Im Saal war noch ein gut gelaunter Guildo Horn (Podiumsteilnehmer im Workshop „Wie schreibt man über Menschen mit Behinderungen?“), als die Referenten hereinkamen. Er begrüßte sie mit den Worten: „Jetzt kommen schon die Nächsten – hallo!“ Die Nächsten waren die Referenten des Workshops „Maschinenethik“, nämlich Oliver Bendel („Moral für Maschinen“) und Barbara Lenz („Autonome Autos“). Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW eröffnete in fachlicher Hinsicht den Workshop und führte in die derzeit wohl meistdiskutierte Disziplin ein – und gestand, dass ihm die ganze Zeit das Lied „Guildo hat euch lieb“ des von ihm sehr geschätzten Sängers und Aktivisten durch den Kopf gehe. Lenz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vertiefte mit dem derzeit wohl meistgenannten Anwendungsbeispiel. Abgesagt hatte Frank Sauer, Universität der Bundeswehr München („Autonome Waffen“). Über eine halbe Stunde erstreckte sich ein lebhaftes Frage-Antwort-Spiel mit dem Moderator Ralf Krauter vom Deutschlandfunk, der den Referenten auch noch die letzten Geheimnisse (die natürlich längst publiziert waren) entlockte. Wie programmiert man moralische Maschinen? Was spricht für regelbasierte, was für fallbasierte Ansätze? Wieviel Autonomie soll der Mensch behalten? Was will die Wirtschaft, was die Wissenschaft? Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten geizten anschließend nicht mit Fragen. Im Konferenzhotel Maritim ging es insgesamt trubelig zu im Rahmen der Veranstaltung „Wissenswerte“. In den Workshops redete man sich die Köpfe heiß über „Multimediales Storytelling“, „Science und Fiction“ und „Big Data in der Medizin“. Im Messebereich präsentierten sich die Partnerorganisationen, u.a. die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und der Stifterverband. Am frühen Abend war Dr. Franz Alt im Gespräch mit Lena Ganschow. Danach klang der Abend beim Essen im Friesenhof aus.
Das Auto mit Charakter
Kommt bald das Auto, das ein Charakter ist bzw. einen Charakter hat? Dieser Frage geht Oliver Bendel in einem Artikel nach, der am 16. November 2015 in der ICTkommunikation erschienen ist. Der Teaser beginnt mit den Worten: „Das Auto wird rundum und inwendig erneuert. Es weist immer mehr Sensoren und Aktoren und immer mehr Fahrerassistenzsysteme auf. Diese bieten nicht nur automatische, sondern auch autonome Funktionen: Sie entscheiden selbst in kritischen Situationen.“ Der autonome PKW sei als Prototyp unterwegs, zusammen mit seinem großen Bruder, dem autonomen LKW. „Wenn das Auto seinen eigenen Kopf bekommt, dann bestimmt auch bald einen speziellen Charakter.“ Dieser Charakter wird, so der Verfasser, im Wesentlichen als auditives Ein- und Ausgabegerät realisiert werden. Aber auch visuelle Elemente können vorhanden sein. Zuletzt hat die Automobilindustrie versucht, über Frontscheinwerfer, die gefährlich oder freundlich wirken, dem Auto eine Persönlichkeit zu verleihen. Frühe Individualisten (wenn auch tierischer Art) sind Ente und Käfer. Der Beitrag mit dem Titel „Ein Auto mit Charakter“, in dem auch die Maschinenethik als Gestaltungsdisziplin erwähnt wird, kann über ictk.ch/inhalt/ein-auto-mit-charakter aufgerufen werden.
