Es ist gar nicht so einfach, überzeugende Robotertiere herzustellen. Vor allem, wenn es sich um Arten handelt, die wir gut kennen. Mit Roboterhunden hat man früh angefangen. Dem humanoiden Roboter Elektro hat man schon bald nach seiner Entwicklung Ende der 1930er-Jahre den kleinen Sparko an die Seite gestellt, im Jahre 1940. Aibo von Sony gehört zu den am weitesten entwickelten Tierrobotern. Er ist aber sehr teuer. Daneben gibt es viele weitere hundeähnliche Roboter oder Spielzeuge, die mehr oder weniger überzeugen. Sie überzeugen meist mehr als Roboterkatzen – es ist schwer, diese umzusetzen. Roboterhunde und Spielzeughunde benötigen keine Nahrung, nur Strom, und keine ständige Betreuung. Sie lösen auch keine Allergien aus. Dass sie keine Nahrung brauchen, kann für Veganer wichtig sein. Hunde und Katzen sind ein entscheidender Faktor bei der Massentierhaltung. Man kann sie zwar vegan ernähren, aber ob das artgerecht ist, ist umstritten. Prof. Dr. Oliver Bendel wurde von Adrian Lobe zu Roboterhaustieren befragt. Der Artikel mit seinen Aussagen ist am 1. Dezember 2022 in der österreichischen Wochenzeitschrift Die Furche unter dem Titel „Roboterhunde: Aibo statt Balu“ erschienen und kann über www.furche.at/wissen/roboterhunde-aibo-statt-balu-9855359 abgerufen werden.
Das HUGGIE-Projekt an der Hochschule für Wirtschaft FHNW schreitet voran. Unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel wird das vierköpfige Team (Andrea Puljic, Robin Heiz, Ivan De Paola, Furkan Tömen) bis Januar 2023 eine Umarmungspuppe an Benutzern testen. Bereits bekannt ist, dass Wärme und Weichheit der Arme und des Körpers erwünscht sind. Nun wird untersucht, ob z.B. auch Stimme, Vibration und Geruch die Akzeptanz erhöhen. Die Leitfrage des Praxisprojekts ist: Kann ein sozialer Roboter durch Umarmungen und Berührungen zur Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens beitragen, und welche Faktoren sind dabei zu berücksichtigen? Die Grundlage von HUGGIE ist eine Schneiderpuppe. Hinzu kommen Kleidung, ein Wärmeelement, ein Vibrationselement und ein Audiosystem. Zusätzlich wird ein Duft appliziert. Die Arme werden über unsichtbare Fäden bewegt, sodass aktive Umarmungen möglich sind. Insgesamt entsteht der Eindruck eines Umarmungsroboters. In einem Schweizer Unternehmen fand im November 2022 ein Probelauf mit 65 Probanden statt. Sie wurden von HUGGIE und einem Riesenteddy umarmt. Anhand der Ergebnisse und Eindrücke werden der Fragebogen und die Versuchsanordnung verbessert. Ab Ende November 2022 tritt das Projekt in seine finale Phase, mit Durchführung und Auswertung der Tests.
Bei Hiltl Sihlpost ist seit kurzer Zeit Billi im Einsatz, ein Transportroboter. In einem Tweet vom 28. Oktober 2022 schreibt das nach eigenen Angaben älteste vegetarische Restaurant der Welt: „Bei uns sind alle herzlich willkommen: Ob Mensch, Tier oder Roboter. Das ist Billi – unsere neue Unterstützung am Hiltl[-]Buffet. Begleite Billi am 1. Arbeitstag in der Hiltl Sihlpost oder statte gleich einen Besuch ab.“ Bei Billi handelt es sich offenbar um BellaBot, einen weiblich anmutenden Serviceroboter aus China. Dieser verfügt über ein Display, auf dem ein animiertes Katzengesicht mit großen (oder vor Wonne zusammengekniffenen) Augen, Mund und Schnurrbarthaaren zu sehen ist, zudem über schwarze Öhrchen aus Kunststoff. Adrian Lobe hatte Prof. Dr. Oliver Bendel Ende 2021 für die TAZ zu BellaBot interviewt. Er wollte u.a. wissen, ob solche Modelle, die weibliche Attribute aufnehmen, Stereotype befördern. Der Informations- und Maschinenethiker hat nichts dagegen, dass soziale Roboter ein Geschlecht vorgeben und z.B. eine weibliche oder männliche Stimme haben. Dies bringt in vielen Menschen etwas zum Klingen. Eine neutrale Stimme leistet dies nicht unbedingt. Zugleich ist es seiner Ansicht nach nicht notwendig, in allen Zusammenhängen weitreichende humanoide oder animaloide Erscheinungsformen zu wählen. Ein europäischer Konkurrent zu BellaBot ist mit Plato entstanden. Er wurde im November 2022 von der United Robotics Group auf den Markt gebracht. Plato hat große runde Augen, Augenbrauen und einen Mund, die ebenfalls Animationen auf einem Display sind. Es wird sich zeigen, welche Modelle die Betreiber und ihre Gäste bevorzugen.
