elena auf den Armen – in einer Haltung, als sei er ein Bräutigam und wolle sie über die Schwelle tragen. Elena hat rote Lackstiefel an, die ihr bis übers Knie reichen, ihre Haare sind ebenfalls rot, und eine Stunde mit ihr kostet 80 Euro.“ Mit diesen Worten beginnt der Artikel „Die Mädels hier sind mir lieber“ von Katrin Hummel in der Onlineausgabe der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 19. Februar 2020, erschienen zuerst in der Sonntagszeitung des Verlags am 16. Februar des Jahres unter dem Titel „Die machen alles mit“. Elena ist eine Liebespuppe und Objekt der Begierde im Dortmunder Bordoll – dessen Name Programm ist. Zu Wort kommen im Artikel die Bordellbetreiberin, ein Puppenliebhaber und der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel. Er fordert, dass man zu Liebespuppen und Sexrobotern empirisch forscht – um danach manche Versionen gezielt einzusetzen, etwa in der Therapie, andere dagegen zu verbieten, etwa im Bordell. Wer sich als Wissenschaftler weigert, ethisch oder empirisch zu dem Thema zu arbeiten, so seine Meinung, verschließt sich der Wirklichkeit und den Auswirkungen, die Liebespuppen schon heute haben und Sexroboter morgen haben werden.

Abb.: Auch männliche Varianten sind verfügbar

Die Vermehrung der Liebespuppen

„Liebespuppen (engl. ‚love dolls‘) unterscheiden sich von klassischen Gummipuppen durch ihre lebensechte Gestaltung. Sie haben Kopf und Körper, die täuschend echt anzusehen sind. Sie haben künstliche Haut, unter der sich Gel befindet, sodass sich ihre Gliedmaßen echt anfühlen. An ausgewählten Stellen erwärmen sie sich oder sondern sie Flüssigkeit ab. Metallskelette erlauben unterschiedliche Positionen. Man kann Liebespuppen kaufen, um sie zuhause zu benutzen, man kann sie mieten, stunden- oder tageweise, oder in speziellen oder normalen Etablissements antreffen. Die meisten von ihnen sind Mädchen und Frauen nachempfunden, nur wenige dem männlichen Geschlecht.“ So beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon, verfasst von Oliver Bendel. Interessanterweise werden Fantasy- und Comicfiguren von manchen Männern gezielt gesucht bzw. bevorzugt. „Wie weit die Abweichung vom Menschen gehen darf, ist weitgehend unerforscht. Ist jemand bereit, sich sexuell mit Daisy Duck oder Minnie Mouse einzulassen? Es könnte sein, dass für die Mehrheit hier eine Grenze überschritten wäre, zumal es sich für Erwachsene vielfach um Figuren aus der Kindheit handelt.“ Der Beitrag ist am 7. August 2019 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/liebespuppen-121148 heruntergeladen werden.

Abb.: Wer ist echt?

Über Liebespuppen in der Schweiz

Unter der Überschrift “Die Maschine als Gespielin” berichtete die SonntagsZeitung am 21. Oktober 2018 über den zunehmenden Gebrauch von Liebespuppen und die Weiterentwicklung von Sexrobotern. Ein ähnlicher Artikel war bereits am 29. September des Jahres in der Süddeutschen Zeitung erschienen. Oliver Bendel und Christian Weber hatten sich im Münchner Excelsior am Hauptbahnhof getroffen und waren von dort in Gedanken nach Dortmund gereist, wo sich das Bordoll befindet, und nach Barcelona und Moskau. Auch in der Schweiz, erzählte der Informations- und Maschinenethiker aus Zürich, legt sich das eine oder andere Etablissement eine Liebespuppe zu. Beispiele sind das Studio Elite in Luzern, die OltenGirls in Olten und der Lust-Tempel in Wohlen. Die Bereitstellung und Nutzung von Liebespuppen muss nach seiner Meinung erforscht werden, wie auch die Frage, ob man sie in Pflege und Therapie einsetzen kann. Der Beitrag in der SonntagsZeitung kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Auch in der Schweiz verbreiten sich Liebespuppen

Die Liebe zu Elfen

Unter der Überschrift „AI love you“ berichtete die Süddeutsche Zeitung am 29. September 2018 über den zunehmenden Gebrauch von Liebespuppen und die Weiterentwicklung von Sexrobotern. Vorausgegangen war ein einstündiges Interview mit Oliver Bendel, der als Informations- und Maschinenethiker dieses Phänomen erforscht. Der Journalist und er trafen sich im Münchner Excelsior am Hauptbahnhof und reisten von dort in Gedanken nach Dortmund, wo sich das Bordoll befindet, und nach Barcelona und Moskau. Auch in der Schweiz, erzählte der Ethiker, legt sich das eine oder andere Etablissement eine Liebespuppe zu. So weit wie das Bordoll, wo es keine Menschen mehr gibt, die Besitzerin und die Kunden ausgenommen, treibt es aber noch niemand. Im Bordoll interessieren sich die meist jungen Männer auch für Fantasyfiguren, für Elfen und Manga- und Animemädchen. So etwas muss erforscht werden, wie auch die Frage, ob man Liebespuppen in Pflege und Therapie einsetzen kann. Dieser Frage widmet sich wiederum ein aktueller Beitrag von Oliver Bendel in der IT for Health. Der Beitrag in der Süddeutschen kann hier kostenpflichtig abgerufen werden.

Abb.: Die Liebe zu Elfen

Liebesgrüße aus Moskau

In Barcelona, Dortmund, Paris und Moskau gibt es bereits Bordelle mit Liebespuppen. Angezogen werden vor allem jüngere Männer. Einige von ihnen wählen Anime- und Mangamädchen und Fantasiefiguren aller Art. Im „Handbuch Maschinenethik“ (Springer) ist Mitte Juli 2018 ein Beitrag von Oliver Bendel erschienen, mit dem Titel „Sexroboter aus Sicht der Maschinenethik“. Aus der Zusammenfassung: „Dieser Beitrag erklärt zunächst die Begriffe der Sexroboter und der Liebespuppen. Dann stellt er aus Perspektive der Maschinenethik sowohl allgemeine als auch spezifische Fragen und beantwortet sie vorläufig. Anschließend werden die Bereichsethiken einbezogen, um die Implikationen für die involvierten Parteien und die tangierten Personen, für Anbieter, Vermittler und Benutzer, herauszuarbeiten. Am Ende fasst der Autor die Ergebnisse zusammen.“ (Website Springer) Eingegangen wird auch auf Liebespuppen, die spitze Ohren bzw. große Augen oder aber natürlichsprachliche Fähigkeiten haben und mit KI-Systemen verbunden sind. Eine Übersicht über die Beiträge, die laufend elektronisch veröffentlicht werden, findet sich über link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-17484-2 … Herausgeber des umfangreichen Werks ist Oliver Bendel.

Abb.: Fantasiefiguren sind hoch im Kurs