Abb.: Ein Auto als Individualist
Sexroboter im Wirtschaftslexikon
Vor kurzem haben Ethiker zum Boykott von Sexrobotern aufgerufen. Dabei haben sie angenommen, dass diese Frauen und Kinder diskriminieren und die Entwicklung der Sexualität beeinträchtigen können. Anhaltspunkte dafür gibt es allerdings nicht, und überhaupt scheinen die Probleme in diesem Bereich marginal zu sein. Ein neuer Beitrag im Wirtschaftslexikon von Gabler von Oliver Bendel behandelt die Spielzeuge der etwas anderen Art in nüchterner Form und geht dem Phänomen des Robotersex auf den Grund. Er hebt an mit den Worten: „Sexroboter sind Roboter, mit denen Menschen bestimmte Formen von Sex haben können. In der Regel sind Hardwareroboter gemeint, physisch vorhandene Maschinen. Bei einem weiten Begriff können auch Softwareroboter hinzugezählt werden. Es gibt eine Palette von Produkten für den Hausgebrauch. Manche von ihnen werden für den Gesundheitsbereich in Betracht gezogen.“ Am Ende werden Fragen aus Maschinenethik sowie Technik- und Informationsethik heraus gestellt. Sicherlich könnte man auch die Medizinethik mit einbeziehen. Der Beitrag ist am 16. November 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de aufgerufen werden.
Abb.: Bei Sexrobotern ist die Gestaltung entscheidend
Diskussionspapier zur Künstlichen Intelligenz
„Die Stiftung für Effektiven Altruismus (EAS; vormals GBS Schweiz) führte am heutigen Donnerstag eine Medienkonferenz zum Thema ‚Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken‘ durch. Anlass war das von der Stiftung verfasste politische Diskussionspapier …, das von drei der sechs Mitautoren im Technopark Zürich vorgestellt wurde.“ Dies meldet der Humanistische Pressedienst am 12. November 2015. Auf der zweiten Seite von „Künstliche Intelligenz: Chancen und Risiken“ steht geschrieben: „Wir bedanken uns bei all jenen, die uns bei der Recherche oder beim Verfassen des Diskussionspapiers behilflich waren. Besonders hervorzuheben sind hierbei Kaspar Etter und Massimo Mannino für ihre Ratschläge zum Aufbau des Papiers; Prof. Oliver Bendel für Anstöße zum Kapitel ‚Vorteile und Risiken gängiger KIs‘; und Prof. Jürgen Schmidhuber für Inputs zu den Kapiteln ‚Generelle Intelligenz und Superintelligenz‘ und ‚Künstliches Bewusstsein‘, sowie für seine Inputs zum aktuellen Forschungsstand verschiedener KI-Bereiche.“ Der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel sieht sich nicht als Vertreter des effektiven Altruismus und lehnt auch Rechte für Roboter ab, die in dem Papier angedacht werden. Er begrüßt aber die Diskussion, die durch die Stiftung angestoßen wird, und findet die angestellten Überlegungen in hohem Maße interessant und wichtig. Das Diskussionspapier kann hier heruntergeladen werden.
Abb.: Wohin dreht sich die KI?
Roboter mit Nasen
Beim Swiss ICT Symposium vom 10. bis 11. November 2015 gab es ein breites Spektrum von Vorträgen und Themen. Prof. Dr. Manfred Spitzer (Hirnforscher und Psychiater) und Sascha Lobo (SPON-Kolumnist) unterhielten als Keynoter das Publikum mit gewagten Thesen und anschaulichen Beispielen. Im gut besuchten Track „Internet der Dinge“ referierte Moritz Köhler (Director of Software Engineering, Sensirion AG). „IoT-Geräte und Mobiltelefone verschmelzen zusehends und ermöglichen völlig neue Anwendungen und Geschäftsmodelle.“ (www.swissict.ch) Was wird möglich, so fragte er sich, wenn Telefone immer mehr Kenntnis von ihrer Umwelt haben? Und lieferte „eine Einführung in die Sensorik in Mobiltelefonen und deren Bedeutung“. Smartphones, die Atem-, Stadt- und Raumluft analysieren können, lassen Behörden, Unternehmen und Privatleute aufhorchen. Auch Roboter mit Nasen werden für Staunen sorgen und nicht zuletzt bei der Tier-Maschine-Interaktion von Bedeutung sein. „Moralische Maschinen“ lautete der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel (Professor für Wirtschaftsinformatik und Ethik, Hochschule für Wirtschaft FHNW): „Autos bremsen rechtzeitig vor Menschen ab. Serviceroboter bringen Medikamente und sind nett zu uns. Manche Dinge, Roboter und (teil-)autonome Maschinen werden aber falsche oder interessengeleitete Entscheidungen treffen. Einfache moralische Maschinen könnten eine Lösung sein.“ (www.swissict.ch) Vielleicht entdeckt auch die Maschinenethik die Olfaktorik und lässt Roboter die Gerüche von Menschen analysieren und automatisch die dazu passenden Düfte ausströmen. Die Maschine wird insofern gut, als wir sie gut riechen können. Die Vortragsfolien stehen über www.swissict.ch zur Verfügung.