Vom 7. bis zum 9. November 2022 fand an der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Olten das Wahlmodul „Soziale Roboter“ statt. In die Wege geleitet und durchgeführt wurde es von Prof. Dr. Oliver Bendel. Fast 60 studentische Teilnehmer, durchgängig aus der Wirtschaftsinformatik (Basel, Olten und Brugg-Windisch), waren vor Ort. Der Informations- und Maschinenethiker führte in die Robotik und in die Soziale Robotik ein. Dann stellte er Überlegungen aus ethischer Sicht an und erläuterte die Zusammenhänge zwischen sozialen Robotern und Servicerobotern. Zudem waren tierfreundliche Maschinen ein Thema. Ein externer Vortrag stammte von Sara Zarubica, einer ausgebildeten Entwicklerin und studierten Wirtschaftsinformatikerin. Sie präsentierte ein auf Pepper basierendes Lernspiel, das sie 2022 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelt hatte. Ein weiterer Vortrag wurde von Carolyn Hettinger gehalten, die an der Hochschule München ihre Bachelorarbeit über Paro aus Sicht der Akteur-Netzwerk-Theorie schreibt. An allen drei Tagen waren Pepper, NAO, Alpha Mini, Cozmo und Hugvie zugegen. Sie führten ihre Fähigkeiten vor und interagierten und kommunizierten mit den Anwesenden. Am letzten Tag konzipierten und illustrierten die Studenten und Studentinnen in Gruppenarbeiten zehn verschiedene soziale Roboter, die nützlich und sinnvoll sind und sich im Markt behaupten können. Das Wahlmodul wurde zum ersten Mal im November 2021 durchgeführt. Im Februar 2023 findet es bereits wieder statt, innerhalb der Betriebsökonomie in Brugg-Windisch.
Two of the most important conferences for social robotics are Robophilosophy and ICSR. After Robophilosophy, a biennial, was last held in Helsinki in August 2022, ICSR is now coming up in Florence (13 – 16 December 2022). „The 14th International Conference on Social Robotics (ICSR 2022) brings together researchers and practitioners working on the interaction between humans and intelligent robots and on the integration of social robots into our society. … The theme of this year’s conference is Social Robots for Assisted Living and Healthcare, emphasising on the increasing importance of social robotics in human daily living and society.“ (Website ICSR) The committee sent out notifications by October 15, 2022. The paper „The CARE-MOMO Project“ by Oliver Bendel and Marc Heimann was accepted. This is a project that combines machine ethics and social robotics. The invention of the morality menu was transferred to a care robot for the first time. The care recipient can use sliders on the display to determine how he or she wants to be treated. This allows them to transfer their moral and social beliefs and ideas to the machine. The morality module (MOMO) is intended for the Lio assistance robot from F&P Robotics. The result will be presented at the end of October 2022 at the company headquarters in Glattbrugg near Zurich. More information on the conference via www.icsr2022.it.
Am 2. September 2022 fand an der Hochschule für Wirtschaft FHNW das Kick-off-Meeting zum HUGGIE-Projekt statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel wird das vierköpfige Team bis Januar 2023 einen Umarmungsroboter bauen und an Benutzern testen. Dies war bereits 2020 geplant, wurde aber durch die Pandemie vereitelt. Stattdessen erarbeiteten Leonie Stocker und Ümmühan Korucu theoretische Grundlagen und führten eine Onlinebefragung durch. Die Ergebnisse wurden im Buch „Soziale Roboter“ unter dem Titel „In den Armen der Maschine“ veröffentlicht. Der soziale Roboter HUGGIE soll zu einem guten Leben beitragen, indem er Menschen berührt und umarmt. Bereits bekannt ist, dass Wärme und Weichheit der Arme und des Körpers gewünscht werden. Nun wird untersucht, ob z.B. auch Töne, Stimmen, Vibrationen und Gerüche die Akzeptanz erhöhen. Auch das Aussehen soll variiert werden: Möchte man eher von einem weiblich oder männlich anmutenden Roboter umarmt werden? Eher von einem tierähnlichen oder einem menschenähnlichen? Was ist mit einem Teddybären? Die Leitfrage des Praxisprojekts ist: Kann ein sozialer Roboter durch Umarmungen und Berührungen zur Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens beitragen, und welche Faktoren sind dabei zu berücksichtigen? Letztlich sollen Roboter dieser Art vor allem in Extremsituationen eingesetzt werden, bei Krisen und Katastrophen, bei Krankheiten, mit denen Isolation verbunden ist, oder bei Marsflügen.
Lea Peier von der Hochschule für Wirtschaft FHNW hat im Rahmen ihrer Abschlussarbeit über Barroboter geforscht. Betreut wurde sie von Prof. Dr. Oliver Bendel. Zu Barrobotern kann man Kaffeeroboter (Roboterbaristas) sowie Barkeeperroboter (Cocktailroboter) zählen. Die Forschungsfrage der Arbeit mit dem Titel „Ein Serviceroboter in einem Café hinter der Bar“ lautet: „Welchen Nutzen können Barroboter in der Gastronomie generieren?“ (Abstract Bachelorarbeit). „Um dies beantworten zu können, wurden Experteninterviews, Interviews mit Gastronomiebetrieben und Beobachtungen von Barrobotern durchgeführt. Die Forschungsfrage bezüglich des Nutzens eines Barroboters im Gastronomiebetrieb konnte vollumfänglich beantwortet werden. Dabei zeigte sich bereits im Verlaufe der Arbeit, dass Barroboter aktuell keinen wesentlichen Nutzen in der Gastronomie erbringen können.“ (Abstract Bachelorarbeit) Es gebe für die bestehenden Barroboter in der Schweiz aber andere interessante Einsatzorte wie beispielweise auf Messen oder in langen Warteschlangen. Ein Blick ins Ausland zeige, dass die Schweiz als renommierter Technologiestandort keine Vorreiterstellung einnimmt. „Dank der globalen Präsenz und den technologischen und qualitativ hohen Standards bietet sich die Chance, dass sich die bisher verhaltene Schweizer Szene rasch und kräftig weiterentwickeln kann.“ (Abstract Bachelorarbeit) Ein Video zum Projekt findet sich in der Videosektion oder direkt auf YouTube.
Abb.: Barroboter mixen Cocktails bzw. bereiten sie vor
Katharina Kühne and Melinda A. Jeglinski-Mende (University of Potsdam) together with Oliver Bendel (School of Business FHNW) have written an extended abstract for Robophilosophy 2022 entitled „Tamagotchi on our Couch“. The corresponding poster was presented by Katharina Kühne on on August 16, 2022, the first day of the conference. The poster is made available here. From the abstract: „Although social robots increasingly enter our lives, it is not clear how they are perceived. Previous research indicates that there is a tendency to anthropomorphize social robots, at least in the Western culture. One of the most promising roles of robots in our society is companionship. Pets also fulfill this role, which gives their owners health and wellbeing benefits. In our study, we investigated if social robots can implicitly and explicitly be perceived as pets. In an online experiment, we measured implicit associations between pets and robots using pictures of robots and devices, as well as attributes denoting pet and non-pet features, in a Go/No-Go Association Task (GNAT). Further, we asked our participants to explicitly evaluate to what extent they perceive robots as pets and if robots could replace a real pet. Our findings show that implicitly, but not explicitly, social robots are perceived as pets.“ (Abstract) The poster is available here.