Abb.: Brauchen Roboter bald Taschentücher?
Roboterautos in der Schweiz
Im Jahrbuch „Strassenverkehr Schweiz 2016“ geht es auch um Roboterautos. Die Wissenschaftsjournalistin Barbara Fischer hat im Technopark in Zürich den Maschinenethiker Oliver Bendel interviewt. Sie beginnt mit den Worten: „Autonome Fahrzeuge sind nichts Neues, bereits Kutschen haben so funktioniert. War der Kutscher betrunken oder eingeschlafen, blieben die Pferde vor einer Schlucht selbstständig stehen und warteten, bis der Kutscher die Steuerung wieder übernehmen konnte.“ Der Professor, der an der Hochschule für Wirtschaft FHNW arbeitet, meint: „Ein sehr schöner Vergleich. Im Grunde verfügen Kutschen über entsprechende Systeme. Das Pferd ist sozusagen der intelligente Antrieb und Fahrerassistent. Der Kutscher entspricht dem Autofahrer, er ist verantwortlich für das Gefährt. Meist sitzt er bewusst am Steuer, er kann die Führung aber auch delegieren. Ein spannendes Detail im Fall der Kutsche: Pferde haben ihren eigenen Kopf, wenn sie klug sind, bleiben sie rechtzeitig stehen, wenn sie Angst haben, rasen sie womöglich in den Abgrund.“ Im Folgenden plädiert Bendel für einfache moralische Maschinen und problematisiert komplexe moralische Maschinen wie autonome Autos, die über Leben und Tod von Menschen entscheiden. Das Jahrbuch mit dem Interview ist am 9. November 2015 erschienen. Es richtet sich an „die Gesamtheit aller Entscheidungsträger der Schweizer Verkehrsszene“ (www.kömedia.ch). Der Beitrag steht dank der freundlichen Genehmigung durch die Autorin und den Verlag auf dieser Plattform kostenlos als PDF zur Verfügung.
Abb.: Klein, leicht, wendig – ein Vorbild für das Roboterauto?
Wenn Roboter über Leben und Tod entscheiden
Ein Workshop in Bremen widmet sich dem Thema „Maschinenethik – wenn Roboter über Leben und Tod entscheiden“. Den Eröffnungsvortrag hält Prof. Dr. Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft FHNW (Basel, Olten und Brugg-Windisch). Er führt in die Disziplin ein und stellt Methoden vor, um moralische Maschinen umzusetzen. Dabei geht er auch auf annotierte Entscheidungsbäume ein. Auf der Website www.wissenswerte-bremen.de wird erklärt: „Maschinen, die quasi als Subjekte selbst Verantwortung übernehmen – wer trifft die Entscheidungen, wer übernimmt die Verantwortung? Die technologische Entwicklung stellt die Gesellschaft vor viele Fragen und Herausforderungen; bisherige Regeln lassen sich nur schwer auf aktuelle und zukünftige Gegebenheiten übertragen.“ Der Workshop lege den Fokus auf ein hochaktuelles Problem und widme sich den ethischen Problemen bei zwei exemplarischen autonomen Systemen, nämlich bei Roboterautos (Vortrag von Prof. Dr. Barbara Lenz, Leiterin Institut für Verkehrsforschung, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Berlin) und autonomen Waffensystemen (Vortrag von Dr. Frank Sauer, Senior Researcher, Institut für Politikwissenschaft, Universität der Bundeswehr München). Der Workshop ist Teil des Dialogforums WISSENSWERTE 2015 vom 16. bis 17. November 2015. Die Programmplanung obliegt u.a. der Technischen Universität Dortmund, Partner sind Helmholtz-Gemeinschaft, Leibniz-Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft und Stifterband für die deutsche Wissenschaft. Das Programmheft enthält weitere Informationen.
Abb.: Auf wen wird der Roboter zeigen?
Wen sollen das Auto und die Drohne töten?