Der vierte und letzte Tag der Robophilosophy 2022 wurde eröffnet mit einem Vortrag von Catrin Misselhorn („Three Ethical Arguments against Killer Robots“). Sie stellte u.a. die Arbeit von Ronald C. Arkin vor und übte Kritik daran. Ein Workshop und drei Sessions schlossen sich an. In Session 18 („Robots in Elderly Care II“) sprach zunächst Stefanie Baisch („Elders‘ Expectations and Experiences of Having a Companion-Type Social Robot“, mit Thorsten Kolling), dann Rajitha Ramanayake („A Small Set of Ethical Challenges For Elder-care Robots“, mit Vivek Nallur). Session 19 („Robots at Work“) wurde von Valeria Martino („Trusting Workers: Information and Sociability in the Digital Age“), Rua Williams („All Robots Are Disabled“) sowie Anna Dobrosovestnova und Tim Reinboth („Mapping Ambiguities of Helping Commercial Delivery Robots“) bestritten. Tatsächlich sind sowohl autonome als auch ferngesteuerte Transportroboter immer wieder auf Hilfe angewiesen, etwa wenn sie feststecken. Nach dem Lunch bildete die Panel Discussion, geleitet von Robert Sparrow, den Abschluss. Der australische Philosoph fragte Johanna Seibt, was Philosophen besser machen könnten. Sie forderte diese auf, zu den Robotikkonferenzen zu gehen und von ihnen zu lernen. Umgekehrt ermahnte sie die Robotiker, die Leistung der Philosophen zu achten. Zahlreiche weitere Statements und Kommentare folgten. Die Robophilosophy hat sich erneut als führende Veranstaltung für Soziale Robotik behauptet. Weitere Informationen zur Konferenz über cas.au.dk/en/robophilosophy/conferences/rpc2022.
Abb.: Pepper mit einer Lernanwendung von Sara Zarubica
Der Vormittag des dritten Tags der Robophilosophy 2022 begann mit der Keynote „Robots, Institutional Roles and Functions“ von Seumas Miller. Er schloss bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften von Robotern kategorisch aus, was in der Diskussionsrunde die Kritiker auf den Plan rief. Seine Behauptung, Roboter könnten keine moralischen Agenten (also keine moralischen Subjekte) sein, konterte Catrin Misselhorn, eine erfahrene Maschinenethikerin, mit der Feststellung, sie könnten durchaus funktionale moralische Agenten sein, wenn auch keine vollständigen. Tatsächlich werden seit vielen Jahren moralische Maschinen in genau diesem Sinne gebaut: Sie erhalten moralische Regeln und halten sich daran. Es folgten am Vormittag drei Sessions und ein Workshop. Bei Session 12 („HRI I“) sprachen u.a. Kerstin Fischer und Johanna Seibt. Session 14 („Social norms and roles I“) wurde mit Vorträgen von Anna Strasser und Michael Wilby („The AI-Stance: Crossing the Terra Incognita of Human-Machine Interactions?“), Kirsikka Kaipainen („Identifying Opportunities for Social Robots in Youth Services: A Case Study of a Youth Guidance Center“, mit Salla Jarske und Kaisa Väänänen) sowie Laetitia Tanqueray und Stefan Larsson („What Norms Are Social Robots Reflecting? A Socio-Legal Exploration on HRI Developers“) bespielt. Danach ging es in die Mittagspause.
Der zweite Tag der Konferenz wurde von einem Vortrag von Virginia Dignum über „Responsible AI: From Principles to Action“ eröffnet. Bis zum Lunch gab es vier parallele Sessions. Session 6 („Robots in Elderly Care“) umfasste die Talks von Migle Laukyte („Right to Robot or a Duty to Older Generations“) und Peter Remmers („Social Robots in Care Facilities“, zusammen mit Nele Fischer). Workshop 3 („ELSI of the Avatar Symbiotic Society“) wurde von Hiroshi Ishiguro mit „Realisation of the Avatar Symbiotic Society: The Concept and Technologies“ eröffnet. Anders als 2018 war er nicht vor Ort, sondern über Zoom zugeschaltet. Seine Vision ist, dass im Jahre 2050 viele Menschen einen oder mehrere Avatare besitzen, wobei er damit nicht virtuelle, sondern physische Repräsentanten meint. Der eine oder andere Teilnehmer fragte sich, warum er nicht seinen eigenen Avatar, den Geminoid, nach Helsinki geschickt hatte. Parallel fanden drei Sessions statt. In Session 7 („Relational Accounts“) stellte Miriam Gorr in „How We Respond to Robots and Whether It Matters Morally“ die Ansätze von John Danaher, Robert Sparrow and Mark Coeckelbergh zum moralischen Status von Maschinen auf den Prüfstand. Nach der Kaffeepause folgten zwei Workshops und zwei Sessions. In Session 10 („Robots in Healthcare II“) ging Iva Apostolova auf „The Significance of the Sense of Touch for the Use of Social Robots in Care Settings“ ein. Oliver Bendel wies in der Diskussionsrunde auf Umarmungsroboter, Liebespuppen und Sexroboter hin. Den Schlusspunkt bildete die Keynote „Socially Assistive Robotics – Methods and Implications for the Future of Work and Care“ von Maja Matarić. Sie kombiniert die Präsenz der Roboter und deren Funktionen mit Mixed Reality. Danach ging es in die nahegelegene City Hall, wo die Stadt Helsinki die Wissenschaftler empfing und umsorgte.