Wen soll das autonome Auto töten? Darf es überhaupt töten? Wen soll die Drohne töten? Der Maschinenethiker Oliver Bendel befasst sich seit mehreren Jahren mit solchen Fragen. Bei watson.ch gibt es am 4. November alte und neue Antworten. Bendel spricht sich dafür aus, die Maschine nicht über Leben und Tod von Menschen entscheiden zu lassen. Dafür muss man das Roboterauto, wenn man es zulässt, in die Schranken weisen. Auf separaten Fahrspuren, zu bestimmten Uhrzeiten und mit reduzierter Geschwindigkeit entstehen weniger Unfälle und dadurch weniger Dilemmata. Zudem werden die Fahrzeuge für Skeptiker und Gegner berechenbarer, was ihrer Akzeptanz zuträglich ist. Überhaupt muss, so fordert Bendel, die Gesellschaft miteinbezogen werden. Am Rande wird auch auf Kampfroboter eingegangen. Der Maschinenethiker sagt dazu: „Ich habe zwar den Aufruf gegen Kampfroboter mitunterschrieben, aber ich muss zugeben, dass die Sache nicht ganz so schwarz-weiss ist, wie sie auf den ersten Blick scheint. Ein Kollege stellte schon vor einiger Zeit fest: Im Gegensatz zu Soldaten vergewaltigen Killerroboter nicht, sie brandschatzen nicht, sie plündern nicht. Sympathisch sind sie mir trotzdem nicht.“ (watson.ch, 4. November 2015) Der Beitrag kann über www.watson.ch/!106690026 aufgerufen werden.
Abb.: An diesem Jagdflugzeug war noch nichts autonom
Doktorand(in) in IT Ethics gesucht
Die Universität von Uppsala in Schweden sucht zwei Doktoranden im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion. Maschinenethik und Informationsethik spielen bei einer der Stellen eine zentrale Rolle. In der allgemeinen Beschreibung steht: „The importance of IT necessitates the integration of ethical aspects in the development of computerized artifacts. Automation and interaction with advanced technology demand new knowledge of the conditions of use. An important part of HCI is the development of theories and methods on the integration of ethical values during the design and use of IT systems.“ (Website Uppsala Universitet) Zu den Anforderungen der einen Stelle wird gesagt: „One PhD student will work on developing basic HCI theory and theory/method for the integration of ethical aspects in design and use of computerized systems and tools. Part of the work is to investigate theories empirically through the construction of prototypes and test environments.“ (Website Uppsala Universitet) Bewerbungsschluss ist der 1. Dezember 2015. Für Fragen zu den Projekten können die Professoren Anders Jansson (anders.jansson@it.uu.se) und Iordanis Kavathatzopoulos (iordanis@it.uu.se) kontaktiert werden. Weitere Informationen über www.uu.se.
The Car that Rolls on Twitter Polls
„Wer soll auf den Straßen über Leben und Tod von Menschen entscheiden?“ So lautete die Frage von @Infoethik bei einer der ersten Umfragen auf Twitter. Die neue Funktion namens Twitter Polls erlaubt es, die Meinungen der Benutzer einzuholen. Auf ZDNet wird Produktmanager Todd Sherman zitiert: „Twitter Polls sei eine neue Möglichkeit, mit dem riesigen Twitter-Publikum zu interagieren und herauszufinden, was Menschen denken. Für die Teilnehmer sei es eine einfache Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.“ (Website ZDNet, 22. Oktober 2015) Weiter wird erklärt: „Umfragen auf Twitter haben eine vorgegebene Laufzeit von 24 Stunden. Nutzer können über zwei mögliche Antworten zu einer Frage abstimmen lassen.“ (Website ZDNet, 22. Oktober 2015) Jeder, der angemeldet ist, kann den passenden Radiobutton auswählen; wie man abgestimmt hat, wird nicht öffentlich mitgeteilt. Die beiden Antworten „Die Fahrer“ und „Die Autos“ wurden in den ersten Minuten einige Male angeklickt. Die Autos rasten davon. Es sollen weitere Umfragen zur Maschinenethik und zur Informationsethik stattfinden.