Nach Worten der Begrüßung von Raul Hakli, Pekka Mäkelä und Johanna Seibt startete die Robophilosophy 2022 mit einem Vortrag von Sven Nyholm zum Thema „A New Control Problem? Humanoid Robots, AI, and the Value of Control“. In Session 1 („Robots in Law and Policing“) sprachen danach Oliver Bendel („Robots in Policing“), Cindy Friedman („Granting Negative Rights to Humanoid Robots“) und Jakob Stenseke („The Use and Abuse of Normative Ethics for Moral Machines“). Parallel fanden drei Workshops statt, darunter „Regulation of the Use of Social Robotics in Care Settings: A Simulation“. Im Anschluss wurden vier Poster präsentiert, eines davon von Katharina Kühne, Melinda A. Jeglinski-Mende und Oliver Bendel („Tamagotchi on our couch: Are social robots perceived as pets?“). Am späteren Nachmittag referierte David Gunkel zum Thema „Robots Should Not be Slaves“ – eine Auffassung, die etwa Joanna Bryson oder Oliver Bendel nicht in dieser Weise teilen. Er leitete den Workshop, bei dem mehrere Vorträge gehalten und ganz unterschiedliche Ansichten ausgetauscht wurden. Parallel fanden ein weiterer Workshop sowie Session 2 („Robots in Education“) statt. Die Robophilosophy gilt als die wichtigste Konferenz zu sozialen Robotern aus gesellschaftlicher Perspektive. Sie findet vom 16. bis zum 19. August 2022 an der Universität Helsinki statt.
Abb.: Der soziale Roboter Pepper mit einer Lernanwendung
Choices war im Gespräch mit Prof. Dr. Oliver Bendel, Technikphilosoph, Informations- und Maschinenethiker aus Zürich. Es ging um Serviceroboter und um soziale Roboter, um das Verhältnis zu ihnen und die Beziehungen mit ihnen. Auch die Stimmen von Robotern und Sprachassistenten waren ein Thema. Die Stimme allein hat eine große Anziehungskraft und bringt uns dazu, uns in jemanden oder etwas zu verlieben. 1989 startete das Magazin als Filmkunstmagazin in Köln. Heute wird es laut Website auch gerne gelesen im Kölner Umland, in Leverkusen und in Bonn. Zugleich hat es sich thematisch erweitert und gewandelt. Es versteht sich als ein breit aufgestelltes Kulturmagazin entwickelt, ohne dass das Augenmerk auf Filmkunst vernachlässigt werde. „Seit gut einem Jahr wurde choices erweitert durch Beiträge zu streitbaren Themen, wie z.B. das Juni-Thema EUROPA IN KÖLN.“ (Website choices.de) Das Interview mit dem Titel „Wir werden Menschen an Androiden verlieren“ ist am 25. Juli 2022 in der Onlineausgabe erschienen. Zusätzlich gibt es eine kürzere Version in der Printausgabe.