Abb.: Da freut sich der Vogel
Konferenz zu Robotersex abgesagt
Im November 2014 fand die Konferenz „Love and Sex with Robots“ auf Madeira statt. Auf der Website loverobots.mixedrealitylab.org stand zur Veranstaltung geschrieben: „Within the fields of Human-Computer Interaction and Human-Robot Interaction, the past few years have witnessed a strong upsurge of interest in the more personal aspects of human relationships with these artificial partners. This upsurge has not only been apparent amongst the general public, as evidenced by an increase in coverage in the print media, TV documentaries and feature films, but also within the academic community.“ Themen waren u.a. „Robot Emotions“, „Humanoid Robots“ und „Roboethics“. Eine weitere Konferenz zu Robotersex und Sexrobotern, die für November 2015 in Malaysia geplant war, musste auf Verlangen der Behörden abgesagt werden. Auf loveandsexwithrobots.org ist zu lesen: „Due to circumstances beyond our control, the Second International Congress on Love and Sex with Robots will be postponed until 2016. The conference will definitely not be held anywhere in Malaysia. We deeply apologize to any person or any authority which have felt offense in any way.“ Weitere Informationen über www.bento.de.
Abb.: Mensch oder Roboter?
Das Roboterauto zwischen den Kulturen
Prof. Dr. Mark Coeckelbergh vom Centre for Computing and Social Responsibility De Montfort University, Leicester, UK hält am 21. Oktober 2015 einen Vortrag zum Thema „Die Ethik selbstfahrender Autos“. Im Ankündigungstext heißt es: „Sollten wir völlig automatisierte, intelligent selbstfahrende Autos ohne menschliche Fahrer entwickeln und verwenden? Können solche Autos jemals sicher sein? Können sie ethisch sein? Stellen solche Autos eine Bedrohung von Menschen dar oder ist das Weglassen von Menschen als Fahrer die Lösung?“ (Website ots.at) Es geht demnach um Fragen der Technik- und Informationsethik, aber auch der Maschinenethik. Auch die Frage nach der kulturellen Adaption wird aufgeworfen: „Ein weiteres Problem könnte hinsichtlich der kulturellen Unterschiede entstehen: wenn Fahrverhalten in Gesellschaften und Kulturen verschieden ist, wie kann das beim Design solcher autonomer Systeme berücksichtigt werden?“ Der Vortrag findet am Österreichischen Forschungsinstitut für Artificial Intelligence in Wien statt und beginnt um 18.30 Uhr. Weitere Informationen über www.ots.at.
Abb.: Für die Kuh wird gebremst, ob in Indien oder in Texas
Programm der Tagung „Roboterethik“
Das Programm der Tagung „Roboterethik – Sie sind stark, klug, selbstständig. Und was wird aus uns?“, veranstaltet von der Daimler und Benz Stiftung sowie vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health (ceres), wurde Mitte Oktober 2015 fertiggestellt. Es steht auch über maschinenethik.net zum Download bereit. Während der eintägigen Veranstaltung in Berlin soll, wie ceres auf seiner Website schreibt, „aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie autonome Systeme unser Leben und unsere Gesellschaft verändern und welche ethischen Spannungsfelder hierdurch in unterschiedlichen Lebensbereichen aufgeworfen werden bzw. zukünftig entstehen können“ (Website ceres). Die Leitung der Tagung, die am 24. November 2015 ab 10 Uhr stattfindet, hat Prof. Dr. Christiane Woopen inne, die Referenten sind Prof. Dr. Alin Albi Schäffer (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Direktor des Instituts für Robotik and Mechatronik), Prof. Dr. Oliver Bendel (Fachhochschule Nordwestschweiz, Professor für Wirtschaftsinformatik, Informationsethik und Maschinenethik), Prof. Dr. Hartmut Hirsch-Kreinsen (Technische Universität Dortmund, früherer Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschafts- und Industriesoziologie), Prof. Dr. Norbert Lammert (Präsident des Deutschen Bundestages), Prof. Dr. Catrin Misselhorn (Universität Stuttgart, Direktorin des Instituts für Philosophie), Prof. Dr. Jochen Steil (Universität Bielefeld, geschäftsführender Direktor des Instituts für Kognition und Robotik) und Prof. Dr. Johannes Weyer (Technische Universität Dortmund, Professor für Techniksoziologie). Die Eröffnungsrede hält Prof. Dr. Eckard Minx, Vorsitzender des Vorstands der Daimler und Benz Stiftung.