Das CARE-MOMO („MOMO“ steht für „Morality Module“ bzw. „Moralmodul“) soll den Assistenzroboter Lio von F&P Robotics erweitern. Es baut auf dem MOME auf, dem Moralmenü, das bereits 2019/2020 entwickelt und 2020 auf der Robophilosophy vorgestellt wurde. Mit Hilfe von Schiebereglern auf dem Display von Lio kann der Pflegebedürftige (bei Bedarf zusammen mit der Pflegekraft oder dem Angehörigen) seine Präferenzen wählen und so auf einfache Weise seine moralischen Vorstellungen und grundsätzlichen Einstellungen übertragen. Marc Heimann erarbeitete ab Frühjahr 2022 im Rahmen seiner Abschlussarbeit die Optionen, die in einem Brainstorming mit dem Betreuer Oliver Bendel ergänzt und von F&P Robotics begutachtet wurden. Implementiert wird bis Mitte August ein Moralmenü, das die drei Bereiche „Soziales“, „Transparenz“ und „Funktionalität“ umfasst. Unter „Soziales“ findet sich etwa die Frage „Soll Lio diskret sein, wenn ich in einer intimen Situation bin?“. Der Roboter soll sich gegebenenfalls wegdrehen oder zeitweise ausschalten. Der Bereich „Transparenz“ enthält die Frage „Soll Lio mitteilen, wenn die Kamera eingeschaltet oder benutzt wird?“. Das CARE-MOMO wird als Webservice mithilfe von Spring prototypisch umgesetzt. Verwendet werden HTML, CSS und JavaScript sowie das Bootstrap-Framework für die Webseite und Java, JSON und REST für die Services und das Back-End. Die Firma entscheidet dann in der Folge, ob das Moralmodul gesamthaft oder teilweise für das Produkt übernommen wird.
Abb.: 20 Konzepte/Artefakte der Maschinenethik und Sozialen Robotik
On June 22, 2022, the paper „The SPACE THEA Project“ by Martin Spathelf and Oliver Bendel was published on arxiv.org. It was presented at the AAAI 2022 Spring Symposium „How Fair is Fair? Achieving Wellbeing AI“ at Stanford University and came in 2nd place in the Best Presentation Awards. From the abstract: „In some situations, no professional human contact can be available. Accordingly, one remains alone with one’s problems and fears. A manned Mars flight is certainly such a situation. A voice assistant that shows empathy and assists the astronauts could be a solution. In the SPACE THEA project, a prototype with such capabilities was developed using Google Assistant and Dialogflow Essentials. The voice assistant has a personality based on characteristics such as functional intelligence, sincerity, creativity, and emotional intelligence. It proves itself in seven different scenarios designed to represent the daily lives of astronauts, addressing operational crises and human problems. The paper describes the seven scenarios in detail, and lists technical and conceptual foundations of the voice assistant. Finally, the most important results are stated and the chapters are summarized.“ The paper will additionally be published in the proceedings volume of the symposium by the end of summer. It can be downloaded via arxiv.org/abs/2206.10390.
Ziel des First Geriatronics Summit ist, die aktuellen und geplanten Robotiklösungen im Kontext der Geriatronik zu beleuchten und die politischen Entscheidungsträger für die entsprechenden Technologien zu sensibilisieren. Die Veranstaltung, die am 20. und 21. Juni 2022 in Garmisch-Partenkirchen stattfinden wird, will laut Website folgende Fragen beantworten: 1. Wie kann man mit Hilfe von Geriatronik dem zunehmenden Mangel und den geografischen Unterschieden bei den Pflegekräften und der überlasteten Gesundheitsversorgung begegnen? 2. Wie können Robotik und KI die Unabhängigkeit, Mobilität, Selbstbestimmung und Gesundheit älterer Menschen so lange wie möglich fördern? 3. Was sind die Regeln der Autonomie und wie lassen sich moralische, ethische, kulturelle und persönliche Herausforderungen und Dilemmata für die Geriatronik angehen? Eingeladene Wissenschaftler sind Prof. Dr.-Ing. Tamim Asfour (KIT Karlsruhe), Dr. Sylvain Calinon (EPFL), Dr. Tadej Petrič (Jožef Stefan Institute), Dr. Matteo Laffranchi (Italian Institute of Technology – IIT), Prof. Adriana Tapus (Institut Polytechnique de Paris), Prof. Jim Tørresen (University of Oslo), Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin (TUM), Prof. Dr. med. Alena M. Buyx (TUM), Prof. Dr. oec. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Prof. Dr. Christian Djeffal (TUM), Prof. Vera Lúcia Raposo (University of Coimbra), Prof. Dr. Lee Bygrave (University of Oslo) und Prof. Dr. Martin Ebers (Humboldt-Universität zu Berlin/University of Tartu). Getragen wird die Veranstaltung u.a. vom Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI) der Technischen Universität München (TUM) und von der VolkswagenStiftung.
Abb.: Ältere sind Pflegerobotern gegenüber oft aufgeschlossen