Abb.: Eine Skulptur in Berlin
Rolf Pfeifer und Ethik
In einem Artikel im Tages-Anzeiger von Lucie Machac (11. Oktober 2015) werden auch Maschinenethik und Roboterethik gestreift. Grundlage ist ein Interview mit Rolf Pfeifer. Als Erbauer definiere er für den Roboter auch ein Wertesystem. „Er meint damit nicht ethisch-moralische Werte.“ Maschinenethik treibt er demnach nicht – wie ist es mit der Roboterethik, genauer gesagt mit dem Bereich, der nach Rechten von Maschinen fragt? Würde Pfeifer, wenn individuelle Fähigkeiten erworben wurden, den Stecker ziehen? „Zum jetzigen Zeitpunkt habe ich überhaupt keine Skrupel.“ Mit dieser Haltung ist der Robotiker nicht allein – die meisten Experten sehen keinerlei Anlass, Roboter jetzt oder in naher Zukunft wie Tiere oder Menschen zu behandeln. Dennoch wagt er einen Blick in die weitere Zukunft: „Aber stellen Sie sich vor, wenn uns Roboter einmal anflehen können, den Stecker bittebitte nicht zu ziehen … Und vielleicht weinen sie dabei sogar. Was würden Sie dann tun?“ Die meisten Experten würden antworten: Erst recht den Stecker ziehen.
Abb.: Wer zieht den Stecker, wer das Kabel?
Ein Cyborg aus Pflanze und Maschine
Cyborgs sind Verschmelzungen von Mensch und Maschine. Auch Tier oder Pflanze können als biologische Komponente dienen. Es geht in der praktischen Anwendung meist darum, den menschlichen Körper mit technischen Mitteln zu perfektionieren oder seine Schwächen auszugleichen. Eine Kakerlake kann als fremdgesteuerte Kreatur und Spionin dienen, was Informations-, Technik-, Roboter- und Tierethik kritisch reflektieren müssen. FLORABORG ist ein Versuch, die Pflanze selbst (und nicht ihr Umfeld) zu optimieren, damit sie z.B. gegen Trockenheit gewappnet ist. Hält diese eine Weile an, ist die Pflanze gestresst. Dies kann von einem Computer gemessen werden, etwa einem Smartphone. Die solarbetriebenen Fächer werden ausgefahren und dem Sonnenlicht entgegengestreckt. Es kann sich Kondenswasser bilden, das über die künstlichen und echten Blätter tropft, den Stengel hinunterrinnt und ins Erdreich eindringt, wo es von den Wurzeln aufgenommen wird. Hat sich die Pflanze erholt, verringert sich der Stress, und die Fächer können eingefahren werden. Nicht zuletzt vermögen die Fächer auch Schatten zu spenden. Welche Stellung ein Cyborg aus Pflanze und Maschine in der Maschinenethik hat, muss erst noch erforscht werden.
Abb.: Designstudie FLORABORG
Umweltfreundliche Roboterautos
An der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW untersucht ein Student seit Anfang Oktober 2015, ob Fahrerassistenzsysteme (FAS) und autonome Autos zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz beitragen können. FAS unterstützen den Lenker von Kraftfahrzeugen und übernehmen in bestimmten Fällen seine Aufgaben. Selbstständig fahrende oder autonome Autos bewegen sich als Prototypen durch die Städte und Landschaften, in den USA genauso wie in Europa und Asien. Im Projekt werden vorhandene umweltfreundliche Technologien betrachtet. Beispielsweise haben manche PKW eine Standby-Funktion, die sich vor Ampeln und in Staus aktivieren lässt. Es sollen aber auch neue Technologien für das Energiesparen, die Reduktion von Schadstoffemissionen, die Verkehrsoptimierung und -lenkung etc. vorgestellt und allenfalls vorgeschlagen werden. Auch LKW sollen einbezogen werden. Es wird bis Januar 2016 eine knappe Studie entstehen, die Möglichkeiten darstellt und diskutiert. In der Vertiefung Umwelt und Management im Studiengang Energie- und Umwelttechnik werden immer wieder hochaktuelle Fragestellungen definiert. Betreuer der Arbeit ist Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW.
Abb.: Können Roboterautos umweltfreundlich sein?